Liebe GT Freunde,
Am 21.09.2024 habe ich den Rauchberg (2480m, Lechtaler Alpen) über seinen W-Grat und den Schafjoch SW-Grat bestiegen.
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Der Rauchberg ist ein einsamer Bergstock vor der mächtigen Heiterwand dominiert von Wildnis. Sein Gipfel wird eher über den O-Grat bestiegen. Besteigungen über den W-Grat sind selten. Auf Hikr befinden sich allerdings zwei Berichten darüber (https://www.hikr.org/tour/post53596.html und https://www.hikr.org/tour/post159428.html), wobei die Verfassern einen Steig direkt südlich des Schafjochs benutzt haben. Ich wollte hingegen dies über den weiter westlich gelagerten SW-Grat erreichen. Darüber fand ich keine Informationen, auf Satellitenbilder könnte ich aber Latschengassen identifizieren. Kartenstudium machte mich auch optimistisch.
I - ZUSTIEG ZUM SCHAFJOCH SW-GRAT
Ich starte die Tour in Obtarrenz (1050m) erst um 12Uhr. Kurz nach der Überquerung des Hinteren Bachs (etwa versteckter schöner Wasserfall!) verlasse ich die Forststrasse um den Kalfesinerwald zu betreten. Da steige ich weglos und direkt hoch in Richtung Schafjoch SW-Grat, auf möglichen Steigspuren suchend. Nach zirka 150Hm stehe ich plötzlich auf einem von Westen kommenden schwach ausgeprägten Steig. Vor mir ein Baum mit einer roten Markierung. Ich vermute der Steig setzt im Endbereich der Forststrasse an (diese geht letztlich in einen offiziellen markierten Wanderweg über).
Also, nun folge ich dem gefundenen Steig. Zunächst geht es noch über den Wald. Es folgen einige verblasste rote Markierungen, die (richtige) Steigspur ist da aber nicht immer deutlich, und potenziell verwirrender Wildwechsel fehlt nicht. An einer Stelle versteige ich mich kurz. Zuletzt führt der Steig steil über ausgeschnittene Gassen durch ein Latschen-Nirvana oberhalb der Waldgrenze. Endlich gelange ich zum SW-Grat.
II - AM SCHAFJOCH SW-GRAT
Der Grat präsentiert sich breit und zunächst meistens von Latschen dominiert. Es sind aber weiterhin ausgeschnittene Gassen vorhanden, und nach oben hin werden die Latschen weniger. Einige verblasste Markierung sind noch zu sehen. Der Grat ist komfortabel, hauptsächlich es handelt sich um steiles Gehgelände, eventuell gibt es kurze Passagen wo die Hände ein wenig unterstützen. Der Aufstieg ist allerdings facettenreich, kurzweilig, und landschaftlich lohnend. Die Lage des Grats ermöglicht packende prächtige Blicke ins hintere Alpeiltal und in die Heiterwand. Es folgt letztlich einen schönen Übergang vom Ende des Grats zum flacheren Hauptkamm des Bergstocks.
III - AM HAUPTKAMM ZUM SCHAFJOCH KREUZ
Der Hauptkamm wird an seinem westlichsten Punkt erreicht. Bis zum Schafjoch Kreuz wirkt er dann quasi wie ein Plateau. Ein wunderbares Ort. Dort zu sein, zu gehen, herum zu betrachten, ist einfach herrlich. Die Blicke zur nahen Heiterwand sind fantastisch – mit einem Fernglas kann man da unterschiedliche Anstiege im Detail studieren.
IV - RAUCHBERG W-GRAT
Ich verlasse den Schafjoch Gipfelkreuz und nach einem kurzen flachen Übergang gefolgt von einem steilem und eher grasdurchsetzen Aufschwung erreiche ich den eigentlichen felsigen Westgrat des Rauchbergs. Hier erfolgt der alpine Teil der Tour. Trotz seiner horizontalen Entwicklung, ist der Grat mit Kuppen, Zacken, Ecken, Scharten, und so weiter gegliedert. Eine spannende "Gratwanderung" die immer wieder wenn ich glaube zu Ende zu sein, mich überrascht.
