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Lackenspitze, 2459 m, Grubachspitze, 2430 m; II-III; altes „Graträtsel“ gelüftet! N. Tauern, 22.8.2023

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  • Lackenspitze, 2459 m, Grubachspitze, 2430 m; II-III; altes „Graträtsel“ gelüftet! N. Tauern, 22.8.2023

    Von Tweng/P über Neuwirthütte, Wallnerhütte, Fuchshütte Richtung Fuchsee, davor aber direkt empor zum unbenannten See westlich des Rosskogels. Weglos weiter zum Speikkogel, 2265 m; NO-Grat zur Lackenspitze, Übergang Grubachspitze, II-III, Grubachscharte, Wildalmsee, Metzgeralm und retour.

    Die Gipfel im Hochfeindkamm der Radstädter Tauern bergen für mich – fast – keine Geheimnisse mehr. Manchmal bedauere ich das – ebenfalls fast – ein wenig.
    Auch die etwas anspruchsvolle direkte Überschreitung vom Hochfeind zum Gödernierkarkopf habe ich ja bereits ausgeführt, siehe:

    https://www.gipfeltreffen.at/forum/gipfeltreffen/toureninfo-verh%C3%A4ltnisse/wanderungen-und-bergtouren/salzburg-ag/80948-hochfeind-2687-m-%C3%BCberschreitung-i-ii-radst%C3%A4dter-t-3-6-2015

    Also, was bleibt da noch?
    Doch ja, da gibt es noch dieses wüst aussehende Verbindungsstück zwischen Lackenspitze und Grubachspitze. Dort habe ich schon öfters hingeschaut, von der Zeppspitze, von der Malutzspitze und selbst von der Grubachspitze hinunter.
    Beeindruckt von den bizarren Felszacken, habe ich immer wieder die Finger davon gelassen…
    Auch der alte AV-Führer wusste über diesen Grat nichts als Vermutungen zu berichten.
    Einem eingefleischten „Gratforscher“ lässt das keine Ruhe. Zumindest von der anderen Seite her, wollte ich das Ding einmal beäugen.
    Das Wetter ist – ausnahmsweise einmal stabil - also los!
    Hier eine Übersicht:
    G-Gru-001.jpg

    Ich starte am Wanderparkplatz in Tweng und trabe zunächst lange Zeit entlang von Forstrassen Richtung Neuwirtshütte.Da ist sie schon:
    G-Gru-002.jpg

    Doch der lange Weg Richtung Fuchshütte erfordert weitere Geduld, immerhin ergeben sich erste Ausblicke. Etwa rechts der Bildmitte vermute ich die Sichelwand:
    G-Gru-003.jpg

    Und dieser Kalkzacken gehört wohl zum Zackenkamm des Kämpen:
    G-Gru-005.jpg

    Ja, richtig, da ist er schon, der kleine Drache:
    G-Gru-006.jpg

    Den Weg zum prächtigen Fuchssee kenne ich schon. Aber ich verfolge ihn heute nur kurz. Westlich des Roßkogel liegt ein verborgener See, diesen möchte ich heute aufsuchen. Sobald ich seinen abfließenden Bach überschreite, hoffe ich auf einen Steig.
    Vergebens!
    So bleibt mir nur der Wildwestaufstieg durch steilen, verwachsenen Tauerwald Farnkraut Heil! Zwischendurch wird ein Blick frei zu einem weiteren Ziel, dem Speikkogel:
    G-Gru-007.jpg

    Auch dieser dürfte nicht so ganz krautfrei zu erreichen sein…
    Immerhin, nach etwa 200 hm ist der erste Kampf mit dem Grünzeug ausgestanden und ich darf zur Belohnung in einen ebenso grünen Spiegel blicken:
    G-Gru-008.jpg

    Ganz klar, dass ich an diesem herrlich einsamen Plätzchen etwas verweile:
    G-Gru-009.jpg

