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Steinerkogel (1589m), Mürzsteger Alpen, 16.2.2020

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  • Steinerkogel (1589m), Mürzsteger Alpen, 16.2.2020

    Der Steinerkogel wird üblicherweise (vor allem im Winter) aus dem Tal der Kalten Mürz durch Grass- und Lanxengraben bestiegen, oder aber in eine Runde Lahnberg-Donnerkogel-Rauchstein vom Gscheidl aus einbezogen. Auch bei einer Grassgrabenumrundung über Grassgrabenhöhe und Glatzeten Kogel kann man ihn mitnehmen, wie Norbert schon bewiesen hat.

    Ich wollte ihm auf möglichst kurzem Weg mit Schneeschuhen zu Leibe rücken, aber nicht dieselbe Route hinauf und wieder hinunter gehen. Da bot sich eine Runde über Bärensattelgraben und Klammermäuer im Aufstieg und Lanxengraben im Abstieg an. Das sollte laut Tourenplaner rund 12km und etwas über 700Hm sein und etwa 4 Stunden in Anspruch nehmen, also durchaus keine große Sache sein.

    Soweit die Theorie; in der Praxis schaute das bei den herrschenden Schneeverhältnissen dann doch etwas anders aus. Schwerer, feuchter Schnee und völlig unverspurtes Gelände ließen mich nur sehr langsam vorankommen. Den Abstieg erwischte ich auch nicht ganz optimal. Außerdem war es nach dem Geißenberg erst die zweite Schneeschuhtour in dieser Saison, da ich wieder einmal durch eine hartnäckige Verkühlung längere Zeit pausieren musste. Im Endeffekt kam ich auf 6,5 Stunden und war am Schluss ziemlich erledigt.


