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Jaggeser 2570m, Glocknergruppe, 09.08.2014

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  • Jaggeser 2570m, Glocknergruppe, 09.08.2014

    Da über Touren auf den Jaggeser im Netz so gut wie kaum was zu finden ist stelle ich diesen Bericht jetzt doch noch rein, auch wenn die Verhältnisse inzwischen vielleicht nicht mehr ganz aktuell sind (am letzten Wochenende, 15.8. - 17.8., hat's bis auf ca. 2200m runtergeschneit).

    Nachdem am Wochenende zuvor (2.8. - 3.8.2014) eine geplante Tour wetterbedingt (meines Erachtens zu voreilig) abgesagt wurde, wollte ich dieses WE einen Berg aus meiner Wunschliste besteigen. Da die Prognose ab Mittag ziemlich labiles und gewittriges Wetter ankündigte sollte es eine Tour werden, die ich spätestens am frühen Nachmittag beenden würde können. Ich entschied mich für den 2570m hohen Jaggeser (Jaggeskopf) in der Glocknergruppe.

    Um der angekündigten Wetterfront zuvorzukommen startete ich gegen 05:45 im Stubachtal knapp hinter der Schrabachbrücke. Der Blick nach oben war nicht gerade verheißungsvoll. Es war vollkommen bedeckt, lediglich weit im Norden waren einige Wolkenfenster sichtbar. Nix mit dem am Abend zuvor angekündigten Prachtwetter, das zumindest bis Mittag halten sollte. Sei's drum. Um nicht umsonst um 04:45 aufgestanden zu sein machte ich mich auf den Weg Richtung Stefflalm, Grundschachenalm und Voglstättalm. Im Bild ein Blick Richtung SW ins Ödtal, links die Teufelsmühle.


    Stefflalm, links der Brustingerkogel:


    Blick Richtung SSO, rechts der Fichte die Hohe Riffl noch mit Wolkenhauberl, links davon der Hocheiser mit dem Schneefeld unterm Gipfel. Links vom Hocheiser müsste der Scharkogel 2708m sein:


    Etwa 15 min nach 06:00 war's dann soweit: es begann zu regnen. Ironischerweise zeigte sich gegenüber rechts der Teufelsmühle (2504 m) ein Regenbogen, den ich die nächsten 30min betrachten durfte


    Hier war ich am überlegen, ob ich überhaupt weitergehen sollte. Der Niederschlag war doch ziemlich ergiebig. Aber die Wolkenfenster im Norden wurden immer grösser und somit beschloss ich, zumindest bis zur Voglstätt-Grundalm zu gehen, um noch ein paar Kalorien zu verbrennen. Auf dem Weg ein Blick Richtung Enzingerboden mit Medelzkopf und Kalser Tauernkogel darüber


    Vor der Voglstätt-Grundalm tat sich ein nicht zu unterschätzendes Hindernis auf. Hier hätte ich die Tour beinahe abgebrochen. Es hat nach wie vor leicht geregnet und vor mir lag ein mehr als 10m breiter und mindestens knöcheltiefer Gebirgsbach; ohne naß zu werden gab's da kein Durchkommen. Ich überwand meinen inneren Schweinehund, zog Schuhe+Socken aus und querte barfuß den eiskalten Bach :-) Auf der anderen Seite war dann auch der letzte Rest von Müdigkeit vertrieben.


    Anschließend ging's noch ca. 400m einen frischen angelegten Forstweg entlang bis man schließlich vor einer Jagdhütte nach links den Hang raufsteigt (Sonntagsriedl). Am Ende liegt dieser verfallene Viehunterstand


    Man folgt ab dort einem offensichtlichen Steig weiter Richtung Voglstätt-Hochalm. In etwa dort sieht das Tagesziel so aus


    Bis zur Voglstätt-Grundalm bewegt man sich auf gut ausgebauten Forstwegen. Ab dort ist man bis zur Voglstätt-Hochalm auf doch gut ersichtlichen Steigen unterwegs. Anschliessend gibt's aber keine Markierungen mehr bis man auf den Krefelder-Weg am oberen Ende des Reichenbergkars trifft. Nach der Hochalm folgte ich der Materialseilbahn bis zum Viehunterstand, der sich ca. 100Hm oberhalb der Hochalm befindet.


    Oberhalb ging's weglos weiter bis zu einer Unterstandshütte. Linkerhand ist das Tagesziel sichtbar.


