02:00 Uhr, der Wecker klingelt. Doch anstatt im warmen Bett zu liegen, tragen mich meine Beine schon die Serpentinen im Wald hinauf in Richtung Triglav. Den steinigen Weg sehe ich nur im fahlen Licht der Stirnlampe. Eigentlich wollte ich jetzt erst aufstehen, doch wie das nun einmal so ist: Nichts ist so beständig wie die Planänderung
. Früh aufbrechen wollte ich aus mehreren Gründen:
- Das Wetter war nicht so stabil gemeldet. Ab 11 Uhr konnte der erste leichte Regen kommen, ab 14 Uhr dann auch mehr.
- Vermeidung der Stoßzeiten. Ich hatte vom Triglav schon einiges gehört. Dass er ein einsames Ziel ist - eher nicht.
- Ungewissheit bezüglich meiner Fitness. Nach einem Bandscheibenvorfall (C5/C6) Mitte Mai hatte ich mich eigentlich schon verabschiedet von einer Bergtour im Urlaub. Selbst 1-2 Wochen vor dem Urlaub hätte ich nicht daran geglaubt. Doch auf einmal entwickelte sich alles sehr schnell zum Besseren und ich war nahezu schmerzfrei. Eine Probetour daheim ging sich noch mit leichten Schmerzen aus. Was blieb war eine Sportpause von ca. 2 Monaten und ein eventuelles Fitness-Defizit. Trotzdem wollte ich es zumindest probieren und bei Anzeichen von Schmerzen oder konditionellen Problemen konsequent den Rückzug antreten.
Somit stelle ich am Vorabend den Wecker auf 02:00 Uhr und schaffe es sogar, früh ins Bett zu gehen und dazu auch noch einzuschlafen. Doch um 23:30 Uhr meldet sich der Nachwuchs und es war vorbei mit dem Schlaf. Um Punkt Mitternacht dann der Entschluss: Du schläfst eh nicht mehr ein, steh auf! Also schnelles "Frühstück", letzte Sachen packen und um 00:40 Uhr saß ich auf dem Fahrradsattel. Von unserer Unterkunft in Bohinjska Bistrica sind es rund 13 km bis zu meinem Startpunkt Slap Mostnice. Mein treuer Begleiter für heute sollte der Vollmond sein.
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2-3x falsch Abbiegen und schon bin ich auf der Zufahrtsstraße ins Mostnica-Tal. Im Geleit einer Fledermaus werden die ersten Höhenmeter absolviert. Leider sind auch 1-2 Abfahrten mit dabei, die auf dem Rückweg dann nicht so viel Freude bereiten
. Um 01:35 Uhr ist dann das Fahrrad verriegelt und es geht zu Fuß weiter.
Am Startpunkt
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Der erste Teil des Weges ist eher breit und von ziemlich grobem Gestein geprägt. Noch dazu geht es gleich ordentlich steil los. Mit der Zeit geht der Weg in einen Steig über und die Bodenbeschaffenheit wird deutlich angenehmer. Trotzdem ist das Gehen in der Dunkelheit ungewohnt und strengt mich zusätzlich an. Auch mit der Müdigkeit habe ich etwas zu kämpfen. So schrecke ich mehrmals kurz auf, wenn der Weg aus dem Wald auf eine Lichtung führt und mich der Mond wie ein LKW-Scheinwerfer anstrahlt.
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Schlafwandelnd erreiche ich das erste Etappenziel, die Hütte "Vodnikov dom" (03:26 Uhr). Das fließende Wasser aus dem Brunnen hätte mir etwas Ballast bis hierhin ersparen können. Aber bevor ich ohne Wasser da stehe...
Die Hütte lasse ich schnell hinter mir und sehe in der Ferne das erste Stirnlampenpaar. 15 Minuten später überhole ich die beiden Männer und stapfe weiter in die Dunkelheit. Durch einen Verhauer komme ich auf meine obligate Dosis "Latschenkampf".
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An der nächsten Wegkreuzung schlage ich den Steig Richtung zweitem Etappenziel ein: Der Hütte Dom Planica. Auch hier verschlägt es mich in der Dunkelheit ab und an vom Weg, doch in dem Geröll macht das keinen großen Unterschied. Der Weg zieht recht steil nach oben, sodass man recht schnell an Höhe gewinnt. Sobald es flacher wird, ist die Hütte auch schon erreicht (04:35 Uhr).
Am Himmel deutet sich langsam die Schichtablösung an. Blickt man nach rechts, zeigt sich schon eine zarte Morgenröte. Blickt man nach links, strahlt der Mond noch mit letzter Kraft.