    Und – natürlich! Ruckzuck tauche ich ein in die klaren Fluten. Nicht einmal kalt empfinde ich das Gewässer und während ich hier einige Zeit herumschwimme, frage ich mich wer das wohl hier das letzte Mal getan hat…
    Solchermaßen erfrischt bin ich vorbereitet für weiteres, wegloses Grünland und ich wende mich dem steilen Aufstieg zum Speikogel zu. Blick zurück, Richtung Kesselspitze, Gamskarlspitze:
    G-Gru-011.jpg

    Weiter oben überragt der Roßkogel meinen eben verlassenen See, nochmals überragt vom Gurpitscheck:
    G-Gru-012.jpg

    Bald darauf taucht im Nachbarkar der Fuchssee auf:
    G-Gru-013.jpg

    Die Hänge des Speikogels halten mich nicht lange auf, bald bin ich oben und überblicke bereits das Gratstück zum Lackenkogel:
    G-Gru-014.jpg

    Dorthin sollten sich keine besonderen Hindernisse mehr in den Weg stellen, aber erstmals erblicke ich jetzt meinen Verbindungsgrat zur Grubachspitze. Na ja, immerhin, der erste, wildeste Zacken, scheint umgehbar:
    G-Gru-015.jpg

    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 30.08.2023, 12:57.

  • #2
    Im Rückblick sehe ich zwischen Roßkogel und Treberlingspitze, das Gr. u. Kl Gurpitscheck, nochmals dahinter Preber Rotec, Kasereck…
    G-Gru-018.jpg

    Und voraus, das Schwarzeck:
    G-Gru-019.jpg

    Zauberhaft liegen tief unten die Fuchsseen:
    G-Gru-020.jpg

    Mühelos überschreite ich die kleine Kuppe und schaue zu den Gipfeln der Zehnerkarspitze
    G-Gru-021.jpg

    Aber wie magnetisch fixiere ich immer mehr den Grat zur Grubachspitze, ich zücke mein Fernglas… immerhin, so unmöglich sieht die Sache jetzt nicht mehr aus. Ein Zoom:
    G-Gru-022.jpg

    Und der Plan (in etwa meine begangene Route, weiß=andere Seite):
    G-Gru-022a.jpg
    Besonders fraglich bleibt wohl das letzte Stück, die Gipfelwand kann ich nicht richtig sehen.
    Allerdings erspähe ich einen großen Vogel am Gipfel, wer erkennt ihn?:
    G-Gru-023.jpg

    Noch näher, ein Band führt unter der Gipfelwand links hinaus.
    G-Gru-024.jpg
    Aber komme ich dort hin? Wie heißt es so schön: „Wenn du es nicht versuchst, wirst du es nicht wissen…“.
    Der Gratkamm zur Lackenspitze scheint aber wenigstens keine Überraschungen bereit zu halten:
    G-Gru-025.jpg
    So ist es auch! Selbst der steile Gipfelblock lässt sich von links her leicht überwinden.
    Schon bin ich oben (Blick Richtung Zeppspitze, Schwarzeck):
    G-Gru-026.jpg

    Und dann natürlich der Blick zur Grubachspitze, dahinter das Weißeneck:
    G-Gru-028.jpg

    Auch über den Westgrat der Lackenspitze schaue ich hinunter:
    G-Gru-029.jpg
    Dieser ist auch nicht ganz einfach (II), aber zumindest der unterste Zacken lässt sich umgehen…
    Noch ein Rückblick und Tiefblick (Fuchsseen und Zehnerkarspitze, Göckerin, Pleißlingkeile):
    G-Gru-033.jpg

    Dann geht´s ans „Eingemachte“:
    G-Gru-030.jpg
    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 30.08.2023, 12:57.