    Man bewegt sich durch saftige Hochalmen.


    Ich bin mit Rindviechern aufgewachsen und ich hatte als Kleinkind ein größere Kuhherde eigentlich ohne Probleme unter Kontrolle. Aber kurz vor einer Hütte haben ca. 8-10 Jung-Rindviecher beschlossen mir im Laufschritt zu folgen. Ich zog es daher vor hinter den Elektrozaun zu flüchten. Das sind die Übeltäterinne:


    Im oberen Teil des Reichenbergkars treffe ich dann auf den Krefelder Weg, der von der Rudolfshütte zur Krefelder Hütte führt. Diesem folge ich nun bis zum Kleetörl. Dazu muss ich allerdings wieder eine Kuhherde passieren. Diese Rinder liessen mich allerdings unbehelligt vorbei. Links des Wasserfalls ist der Weg im doch relativ hohen Gras ersichtlich.


    Der Zugang zum Kleetörl selbst ist durch eine mehr oder weniger senkrechte Felswand blockiert und kann eigentlich nur kletternderweise überwunden werden. Daher steuert man einen Übergang etwas westlich des Törls an. Der Zustieg ist steil und mühsam.


    Blick Richtung Osten zur Wintergassenscharte. Knapp links der Bildmitte der Grosse Schmiedinger, am rechten Bildrand der Hackbrettler.
    Zuletzt geändert von ahlx; 18.08.2014, 23:13.

  • #2
    AW: Jaggeser 2570m, Glocknergruppe, 09.08.2014

    Der Grossvenediger hat noch ein Hauberl auf:


    Granatspitze


    Schliesslich erreiche ich den Übergang zwischen Mühlbachtal und Reichenbergkar. Ein erster Blick nach Norden ins Mühlbachtal. Der Abstieg dorthin ist auch ziemlich steil (aber bei Trittsicherheit kein Problem da zusätzlich mit Drahtseil abgesichert).


    Bei genauerem Hinsehen erkenne ich auf den etwa 150hm tieferliegenden Felsen einige Geier herumlungern. Den Grund ihres Wartens habe ich dann erst zu Hause am PC erkannt


    Nochmal der Grossvenediger, diesmal ohne Hauberl aber mit Kragen


    Die ersten ca. 50hm ab dem Kleetörl geht's versichert hoch.


    Am Ende der Versicherung angelangt geht's mehr oder weniger dem Grat entlang zum Gipfel.




    Das Mühlbachtal in sattem Grün. Rechts unten der Hacklsee, links oben mit Fliege :-)



    Der Weiterweg zum Gipfel ist prinzipiell nicht sonderlich schwierig, man folgt einfach den rudimentären Steigspuren. Ich möchte aber anführen dass der Steig nicht immer eindeutig erkennbar und sehr schmal ist und speziell bei nassen Verhältnissen problematisch sein könnte (die Hänge ins Reichenbergkar sind steiler als es auf den Photos den Anschein erweckt).





    Schliesslich erreiche ich nach ca. 3:40h den Gipfel des Jaggesers


    Blick Richtung N zu den Planitzern


    Rictung S zu Gr. Griesskogel, Hocheiser, Grossglockner, Hoher Riffel, Tauernmossee, ...


    Tiefblick zum Ausgangspunkt. Zentral sind Almen erkennbar an denen man im Aufstieg vorbeikommt

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    • #3
      AW: Jaggeser 2570m, Glocknergruppe, 09.08.2014

      Gipfelpano


      Im Abstieg ein Rückblick zum Gipfel


      Richtung Kleetörl


      Mühlbachtal


      Die Cumulus-Bewölkung nimmt recht flott zu. Daher versuche ich einen Zahn zuzulegen.




      Im Abstieg habe ich mich am nördlichen Rand des Reichenbergkars bewegt. Das war ein Fehler. Die Bäche im Kar führten sehr viel Wasser was eine Querung ziemlich schwierig machte. Erst knapp oberhalb der Voglstätt-Hochalm konnte ich einen Wasserlauf durch einen beherzten Sprung überqueren. Wäre dies nicht möglich gewesen hätte ich nochmals barfuß durch den Bach steigen müssen. Es gilt somit die Bäche so weit oben wie möglich zu queren um dann ohne gröberes Hindernis zur Voglstätt-Hochalm absteigen zu können.
      Flora


      Bereits ziemlich am Ende der Wanderung. Blick auf die "Teufelsmühle (2508 m)". Vielleicht ein zukünftiges Ziel aus dem Ödtal?