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Dom Planika
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Auch der Triglav kommt langsam aus dem Schutz der Dunkelheit zum Vorschein
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Hier bei der Hütte ist nun schon ein kühlerer Wind zu spüren. Auch die Bewölkung am Himmel sieht schon nicht mehr so freundlich aus. Kommt der Niederschlag etwa doch schon früher? Der Plan war über den Gorjanska-Weg und dann über die Südwest-Schulter zum Gipfel aufzusteigen und anschließend in östlicher Richtung abzusteigen. Körperlich fühle ich mich bis auf die Müdigkeit soweit gut. Ich entscheide mich nicht viel Zeit zu verlieren und die letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Also nichts wie los! Zunächst geht es flach in den Talkessel hinein. Ein paar Altschneefelder sind zu überqueren. Auf meinem geplanten Abstiegsweg sehe ich nun schon einige Stirnlampen flackern, die sich langsam nach aufwärts bewegen. Meine Stirnlampe habe ich mittlerweile im Rucksack verstaut. Mein Aufstiegsweg wird nun steiler und die Hände kommen öfters zum Einsatz. Aber der Weg ist sehr gut mit Eisenstiften und teils auch mit Seilversicherung ausgestattet. Trotzdem muss ich öfters mal Pause machen und durchschnaufen.
Nach Erreichen der Schulter wird der Weg wieder einfacher, doch die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel ziehen sich nochmal ordentlich.
An der Schulter
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Doch alles hat mal ein Ende und endlich stehe ich am Aljaž-Turm auf dem Gipfel (05:32 Uhr).
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Geschafft! Doch Freude will noch nicht so richtig aufkommen. Es ist ziemlich frisch. Außer mir ist eine weitere Person am Gipfel, die aber auch nicht lange verweilt. Auch ich beginne zügig den Abstieg Richtung Osten. Hier stoße ich bald auf den ersten Gegenverkehr.
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Manchmal erlaubt es mir das Gelände, außen herum zu steigen. Doch an engen Stellen heißt es dann doch: Warten. Viele gehen mit Klettersteigset und strahlen zusätzlich nicht die größte alpine Erfahrung aus. Die teils sehr sommerliche Kleidungswahl mancher Gipfelaspiranten bereitet mir zusätzliches Kopfzerbrechen. Aber das ist vielleicht die Normalität an einem Gipfel wie diesem. Zeitweise kommen sogar ein paar Schneeflocken mit vom Himmel. Bei einer Jugendgruppe von ca. 10 Personen muss ich die eine oder andere Minute verstreichen lassen, bis es weitergeht. Spätestens ab dem kleinen Triglav (05:52 Uhr) läuft es dann aber deutlich flüssiger.
Rückblick zum Triglav
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Blick voraus zur Dom Planika
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Fortsetzung folgt...

- Das Wetter war nicht so stabil gemeldet. Ab 11 Uhr konnte der erste leichte Regen kommen, ab 14 Uhr dann auch mehr.
- Vermeidung der Stoßzeiten. Ich hatte vom Triglav schon einiges gehört. Dass er ein einsames Ziel ist - eher nicht.
- Ungewissheit bezüglich meiner Fitness. Nach einem Bandscheibenvorfall (C5/C6) Mitte Mai hatte ich mich eigentlich schon verabschiedet von einer Bergtour im Urlaub. Selbst 1-2 Wochen vor dem Urlaub hätte ich nicht daran geglaubt. Doch auf einmal entwickelte sich alles sehr schnell zum Besseren und ich war nahezu schmerzfrei. Eine Probetour daheim ging sich noch mit leichten Schmerzen aus. Was blieb war eine Sportpause von ca. 2 Monaten und ein eventuelles Fitness-Defizit. Trotzdem wollte ich es zumindest probieren und bei Anzeichen von Schmerzen oder konditionellen Problemen konsequent den Rückzug antreten.
Somit stelle ich am Vorabend den Wecker auf 02:00 Uhr und schaffe es sogar, früh ins Bett zu gehen und dazu auch noch einzuschlafen. Doch um 23:30 Uhr meldet sich der Nachwuchs und es war vorbei mit dem Schlaf. Um Punkt Mitternacht dann der Entschluss: Du schläfst eh nicht mehr ein, steh auf! Also schnelles "Frühstück", letzte Sachen packen und um 00:40 Uhr saß ich auf dem Fahrradsattel. Von unserer Unterkunft in Bohinjska Bistrica sind es rund 13 km bis zu meinem Startpunkt Slap Mostnice. Mein treuer Begleiter für heute sollte der Vollmond sein.