    Um 10h beim Ausgangspunkt, dem Gasthaus Leitner in Neuwald. Meine Befürchtung, es könnte vielleicht zu wenig Schnee liegen, erweist sich als unbegründet.
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    Ich gehe gleich rechts den Hang hinauf. Am oberen Ende des Schlages treffe ich auf eine Forststraße.
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    Sie führt leicht steigend in den Sattel nördlich des Klauskogels und biegt dann nach Norden. Bis auf eine Stelle, die sich aber leicht unterkriechen lässt (hier bereits im Rückblick), ist sie hindernisfrei. Allerdings ist das Spuren schon recht mühsam.
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    So schaut es vor mir aus.
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    Wieder ein Rückblick: Mitterbergwand und Salzwänd tauchen auf.
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    Noch ist der Himmel strahlend blau, in der Sonne ist es sehr warm. Es hat leichte Plusgrade. Tierspuren sind das einzige Lebenszeichen weit und breit.
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    Die Straße umrundet den tief eingeschnittenen Bärensattelgraben. Jenseits sieht man bereits den Beginn der Klammermäuer (mittig), dahinter den Harnleitenriegel. Links schaut der Lahnberg drüber.
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    Blick zur Schneealpe
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    Nachdem die Straße mit leichtem Höhenverlust die Grabensohle erreicht hat, um jenseits wieder ein Stück zurückzuführen, wo dann eine andere Forststraße einmündet, verlasse ich sie und steige in den Sattel zwischen unteren Klammermäuern und P1248 auf. „Beim Rossstall“ heißt es hier. Ein historisch interessanter Platz, hat hier doch einst zu Hubmers Zeiten eine Holzbahn vom Bärensattel (jetzt „Mösl“) um die Klammermäuer (Klamelmäuer) herum geführt. In der Kompasskarte ist die Trasse noch als Weg eingezeichnet. Wieviel davon noch übrig ist, weiß ich nicht; das müsste man sich einmal in der schneefreien Zeit anschauen.
    Weil die Flanke (man hat sie schon am vorletzten Bild gesehen) ziemlich steil ist, gehe ich noch ein kleines Stück weiter und kann dann bald relativ bequem aufsteigen.
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    Wo es flacher wird, mache ich eine kurze Pause und stärke mich für den Weiterweg. Viel habe ich ja nicht mit, ein paar Nüsse und einen Energy-Riegel. Aber die Aussicht ist schön und das Sitzen tut gut.
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    Schon geht es weiter. Im Westen zieht es derweil immer mehr zu.
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    Ich bin gespannt, wie ich da jetzt durchkommen werde. Zuerst halte ich mich links an der Kante, das geht ganz gut.
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    An einigen Stellen muss man sich an der Kante zwischen dem Steilabfall und hinderlichen Bäumen (die dann aber auch willkommene Haltegriffe bieten) durchschummeln; schließlich ziehe ich es aber doch vor, nach rechts in den Wald auszuweichen. Das geht problemlos und dauert auch nicht lang.
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    Bald wird es frei und auch flacher; jetzt gehe ich freiwillig wieder an der Kante.
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    Dann habe ich bei einem kleinen Sattel die Forststraße erreicht, die von der Mitterhoferalm (rechts im Bild) herüberkommt und nördlich unter den oberen Klammermäuern zum Harnleitenriegel führt. Gerade den Kamm hinauf sehe ich auch ein Stück Straße, ich lasse mich aber nicht dazu verleiten, sie zu benutzen. Ich habe ohnehin nicht vor, die oberen Klammermäuer zu überschreiten; das hebe ich mir lieber für den Sommer auf. Sie fallen nach beiden Seiten felsig ab und ich weiß nicht, wie leicht man da drüberkommt.
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  • #2
    Links geht’s also weiter.
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    Zuerst ohne Höhengewinn, sogar leicht fallend, beginnt die Hangquerung. Dann beginnt eine lange Steigung auf der zugewehten Straße, durch die Schräglage mit den Schneeschuhen unangenehm zu gehen. Ich kann es kaum erwarten, schon auf dem sonnigen Hang nach der Biegung zu sein, aber das zieht sich...
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    Zwischendurch ein Blick übers Mösl (mit der Jagdhütte, bekannt aus dem Film „Wilde Maus“ mit Josef Hader sowie aus dem Hüttenquiz) hinüber zum Mitterberg.
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    Endlich erreiche ich den sonnigen Nordwestabhang des Steinerkogels. Hier gibt es ein paar kleinere Hindernisse zu überwinden.
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    Ein Rückblick auf die lange Querung unter den Klammermäuern.
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    Kurz vor dem Ende der Straße steige ich rechts zum Harnleitenriegel an. Eigentlich recht schön, wenn ich nicht einen Krampf im Bein bekommen hätte. Ich fürchte schon, es nicht mehr ganz hinauf zu schaffen, doch nach einer kleinen Pause geht es wieder. Als ich schon glaube, fast oben zu sein, zeigt sich der Gipfel noch einmal widerspenstig: Das oberste Gupferl stellt sich ein paar Meter steil auf, und nur mit Mühe und Asthilfe komme ich im tiefen Schnee hinauf. Aber dann bin ich endlich oben. Etwas mehr als vier Stunden habe ich bis hierher gebraucht. Der Gipfel selbst ist unspektakulär, freie Aussicht hat man eigentlich nur nach Südwesten.
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    Ich halte mich nicht lange auf, die Sonne hat sich verzogen und es weht ein kühles Lüftchen. Außerdem hab ich eh nichts mehr zum Essen. Beim Abstieg zur Lanxenalm öffnet sich dann der Blick zu Schneeberg und Rax, Rauchstein und Sonnleitstein.
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    Steil geht’s da hinunter, auch hier ist keinerlei Spur zu sehen.
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    Schneehöhenmessung auf der Forststraße unterhalb der Lanxenalm (Stockhöhe 1,30m).
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    Schon bei der Mitterhoferalm.
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    Jagdhütte gegen Donnerwand
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    Dürrenstein
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    Nun wird’s noch einmal spannend: Wie wird der Lanxengraben sein? Schaut laut Karte problemlos aus, außerdem gehen den ja alle. Ich watschle die Forststraße also noch ein Stück neben dem anfangs seichten Graben hinunter und steige dann in die Grabensohle. Da hört sich der Spaß gleich auf: Nicht nur, dass einige Bäume quer liegen, ist der Schnee dort naturgemäß auch viel tiefer und darunter plätschert das Wasser. Es gibt immer wieder Löcher und kleinere Absätze. Ich gehe nach Möglichkeit etwas oberhalb in der steilen Flanke, manchmal ist es aber unten bequemer oder es geht nicht anders. Ein paar Mal breche ich ein und kämpfe mich mit Mühe wieder hoch. Hier habe ich komischerweise keine Fotos gemacht.
    Dann macht der Graben, wieder etwas breiter, eine scharfe Biegung nach Süden:
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    Dahinter bricht er eng und felsig ab. Ich kann nur in den linken Steilwald ausweichen. Zum Glück komme ich dort nach ein paar Metern Querung ganz gut hinunter. Aber ich bin schon etwas verwundert, dass das der Normalanstieg sein soll. Hier schaue ich schon zurück:
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    Erst als ich sehe, dass unten ein Seitengraben einmündet, dämmert mir, dass der übliche Anstieg vermutlich durch diesen führt. Wenn man von unten kommt, auch völlig logisch. Aber wenn man’s nicht weiß und von oben kommt, schaut die Sache halt anders aus. Bei der Mitterhoferalm treffen beide Äste mehr oder weniger wieder zusammen, der (vermutlich richtige) südliche dort allerdings kaum zu erkennen. Natürlich hätte mir beim Kartenstudium auffallen können, dass der nördliche Ast, der zwar der „echte“ Lanxengraben zu sein scheint, aber offensichtlich nicht den Anstieg vermittelt, im Gegensatz zum südlichen als wasserführend eingezeichnet ist. Der felsige Absatz hingegen ist in keiner Karte eingetragen.
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    Jetzt folgt nur noch der Hatscher durch den Grassgraben zurück zum Leitner (zum Glück auf einer Snowmobile-Spur). So gefreut, mein Auto wieder zu sehen, hab ich mich schon lange nicht


