Ankündigung

Einklappen
Mehr anzeigen
Weniger anzeigen

19.06.24 Rote Wand (1872m) ab Brunnsteiner See, Totes Gebirge.

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • 19.06.24 Rote Wand (1872m) ab Brunnsteiner See, Totes Gebirge.

    • Wegführung: Wurzeralm Bergstation (9.10) - Brunnsteiner See (9.45) - Schneefeld-Umrundung Rote Wand (1872m, 11.40-12.15) - Dümlerhütte (1495m, ca. 13.00-13.45) - Hals (14.30) - Wurzeralm (15.35)
    • Länge: 10,7 km
    • Höhenmeter (Aufstieg): 780 hm
    • Reine Gehzeit: ca. 5 Stunden

    Der Mittwoch war seit Tagen als Übergangstag gerechnet, von der etwas kühleren Nordwestströmung auf die schwül-heiße Südwestströmung. Der Alpenraum sollte zwischen den Stühlen liegen. Einzelne Wettermodelle rechneten dabei im Tagesverlauf ein erhöhtes Gewitterpotential. Für eine längere Ganztagestour war mir das zu heikel. Deswegen fuhr ich mit dem Bus zur Talstation der Wurzeralm-Standseilbahn und mit der ersten Fahrt um 09 Uhr in nur knapp fünf Minuten Fahrtzeit hinauf.

    Oben angekommen verpasste ich gleich einmal den richtigen Weg und verlor dadurch rund zehn Minuten. Ursprünglich wollte ich zur Roten Wand, dann Dümlerhütte und am Rückweg zur Bergstation noch den Stubwieswipfel mitnehmen. Doch es kam anders. Der Vorteil des höheren Ausgangsorts wurde durch das exponierte Gelände ohne jeden Schatten ausgeglichen. Dazu ging auch kaum Wind.

    Bild 1: Blick ins Brunnsteiner Kar, links Warscheneck, rechts Toter Mann.

    Rechts in der Flanke sieht man ein Schneefeld, das sich, wie sich später herausstellen sollte, genau auf meinem Anstieg zur Roten Wand befand.



    Bild 2: So ein Meer an Knabenkräutern hab ich bis auf die Stotzinger Heide überhaupt noch nie gesehen.



    Bild 3: Das Breitblättrige Knabenkraut, flankiert von Hahnenfuß.



    Bild 4: Der Frauenkar-Sesselift.

    Damit hätte ich direkt in den Südostgrat zum Warscheneck einsteigen können. Dafür war mir aber der unklare Altschneesituation im Gipfelbereich nicht ganz geheuer.



    Bild 5-7: Kurz vorm Brunnsteiner See dann ein Mannsknabenkraut schöner als das andere:







    Bild 8: Der idyllisch gelegene Brunnsteiner See.

    Der Steig quert zuerst den Latschengürtel, darin staute sich ordentlich die Hitze.



    Bild 9: Blick zur Roten Wand, das Schneefeld aus dieser Perspektive links verdeckt.



    Bild 10: Hufeisenklee, Bitterkreuzblume und Alpen-Steinquendel



    Bild 11: Noch ein Knabenkraut im Aufstieg.



    Bild 12: Brunnsteiner See von oben, hinten die Niederen Tauern.



    Bild 13: Dann näherte ich mich der Schlüsselpassage im Aufstieg:

    Schon am Fuß des Schneefelds war mir klar, dass man es ganz leicht am unteren und dann am rechten Rand entlang umgehen konnte. Ich wollte es mir trotzdem einmal anschauen, ob es bereits eine Spur gab.



    Bild 14: Nein, gab es nicht.

    Durch das starke Tauwetter war die vorhandene Spur kaum noch vorhanden und der Schnee trotzdem zu hart und das Gelände zu abschüssig. Mir war klar: Entweder kann ich es umgehen oder ich drehe um. Grödeln hatte ich keine dabei.



    Bild 15: Blick von unten.



    Bild 16: Und nach der Umrundung entlang der Wiesenflanke.



    Bild 17: Von oben kommend sah es so aus:

    In meinen Augen wählte ich die risikoärmste Variante statt ein Ausrutschen zu riskieren. Zwar bestand keine Gefahr, tief abzustürzen, aber es lagen eben größere Steine im unteren Bereich, an denen man sich dennoch verletzten konnte.



    Bild 18: Hier meine Umgehung, lila den Weg, den meine Nachfolger genommen haben.



    Bild 19: Kalk-Enzian und der stielige Steckengriff.