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2-3x falsch Abbiegen und schon bin ich auf der Zufahrtsstraße ins Mostnica-Tal. Im Geleit einer Fledermaus werden die ersten Höhenmeter absolviert. Leider sind auch 1-2 Abfahrten mit dabei, die auf dem Rückweg dann nicht so viel Freude bereiten

Am Startpunkt
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Der erste Teil des Weges ist eher breit und von ziemlich grobem Gestein geprägt. Noch dazu geht es gleich ordentlich steil los. Mit der Zeit geht der Weg in einen Steig über und die Bodenbeschaffenheit wird deutlich angenehmer. Trotzdem ist das Gehen in der Dunkelheit ungewohnt und strengt mich zusätzlich an. Auch mit der Müdigkeit habe ich etwas zu kämpfen. So schrecke ich mehrmals kurz auf, wenn der Weg aus dem Wald auf eine Lichtung führt und mich der Mond wie ein LKW-Scheinwerfer anstrahlt.
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Schlafwandelnd erreiche ich das erste Etappenziel, die Hütte "Vodnikov dom" (03:26 Uhr). Das fließende Wasser aus dem Brunnen hätte mir etwas Ballast bis hierhin ersparen können. Aber bevor ich ohne Wasser da stehe...
Die Hütte lasse ich schnell hinter mir und sehe in der Ferne das erste Stirnlampenpaar. 15 Minuten später überhole ich die beiden Männer und stapfe weiter in die Dunkelheit. Durch einen Verhauer komme ich auf meine obligate Dosis "Latschenkampf".
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An der nächsten Wegkreuzung schlage ich den Steig Richtung zweitem Etappenziel ein: Der Hütte Dom Planica. Auch hier verschlägt es mich in der Dunkelheit ab und an vom Weg, doch in dem Geröll macht das keinen großen Unterschied. Der Weg zieht recht steil nach oben, sodass man recht schnell an Höhe gewinnt. Sobald es flacher wird, ist die Hütte auch schon erreicht (04:35 Uhr).
Am Himmel deutet sich langsam die Schichtablösung an. Blickt man nach rechts, zeigt sich schon eine zarte Morgenröte. Blickt man nach links, strahlt der Mond noch mit letzter Kraft.
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Dom Planika
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Auch der Triglav kommt langsam aus dem Schutz der Dunkelheit zum Vorschein
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Hier bei der Hütte ist nun schon ein kühlerer Wind zu spüren. Auch die Bewölkung am Himmel sieht schon nicht mehr so freundlich aus. Kommt der Niederschlag etwa doch schon früher? Der Plan war über den Gorjanska-Weg und dann über die Südwest-Schulter zum Gipfel aufzusteigen und anschließend in östlicher Richtung abzusteigen. Körperlich fühle ich mich bis auf die Müdigkeit soweit gut. Ich entscheide mich nicht viel Zeit zu verlieren und die letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Also nichts wie los! Zunächst geht es flach in den Talkessel hinein. Ein paar Altschneefelder sind zu überqueren. Auf meinem geplanten Abstiegsweg sehe ich nun schon einige Stirnlampen flackern, die sich langsam nach aufwärts bewegen. Meine Stirnlampe habe ich mittlerweile im Rucksack verstaut. Mein Aufstiegsweg wird nun steiler und die Hände kommen öfters zum Einsatz. Aber der Weg ist sehr gut mit Eisenstiften und teils auch mit Seilversicherung ausgestattet. Trotzdem muss ich öfters mal Pause machen und durchschnaufen.
Nach Erreichen der Schulter wird der Weg wieder einfacher, doch die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel ziehen sich nochmal ordentlich.
An der Schulter
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Doch alles hat mal ein Ende und endlich stehe ich am Aljaž-Turm auf dem Gipfel (05:32 Uhr).
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Geschafft! Doch Freude will noch nicht so richtig aufkommen. Es ist ziemlich frisch. Außer mir ist eine weitere Person am Gipfel, die aber auch nicht lange verweilt. Auch ich beginne zügig den Abstieg Richtung Osten. Hier stoße ich bald auf den ersten Gegenverkehr.
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Manchmal erlaubt es mir das Gelände, außen herum zu steigen. Doch an engen Stellen heißt es dann doch: Warten. Viele gehen mit Klettersteigset und strahlen zusätzlich nicht die größte alpine Erfahrung aus. Die teils sehr sommerliche Kleidungswahl mancher Gipfelaspiranten bereitet mir zusätzliches Kopfzerbrechen. Aber das ist vielleicht die Normalität an einem Gipfel wie diesem. Zeitweise kommen sogar ein paar Schneeflocken mit vom Himmel. Bei einer Jugendgruppe von ca. 10 Personen muss ich die eine oder andere Minute verstreichen lassen, bis es weitergeht. Spätestens ab dem kleinen Triglav (05:52 Uhr) läuft es dann aber deutlich flüssiger.
Rückblick zum Triglav
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Blick voraus zur Dom Planika
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Fortsetzung folgt...
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