Den Fels finde ich nicht allzu brüchig, insgesamt ist für mich die Qualität akzeptabel. Zwingende Kletterstellen gibt es eigentlich wenig, und diese gehen nicht über II, schwierigere Varianten sind aber auch möglich. Hier und da muss man in die Nordflanke ausweichen. Diese war aber einigermaßen mit Schnee bedeckt, und somit hatte ich da ein Paar kritische Passagen.
V - RAUCHBERG GIPFEL
Am Rauchberg Gipfel angelangt, genieße ich fantastiche Blicke rundum und ich verzehre mein Mittagessen. Ich schaue auch kurz zum Ostgrat hinüber. Der sieht sehr attraktiv aus. Der Retourweg über diesen wäre aber länger, und ich habe nicht viel Zeit übrig. Dazu wollte ich mir auch den südlichen Schafjoch Steig aus den Hikr Berichten anschauen.
VI - AM RAUCHBERG W-GRAT ZURÜCK
Ich steige also über den W-Grat wieder ab. Auf diesem Grat gibt es aber auch in der Rückreise Raum für Neues. Ich wiederhole nicht eine Schnee-bedingt gefährliche Umgehung in der Nordflanke und stattdessen finde ich und klettere ich eine II+/III- Stelle in eine Scharte ab. Eine exponiertere Schneide nehme ich diesmal mit. Und so weiter.
VII - SCHAFJOCH SÜDSTEIG
Am Schafjoch angelangt steuere ich direkt nach Süden und bald stoß ich auf den Steig der Hikr Berichten. Dieser liegt auf reinem Gehgelände. Dabei zieht der aber lang und konstant steil nach unten zwischen Latschen und ist nicht schön zum gehen (ein Aufstieg hier wäre sehr mühsam). Dazu ist der landschaftlich eher monoton und nicht beeindruckend, wenn auch der eine oder der andere interessante Blick sich gewinnen lässt. Der SW-Grat Steig ist bei weiterem viel schöner. Somit ist der Südsteig nicht das Gelbe vom Ei, aber zumindest war ich sehr schnell wieder unten.
Um 19Uhr bin ich wieder beim Auto. Insgesamt waren es zirka 1600Hm (mit Gegenanstiegen).
Fotos folgen unten.
Liebe Grüße.
Am 21.09.2024 habe ich den Rauchberg (2480m, Lechtaler Alpen) über seinen W-Grat und den Schafjoch SW-Grat bestiegen.
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Der Rauchberg ist ein einsamer Bergstock vor der mächtigen Heiterwand dominiert von Wildnis. Sein Gipfel wird eher über den O-Grat bestiegen. Besteigungen über den W-Grat sind selten. Auf Hikr befinden sich allerdings zwei Berichten darüber (https://www.hikr.org/tour/post53596.html und https://www.hikr.org/tour/post159428.html), wobei die Verfassern einen Steig direkt südlich des Schafjochs benutzt haben. Ich wollte hingegen dies über den weiter westlich gelagerten SW-Grat erreichen. Darüber fand ich keine Informationen, auf Satellitenbilder könnte ich aber Latschengassen identifizieren. Kartenstudium machte mich auch optimistisch.
I - ZUSTIEG ZUM SCHAFJOCH SW-GRAT
Ich starte die Tour in Obtarrenz (1050m) erst um 12Uhr. Kurz nach der Überquerung des Hinteren Bachs (etwa versteckter schöner Wasserfall!) verlasse ich die Forststrasse um den Kalfesinerwald zu betreten. Da steige ich weglos und direkt hoch in Richtung Schafjoch SW-Grat, auf möglichen Steigspuren suchend. Nach zirka 150Hm stehe ich plötzlich auf einem von Westen kommenden schwach ausgeprägten Steig. Vor mir ein Baum mit einer roten Markierung. Ich vermute der Steig setzt im Endbereich der Forststrasse an (diese geht letztlich in einen offiziellen markierten Wanderweg über).
Also, nun folge ich dem gefundenen Steig. Zunächst geht es noch über den Wald. Es folgen einige verblasste rote Markierungen, die (richtige) Steigspur ist da aber nicht immer deutlich, und potenziell verwirrender Wildwechsel fehlt nicht. An einer Stelle versteige ich mich kurz. Zuletzt führt der Steig steil über ausgeschnittene Gassen durch ein Latschen-Nirvana oberhalb der Waldgrenze. Endlich gelange ich zum SW-Grat.