    Bild 20: Admonter Reichenstein (2251m) und Sparafeld (2247m) im Gesäuse.

    http://www.wetteran.de

  • #2
    Bild 21: Frühlingsenzian.


    Bild 22: Wölzer Tauern.

    Ganz links Hochweberspitze (2375m), rechts im zunehmenden Saharastaub schon dunstig Greim (2480m) und davor Schoberspitze (2423m). Vorne Vordere Gstemmerspitze (2136m) und Hochstein (2183m), ganz rechts noch Melleck (2365m).


    Bild 23: Schladminger Tauern: Schöderkogel (2500m) und Rupprechtseck (2591m)


    Bild 24: Rote Wand (1872m), unmarkiert, aber einfach ersteigbar.

    Dahinter mittig Großer Pyhrgas.


    Bild 25: Trollblumen beim Rote-Wand-Sattel.


    Auf den letzten Metern unterhalb vom Gipfel kam mir ein Pärchen mit einem Rottweiler entgegen, der mich scheinbar anbellte. Das Herrchen entschuldigte sich: "Der bellt nicht wegen Dir. Der bellt eigentlich wegen niemandem." Weiter unten hörte ich ihn weiter bellen.

    Bild 26: Vom Gipfel blickte ich zum kecken Stubwieswipfel mit der Felswand.

    Im Vordergrund der Hals (1599m), über den ich später stieg, um zur Wurzeralm zurückzugelangen.


    Bild 27: Rückblick auf den Aufstiegsweg mit dem berüchtigten Schneefeld, ganz links Angerkogel.


    Wie man Schneefelder quert: Siehe dieses Tutorial vom Alpenverein und vergleiche den Körperschwerpunkt auf den folgenden Bildern:

    Bild 28: Wie man Schneefelder NICHT quert:

    Beide deutsche Frauen sind mit mir im Bus mitgefahren, eher Leichtwanderschuhe, keine Stöcke. Erst waren sie eine Weile unten am See und stiegen dann ebenfalls auf. Aus unerfindlichen Gründen umgehen sie die vorhandene Spur oberhalb, wo es noch abschüssiger war. Beide Frauen rutschten aus und kamen später völlig verdreckt auf der Dümlerhütte an. Ich hab vom Gipfel der Roten Wands aufs Schneefeld gezoomt, aber erst später gesehen, was ich fotografiert hatte oder besser gesagt wen.


    Bild 29: Wie man Schneefelder NICHT quert:

    Zwei Frauen machten es den beiden Frauen nach und wählten ebenfalls die abschüssigere Variante oben herum und dann relativ steil über die schrofige Flanke rechts zurück zum markierten Steig.


    Als ich oben am Gipfel stand, kam ein Pärchen, der Mann mit Feldstecher, weil er unbedingt Gemsen sehen wollte. "Ah, da unten sind ja zwei Gemsen!" Seine Frau: "Was, wo?" - "Na, da sind zwei Gemsen. Zwei Weiber halt. Was haben die da verloren?" Obwohl er faktisch Recht hatte, fand ich die Wortwahl etwas despektierlich. Ich blieb jedenfalls am Gipfel und beobachtete aufmerksam die Aktion, falls etwas passiert wäre. Dabei ergab sich noch eine skurrile Diskussion, in der ich mich als Meteorologe outete und sogleich befragt wurde, wie ich zur Klimapolitik stünde.

    "Es war vor Millionen Jahren auch schon heiß!" - "Ja, aber da lebten noch keine Menschen." Und es würde auch mehr Erdbeben geben, und wenn die Phlegräischen Felder ausbrechen, würde es deutlich kälter werden. Ja, erstens hätten Erdbeben damit nichts zu tun, und zweitens kann nicht darauf setzen, dass ein Supervulkan alle unsere Probleme mit der menschengemachten Erwärmung löst. Es sei alles real beobachtbar, dass es immer wärmer würde. Ich erinnerte an den heißen Frühling im ersten Lockdown (und nahm damit gleich etwas Wind aus den Segeln bzgl. Andeutungen, das Corona-Thema auch noch aufbringen zu wollen), und dass es schwer werden wird, sich an extreme Überschwemmungen wie in Deutschfeistritz anzupassen. Ich verabschiedete mich mit Blick auf die Uhr, denn die Einkehr war fix geplant angesichts meiner zu Ende gehenden Trinkreserven.
    http://www.wetteran.de

    Kommentar


    • #3
      Bild 30: Vom Sattel hatte man einen netten Durchgucker direkt zur Dümlerhütte, immerhin rund 300 Höhenmeter unterhalb.