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    • #3
      Eindrucksvolle Annäherung:
      G-Gru-038.jpg

      Wie gut, dass ich mich an diesem drohenden Schwert vorbei schleichen kann
      G-Gru-039.jpg

      Wie erhofft, führt ein gutmütig zu begehendes Band um diesen Zacken herum. Jetzt aber kommt Hindernis Nummer Zwei, der Blockkamin:
      G-Gru-040.jpg
      Noch immer recht einfach gehe ich unter dem Dachüberhang vorbei, hinauf in die aufsteilende kleine Schlucht. Bröselig, aber machbar, etwa II. Vorsichtig klettere ich hoch, neben mir ein tiefer Spalt, ein wenig unheimlich ist das schon…
      Immer wieder checke ich den Rückweg, merke mir Griffe – doch das geht noch…
      Kurz hinauf in eine Scharte – Aufatmen!
      Doch sogleich:
      G-Gru-041.jpg

      Ruhig Blut! Immerhin habe ich ja auch eine Umgehungsmöglichkeit dieses 3.Zackens gesehen. Im Rückblick erschein alles recht leicht:
      G-Gru-042.jpg
      Man sieht im unteren Teil des Bildes aber nur den Zustieg zur eben bewältigten Schlucht.

      In die Scharte vor dem 3.Zacken kann ich leicht abklettern (I+). Jedoch - der wilde Kerl möchte noch immer Eindruck schinden:
      G-Gru-043.jpg
      Aber tatsächlich: Ausgesetzt, aber nicht unmöglich leitet ein Band fast waagrecht nach links zu einer Kante. Soll ich? Zögerlich taste ich mich hinüber. Ein paar steile Stufen leiten empor zur Kante. Gespannt blicke ich um die Ecke – Schrofengelände! Leichter Ausstieg!

      Danach Bänder, ein paar Stuferl, Hindernis Nr. 4 gibt sich problemlos.
      Blick zurück:
      G-Gru-044.jpg

      Aber noch immer ist nicht alles gewonnen. Auf der anderen Seite kann ich recht leicht hinunter, hin vor den steilen Gipfelaufbau. Ein Gamsband führt hier zwar in die Südseite, doch wer weiß wohin…
      Aber jetzt gibt es kein Kneifen mehr! Schon klettere ich empor in die Gipfelscharte. Ein steiles Wandl, immerhin griffig. Ausgesetzt, ja schon… Aber das geht!
      Nach etwa 5 Metern (III) bin ich drüber, Schrofen und - vorsichtiger Ausstieg – geschafft!
      Jetzt bin ich auf der Grubachspitze und blicke zufrieden hinab über meinen Grat, der geschickt die versteckten Probleme verbirgt:
      G-Gru-045.jpg

      Ein Zoom zum 1. Gratfinger:
      G-Gru-048.jpg

      Und ein Schattenselfie mit Blick über den eher leichten NO-Grat:
      G-Gru-049.jpg
      Diesen erkunde ich noch ein kurzes Stück abwärts, um eine Gratscharte einsehen zu können, deren Überwindung von der Ferne fraglich ausgesehen hat. Jedoch, ich stelle fest, dass man hier nur eine kurze Stufe, I+ zu überwinden hätte, dann könnte man am Grasgrat weiter. Mit diesem Ergebnis gebe ich mich für heute zufrieden und steige wieder empor zum Gipfel.

      Zuletzt geändert von tauernfuchs; 30.08.2023, 12:56.

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      • #4
        Immerhin komme ich auf diese Weise noch zu einem Profilbild von meinem Grat:
        G-Gru-051.jpg

        Meinen Abstiegsweg wähle ich hinab zur Grubachscharte, es ist ein netter Grasgrat, nur ganz kurz etwas exponiert, ich kenne ihn bereits:
        G-Gru-052.jpg

        Nun kann ich einem Almweg folgen Richtung Wildalmsee. Vorbei an dieser „Felskiste“
        G-Gru-053.jpg

        nähere ich mich dem blauen Kleinod:
        G-Gru-056.jpg

        G-Gru-057.jpg

        Rechts vom Baum der Pernerkopf, bereits in zwei Tagen sollte ich dort oben sein:
        G-Gru-057a.jpg

        Ein Traumblick (mit Gurpitscheck):
        G-Gru-058.jpg

        Hier raste ich noch ein wenig, genieße diesen Blick. Zum See steige ich nicht mehr hinunter, denn umgeben mit grünen Palisaden verwehrt er mir das Badevergnügen…
        Stattdessen quere ich hinüber zum markierten Weg Richtung Metzgeralm.
        Ein bekanntes Dreigestirn zeigt sich im Hintergrund:
        G-Gru-060.jpg