    Fazit: Winterwandern kann ganz schön anstrengend sein. Aber: Schön war’s trotzdem, wieder was Neues kennengelernt und an der frischen Luft gewesen. Und wenn man ab und zu auch so etwas macht, weiß man das leichtfüßige Gehen in der schneefreien Zeit erst richtig zu schätzen
    Zuletzt geändert von maxrax; 18.02.2020, 15:18.

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    • #3
      Kartenausschnitt:

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      Zuletzt geändert von maxrax; 18.02.2020, 16:11.

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      • #4
        Sehr schöne Bilder von einer recht einsamen Tour! Und Gratulation zur Kondi, das wäre mir mit Schneeschuhen zu mühsam.
        Außer den Wegen zum Windberg kenne ich dort noch nichts.

        LG, Toni

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        • #5
          Na eine schöne, lange und anstrengende Tour hast da gemacht, tolle Bilder.

          LG
          der 31.12.

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          • #6
            Interessante Variante!
            Schade, dass Du die oberen Klammermäuer nicht versucht hast - die hätten mich auch noch interessiert
            Und eine weise Entscheidung, dass Du als Abstieg wenigstens nicht den gesamten Grassgraben gewählt hast ...

            lg
            Norbert
            Meine Touren in Europa
            ... in Italien
            Meine Touren in Südamerika
            Blumen und anderes

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            • #7
              Hut ab, dass du (fast) die gesamte Strecke bei tiefem und schwerem Schnee selbst gespurt hast! Da kann ich mir die Anstrengung lebhaft vorstellen.

              Der Lohn der Mühe sind auf wenig begangenen Routen oft unübliche Ansichten der umliegenden Berge. Und die stark gegliederte Nordseite des Schneealpenstocks bietet ja einen speziell eindrucksvollen Anblick. Auch das Unterwegs-sein in unberührter Winterlandschaft - allenfalls mit einzelnen kreuzenden Tierspuren - hat seinen eigenen Reiz.

              Ich habe in diesem Winter - am Hohenstein mehr als am Obersberg - ebenfalls erlebt, dass man mit den Schneeschuhen zu den üblichen Zeiten für Sommerwanderungen einiges drauflegen muss. Und so sehr ich jede einzelne Schneeschuhtour genießen konnte, war ich zugleich darüber froh, wieder den Ausgangsort zu erreichen.
              Lg, Wolfgang


              Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
              der sowohl für den Einzelnen
              wie für die Welt zukunftsweisend ist.
              (David Steindl-Rast)

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              • #8
                Servus
                Danke für den aufschlußreichen Bericht. Dein Aufstieg in den Bärensattelgraben ist der perfekte Abstieg für eine Mitterbergüberschreitung.
                Am Sonntag war der Schnee in der Gegend echt schwer. Da hast dir echt ordentlich was angetan. Hut ab vor der Leistung, das alles zu spuren!