      Fazit:
      Wer's gerne einsam hat ist mit dem Jaggeser auf alle Fälle bestens bedient. Der Gipfel selbst ist sehr selten besucht (ich war 2014 erst der sechste Eintrag im Gipfelbuch!), was auf mehrere Gründe zurückzuführen sein dürfte:
      -) der Gipfelzustieg ab Kleetörl ist zwar nicht sonderlich weit (ca. 30 min) aber nicht markiert. Steigspuren sind zwar vorhanden, aber nicht übermäßig ausgeprägt.
      -) mühsamer, weiter Zustieg aus dem Mühlbachtal (hier liesse sich zumindest der Rückweg mittels MTB zeitlich verkürzen)
      -) mühsamer Weg und im Reichenbergkar unmarkierter Weg aus dem Stubachtal
      -) ab Kleetörl steile Flanken die bei Nässe problematisch sein können
      Reizvoll wäre vermutlich auch der Übergang am Grat Richtung WNW zum Königstuhl (2408m); die schwierigsten Stellen sind hierbei vermutlich kurz vor dem Königstuhlgipfel.

      Viel Vergnügen beim Nachahmen!

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      • #4
        AW: Jaggeser 2570m, Glocknergruppe, 09.08.2014

        Vielen Dank für deine Anregung, obwohl ich erst mal suchen mußte wo der Gipfel überhaupt liegt.
        Nachahmungswert ist es auf jedenfall.
        Lg. helmut55

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        • #5
          AW: Jaggeser 2570m, Glocknergruppe, 09.08.2014

          Interessanter Bericht aus einer mir völlig unbekannten Gebirgsecke. Mich freut es immer, wenn sich jemand kreativ aus der Karte heraus Touren zusammenstellt und sich im Rahmen seiner Fähigkeiten auch auf wegloses Gelände einläßt. Die Motivation bei diesem Wetter durchzuhalten, in der Hoffnung auf ein schmales Schönwetterfenster, hat sich bezahlt gemacht.
          Deine Tour böte sich ja auch als kombinierte Bike/Hike-Tour an. Aber wahrscheinlich findet sich ja unten wieder eine durch nichts zu begründende Verbotstafel...
          Das Erlebnis bzw. Bild mit den Geiern hat sicher Seltenheitswert. So etwas bekommt man nicht leicht zu Gesicht.

          LG

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          • #6
            AW: Jaggeser 2570m, Glocknergruppe, 09.08.2014

            Jö, da warst du in einer meiner absoluten Lieblingsgegenden! Das Gebiet rund ums Mühlbachtal gefällt mir sehr gut und es ist wirklich schön, einmal einen Bericht aus dieser Ecke zu sehen. Das Bild mit den Gänsegeiern ist natürlich ein absolutes Highlight! Toll, toll, toll auch wenn mir der Anstieg von der Nordseite besser gefällt!

            PS: @Tauernfuchs - das mit den Mountainbike-Verboten ist bei uns im Pinzgau normalerweise nicht so streng, i.d. Regel kann man in fast allen Täler problemlos fahren!
            Zuletzt geändert von Fritz_Phantom; 19.08.2014, 00:13.
            "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

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            • #7
              Servus, Dein sehr schöner Bericht mit den tollen Bildern ist ja nun schon ein paar Jahre alt. Wir waren aber kürzlich vom Mühlbachtal aus am Hacklsee und Kleetörl und fanden die Landschaft dort wirklich großartig. DIe Seile am Törl haben wir gesehen und uns gefragt, wo die wohl hinführen. Zeitlich war ein Erkunden nicht mehr sinnvoll, es lag uns auch ein wenig der Abstieg vom Kleetörl über steile Schneefelder im Magen (der dann aber mit der entsprechenden Vorsicht gut von statten ging). Das Bild mit den Geiern und der toten Kuh ist wahrlich sensationell! Schön, nun zu wissen, dass es vom törl aus weiter geht und wohin man dann kommt. Vielleicht wird da mal was draus
              Auf jeden Fall danke für den schönen Bericht. Von unserer Wanderung habe ich gestern ein paar Bilder gepostet: https://photos.app.goo.gl/Tx4X6ihw1Mq2TiYs7
              Grüße aus dem Bayerischen (BGL)
              Michael mit Brigitte

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