      Dahinter bereits das von der Teichl durchflossene Tal mit der Pyhrnautobahn, nochmal fast 900 Höhenmeter tiefer gelegen, aus der Perspektive täuschend.


      Bild 31: Zwerg-Primel oder Kalk-Primel.


      Bild 32: Rückblick zur Roten Wand von der gutmütigen Seite.



      Statt dem markierten Weg in die rechte Steilflanke folgte ich dem Jagdsteig links durch den schönen Lärchenwald. Der war durchgehend problemlos zu begehen und ich kam schnell vorwärts.

      Bild 33: Blick ins unerschlossene Stofferkar.


      Bild 34: Auch dieser Abschnitt dürfte im Herbst farbenmäßig ein Traum sein.


      Auf der Hütte angekommen war der Saharastaub ebenfalls ein Thema. Das würde immer mehr werden. Subjektiv mag dieser Eindruck da sein, tatsächlich zeigen Messreihen etwa vom deutschen Hohenpeissenberg, dass es eine natürliche Variabilität in den letzten 20 Jahren gibt, aber keinen Trend zur Häufung. Die Hüttenwirtin meinte aber klar, dass es immer wärmer werden würde. Wer den Klimawandel jetzt noch abstreitet, dem sei nicht mehr zu helfen. Ich trank ein Skiwasser und ein Bergsteigergetränk (Orangade), dazu eine Frittatensuppe. Dann traf eine Geburtstagsfeiergruppe ein, alle durchwegs älter, aber umso lauter. Der Geräuschpegel wuchs deutlich und wurde mir schließlich zu viel. Ohnehin sollte ich für den Rückweg noch fast zwei Stunden brauchen. Die letzte Seilbahn fuhr bereits um 16.30 Uhr.

      Bild 35: Alpen-Nelke unterhalb der Hütte.


      Bild 36: Rückblick zur Roten Wand (links) und die Seeleithen Richtung Speikwiese.


      Bild 37: Am Hals mit Blick auf den Gipfelaufbau des Stubwieswipfels, dahinter Bosruck.

      Zeitlich wäre sich der Gipfel ohnehin nicht mehr ausgegangen, aber mich lockte er ohnehin nicht mehr aufgrund der starken Hitze.


      Bild 38: Ein Seitenblick verriet ein paar stärkere Quellungen, aus denen aber nichts wurde.


      Bild 39: Also Blick wieder nach unten: Gold-Pippau.


      Unterhalb der Stubwiesalm dann der Hinweis, den unmarkierten Steig Richtung Gleinkersee wegen Wildruhezone nicht zu benutzen. In der Alpenvereinsaktivkarte ist das etwas irreführend eingezeichnet, da gibt es zwei Schutzzonen links und rechts vom Weg, der selbst aber begehbar erscheint. Im Zweifelsfall eher nein bzw. nicht mit einer größeren Gruppe queren.

      Bild 40: Breitblättriges Knabenkraut mit Stubwieswipfel.


      Der direkte Abstieg zur Hochebene war durch die vergangenen Starkregen-Ereignisse ein wenig ramponiert, alias das Brückengelände beschädigt und der Weg im unteren Bereich recht gatschig.

      Bild 41: Teichlboden, dahinter In der Filzen.


      Um 15.35 kam ich bei der Bergstation an, um 15.40 ging die Seilbahn. Wirklich gewonnen hatte ich damit aber nichts, denn der Bus kam erst um 16.19 und bei der Talstation gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Der Bus kam dann auch ein paar Minuten zu spät, weil ein Bus eingegangen war. Fast alle Fahrgäste stiegen am Bahnhof Spital aus, in den Zug um, da ging es sich um Sekunden herum noch aus, da der Zug bereits schon im Bahnhof stand. Früher hätten die Züge auch gewartet, aber inzwischen gäbe es keinen Kontakt mehr, erklärte der Busfahrer.
      Der Abend verlief trocken und brachte dennoch ein interessantes Wolkenschauspiel hervor.

      Bild 42: Es begann mit mehreren parallel ziehenden Wolkenbänken über der Priel-Gegend.

      Diese waren auch im Satellitenbild im sichtbaren Kanal als Wolkenstraßen sichtbar.


      Bild 43: Die Wolkenbänke zerfledderten zunächst beim Näherrücken.


      Bild 44: Vom Warscheneck her bildete sich eine schmale, durchgehende Wolkenbank.