        Noch ein Abschiedsblick zum Wildalmsee (dahinter Treberlingspitze):
        G-Gru-061.jpg

        dann folge ich der Wegmarkierung zur Alm:
        G-Gru-063.jpg

        Aus diesem Brunnen würde ich zwar ohne Weiteres trinken, jedoch das Schild sagt: „Kein Trinkwasser!“:
        G-Gru-064.jpg

        Egal, ich bin nicht durstig und bald darauf wartet ohnehin bereits Schnitzel und Bier!
        G-Gru-065.jpg


        LG

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        • #5
          Toll! Ist das unglaublich schön! So ein spannender wilder Urgesteingrat, und zugleich diese traumhafte grüne idyllische See-Kare herum in mitten grandioser Berglandschaft! Ich würde diese Tour sofort (und wirklich sofort!) nachgehen... wenn ich nur näher wohnen würde!
          PS
          Wäre schön wenn der Grat zehn Mal so lang gewesen wäre , aber vielleicht würde dann die Anspannung über wie und ob es hinter jedem Zacken weiter geht nicht so lang zum aushalten.

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          • #6
            Danke für diesen grandiosen Bericht! Eine wunderschöne Gegend und du hast uns auf dieses Abenteuer mit schönen Bildern richtig spannend mitgenommen. Die Gegend kommt auf jeden Fall in meine ToDo Liste!

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            • #7
              Grandiose Felszacken, gratuliere zu der Tour.
              Lg. helmut55

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              • #8
                Fein, freut mich!
                Was wir wohl alle gemeinsam haben, ist die Freude am Endecken unbekannter Wege. Und in dieser Hinsicht lese ich speziell auch euere Berichte besonders gerne!

                LG

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                • #9
                  Immer wieder toll, welche Grate du erforscht. Gerade so unbekannte Stücke können einem immer wieder vor Herausforderungen stellen.
                  Eindrucksvoll und spannend erzählt.
                  Mir wäre der See wahrscheinlich zu kalt gewesen.
                  lg, Manfred (manfredsberge.blogspot.com)

                  Meine Tourenberichte auf gipfeltreffen

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                  • #10
                    Spannend zu lesen. Gratulation . So manch einem wäre das zu heikel gewesen und er hätte umgedreht.

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                    • #11
                      Wie immer ein interessant geschriebener Bericht und schöne Bilder. Genau das Richtige für einen Sonntagnachmittag. Danke fürs einstellen!
                      Bei den Bergen ist es so: Je höher man steigt, umso weiter ist die Sicht; bei den Menschen ist es oft umgekehrt (Otto Baumgartner-Amstad)

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                      • #12
                        Gestern noch persönlich darüber geplaudert , heute endlich am Bildschirm.

                        Eine spannende Tour bei perfektem Wetter. da macht das Erkunden Spaß.


                        LG und ,

                        Günter
                        Meine Touren in Europa

                        Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                        (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                        • #13
                          Gerade einmal vier Tage auf Tour und nicht im Forum, sehe ich erst jetzt eure netten Meldungen.
                          Herzlichen Dank!

                          LG

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                          • #14
                            Wahnsinn! Jetzt ist das auch dokumentiert Gratuliere tauernfuchs

                            Zitat von DieIris Beitrag anzeigen
                            Spannend zu lesen. Gratulation . So manch einem wäre das zu heikel gewesen und er hätte umgedreht.
                            Genau so manch einer bin ich wohl . War auf der Grubachspitze oben und bin umgedreht. Ich wollte tatsächlich die gleiche Strecke machen nur halt in die andere Richtung. Bin etwas 2 Meter weit gekommen bevor ich umgedreht bin Ich hoffe ich finde das GoPro Video, dann poste ich vielleicht ein GIF davon.

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                            • #15
                              Danke für den super Tourenbericht und die wunderschönen Bilder, wie immer! glg Ingrid

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