II - AM SCHAFJOCH SW-GRAT
Der Grat präsentiert sich breit und zunächst meistens von Latschen dominiert. Es sind aber weiterhin ausgeschnittene Gassen vorhanden, und nach oben hin werden die Latschen weniger. Einige verblasste Markierung sind noch zu sehen. Der Grat ist komfortabel, hauptsächlich es handelt sich um steiles Gehgelände, eventuell gibt es kurze Passagen wo die Hände ein wenig unterstützen. Der Aufstieg ist allerdings facettenreich, kurzweilig, und landschaftlich lohnend. Die Lage des Grats ermöglicht packende prächtige Blicke ins hintere Alpeiltal und in die Heiterwand. Es folgt letztlich einen schönen Übergang vom Ende des Grats zum flacheren Hauptkamm des Bergstocks.
III - AM HAUPTKAMM ZUM SCHAFJOCH KREUZ
Der Hauptkamm wird an seinem westlichsten Punkt erreicht. Bis zum Schafjoch Kreuz wirkt er dann quasi wie ein Plateau. Ein wunderbares Ort. Dort zu sein, zu gehen, herum zu betrachten, ist einfach herrlich. Die Blicke zur nahen Heiterwand sind fantastisch – mit einem Fernglas kann man da unterschiedliche Anstiege im Detail studieren.
IV - RAUCHBERG W-GRAT
Ich verlasse den Schafjoch Gipfelkreuz und nach einem kurzen flachen Übergang gefolgt von einem steilem und eher grasdurchsetzen Aufschwung erreiche ich den eigentlichen felsigen Westgrat des Rauchbergs. Hier erfolgt der alpine Teil der Tour. Trotz seiner horizontalen Entwicklung, ist der Grat mit Kuppen, Zacken, Ecken, Scharten, und so weiter gegliedert. Eine spannende "Gratwanderung" die immer wieder wenn ich glaube zu Ende zu sein, mich überrascht.
Den Fels finde ich nicht allzu brüchig, insgesamt ist für mich die Qualität akzeptabel. Zwingende Kletterstellen gibt es eigentlich wenig, und diese gehen nicht über II, schwierigere Varianten sind aber auch möglich. Hier und da muss man in die Nordflanke ausweichen. Diese war aber einigermaßen mit Schnee bedeckt, und somit hatte ich da ein Paar kritische Passagen.
V - RAUCHBERG GIPFEL
Am Rauchberg Gipfel angelangt, genieße ich fantastiche Blicke rundum und ich verzehre mein Mittagessen. Ich schaue auch kurz zum Ostgrat hinüber. Der sieht sehr attraktiv aus. Der Retourweg über diesen wäre aber länger, und ich habe nicht viel Zeit übrig. Dazu wollte ich mir auch den südlichen Schafjoch Steig aus den Hikr Berichten anschauen.
VI - AM RAUCHBERG W-GRAT ZURÜCK
Ich steige also über den W-Grat wieder ab. Auf diesem Grat gibt es aber auch in der Rückreise Raum für Neues. Ich wiederhole nicht eine Schnee-bedingt gefährliche Umgehung in der Nordflanke und stattdessen finde ich und klettere ich eine II+/III- Stelle in eine Scharte ab. Eine exponiertere Schneide nehme ich diesmal mit. Und so weiter.
VII - SCHAFJOCH SÜDSTEIG
Am Schafjoch angelangt steuere ich direkt nach Süden und bald stoß ich auf den Steig der Hikr Berichten. Dieser liegt auf reinem Gehgelände. Dabei zieht der aber lang und konstant steil nach unten zwischen Latschen und ist nicht schön zum gehen (ein Aufstieg hier wäre sehr mühsam). Dazu ist der landschaftlich eher monoton und nicht beeindruckend, wenn auch der eine oder der andere interessante Blick sich gewinnen lässt. Der SW-Grat Steig ist bei weiterem viel schöner. Somit ist der Südsteig nicht das Gelbe vom Ei, aber zumindest war ich sehr schnell wieder unten.
Um 19Uhr bin ich wieder beim Auto. Insgesamt waren es zirka 1600Hm (mit Gegenanstiegen).
Fotos folgen unten.
Liebe Grüße.
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