      Bild 45: Diese rollte regelrecht über uns hinweg, ohne einen einzigen Tropfen.


      Bild 46: Übrig blieb eine schöne Abenddämmerung.


      Ganz erklären kann ich mir das Phänomen nicht. Es muss in dieser Schicht vorübergehend einen Westwindimpuls gegeben haben, der sich auf den Bergstationen aber nicht abgebildet hat, das heißt eher in 3-4km Höhe. Erstmals tauchten die Wolkenbänke um 18.45 Uhr MESZ über dem Chiemgau auf. Gegen 20.30 lösten sie sich dann östlich von Windischgarsten auf. Sie waren also nicht an die Topographie gebunden. Das Vertikalprofil von München, 20 Uhr MESZ, zeigt schwache Nordwestwinde unterhalb von 2km Höhe und darüber rasch stärker werdende Südwest- bis Westwinde. Es waren jedenfalls Schwerewellen, vermutlich in Verbindung mit dem abziehenden Höhentrog im Nordosten.

      lg, Felix
      http://www.wetteran.de

      Kommentar


      • #4
        Eine schöne Rundtour - zumindest wenn man nur die Bilder betrachtet, ohne die Hitze zu fühlen!

        Bis auf den steilen Abschnitt zwischen Brunnsteiner See und Roter Wand bin ich die Route (teilweise mehrfach) bereits gegangen - allerdings nie bei fast wolkenlosem Himmel bzw. zur Blütezeit der Orchideen. Dadurch gewinnt die Szenerie natürlich noch einmal deutlich dazu.

        Zum Schneefeld auf dem markierten Weg:
        Auch wenn hier wohl keine Gefahr eines tödlichen Absturzes bestand, hat sich doch gezeigt, wie wichtig es ist, eine gut überlegte Entscheidung zu treffen (so wie du es getan hast ).
        Generell ist die Erinnerung an den viel zu milden Winter täuschend. Aber mehrere Monate war es zugleich sehr feucht, und daher liegt in den hohen Regionen - von den großen Kalkplateaustöcken bis zum Alpenhauptkamm - heuer noch überdurchschnittlich viel Schnee! Leider gab es zuletzt mehrere Bergunfälle auf Altschnee, teilweise sogar mit tödlichem Ausgang.
        Lg, Wolfgang


        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
        der sowohl für den Einzelnen
        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
        (David Steindl-Rast)

        Kommentar


        • #5
          Eine super Runde und wie immer sehr schön bebildert und beschrieben! Leider hat der Sahara-Staub in diesen Tagen Touren wahrlich nicht mit schönen Fernblicken belohnt...

          Freue mich auch immer sehr über eine schöne Blütenpracht, super, dass du sie immer auch benennst, aus irgend einem Grund kann ich mir die Namen von Blumen nur schwer merken, aber wenn man es immer und immer wieder sieht und liest, wird schon mal was hängen bleiben

          Kommentar


          • #6
            Zitat von Hard85 Beitrag anzeigen

            Freue mich auch immer sehr über eine schöne Blütenpracht, super, dass du sie immer auch benennst, aus irgend einem Grund kann ich mir die Namen von Blumen nur schwer merken, aber wenn man es immer und immer wieder sieht und liest, wird schon mal was hängen bleiben
            So geht es mir auch, und weil ich ein paar Orchideen-Experten im Freundes/Bekanntenkreis habe, bleibt bei mir auch irgendwann was hängen. Ich tu mir dafür schwer, die ganzen Pflanzenteile zu beschreiben, und mir Arten, Gattungen zu bemerken, dann könnte ich das selbst. Sonst eben Google Lens und Forum Flora Austria, auch wenn oft bekritelt wird, dass ich nicht alles abfotografiere, was zur Bestimmung notwendig ist. Aber dann würde die Tour noch länger werden und ich bin halt immer öffentlich unterwegs. Naja, in der Pension (in 25 Jahren oder so) wird das dann mein neues Hobby

            Lg, Felix
            Zuletzt geändert von Exilfranke; 07.07.2024, 10:27.
            http://www.wetteran.de

            Kommentar


            • #7
              Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
              Eine schöne Rundtour
              Dem kann ich nur zustimmen

              ,und schön bebildert ist sie ebenfalls (woran bei dir aber nicht zu zweifeln war)

              LG, Günter
              Meine Touren in Europa

              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
              (Marie von Ebner-Eschenbach)

              Kommentar

              Lädt...