                LG. Martin
                Alle meine Beiträge im Tourenforum

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                • #9
                  Na bumm, das schaut ja echt mühsam aus, das ist nix für mich. Glaub ich gern, dass man dann froh ist, wenn man das Auto wieder zu Gesicht bekommt. Im Nachhinein ist es ja dann schön in Fotos zu blättern, aber diese Stapferei im Schnee...hoffentlich ist der bald weg.

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                  • #10
                    Hier noch ein paar Bilder zum einfacheren Ast des Lanxengrabens vom 18.01.2020

                    200118_Steinerkogel_1.jpg
                    Blick runter in etwa beim Eintritt in den Wald. Bereits nach der von maxrax beschriebenen Grabenteilung. Hier rinnt zwar auch ein Bach im Graben aber dieser hat wesentlich weniger Wasser und es ist meist ganz gut möglich dem Bach auszuweichen.

                    200118_Steinerkogel_2.jpg
                    Blick nach oben. Es ist einfacher immer etwas links vom Bach zu bleiben. Die Windwürfe schauen wild aus, sind aber kein besonderes Hindernis.

                    200118_Steinerkogel_3.jpg
                    Der Austritt auf die Alm. Links am Bildrand verläuft die Forststraße, die in den von maxrax begangenen Ast führt.
                    Von oben ist es einfach in den Graben zu finden, wenn man sich eher auf der Seite des Kreuzriegels hält.

                    Zum Abstieg kann ich auch noch eine Variante anbieten. Norbert hat es oben ja schon angesprochen, den Grassgraben gibts auch noch.

                    Vom Steinerkogel wieder runter über die Lanxenalm aber bereits bei der oberen Forststraße eher auf die Waldebenhütte zuhalten.

                    200118_Steinerkogel_4.jpg
                    So ca. 200m westlich der Waldebenhütte beginnt der Grassgraben. Wir halten uns immer an der orografisch rechten Seite. Auf der linken wird es unten zu steil.

                    200118_Steinerkogel_5.jpg
                    Im Graben drinnen. Auch wenns von oben nicht so ausschaut, geht es ohne Schwierigkeit runter.

                    200118_Steinerkogel_6.jpg
                    Weiter unten wird es dann eher flach und die Forststraße beginnt.

                    200118_Steinerkogel_7.jpg
                    Und ganz unten dann ganz flach. Der Weg zurück zum Leitner ist noch ein bisserl länger. Aber wenigstens nicht der gleiche Weg wie beim Aufstieg.
                    Bei höherer Lawinengefahr würd ich mich da im Grassgraben aber nicht herumtreiben. Da kann von allen Seiten was runter kommen.

                    image_590977.jpg
                    Rot = Aufstieg / Blau = Abstieg

                    LG. Martin
                    Zuletzt geändert von waldrauschen; 19.02.2020, 10:00.
                    Alle meine Beiträge im Tourenforum

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                    • #11
                      Servus Maxrax, danke für den instruktiven Bericht und die Bilder. Eine herrlich einsame Landschaft, wäre genau nach meinem Geschmack.

                      Lg,Felix
                      http://www.wetteran.de

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                      • #12
                        Zitat von waldrauschen Beitrag anzeigen
                        Zum Abstieg kann ich auch noch eine Variante anbieten. Norbert hat es oben ja schon angesprochen, den Grassgraben gibts auch noch.
                        Danke für die Ergänzung! Gut zu wissen, dass man da durchkommt. Der Talhatscher ist halt sehr lang. Aber vielleicht einmal im Aufstieg...

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                        • #13
                          Zitat von csf125 Beitrag anzeigen
                          Schade, dass Du die oberen Klammermäuer nicht versucht hast - die hätten mich auch noch interessiert
                          Die versuche ich einmal, wenn kein Schnee mehr liegt. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, du könntest mir zuvorkommen

                          Den Mitterberg-Kamm will ich auch einmal gehen, den hast du mir schon voraus...

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                          • #14
                            Absoluten zum Durchhalten, schaut schon auf den Bildern mühsam aus.

                            Und für mich schöne Bilder aus eine ziemlich unbekannten Region.

                            LG, Günter
                            Meine Touren in Europa

                            Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                            (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                            • #15
                              Na das schaut ja nach einer ordentlichen Rekonvaleszenztour aus ... Offenbar bist du schon wieder fitter als ich (kann seit Wochen keine anständige Tour machen, verd... Bazillen...). Wie lang hast bei dir gedauert, bis du wieder Bergtauglich warst?
                              carpe diem!
                              www.instagram.com/bildervondraussen/

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