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Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

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  • Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

    Liebe Foristi,
    wir haben in diesem Urlaub einen Traumberg bei Traumverhältnissen bestiegen: Dent d' Herens (4171) über den Westgrat von der Aostahütte aus, Zustieg (zieht sich ziemlich) vom Lac di Place Moulin (5 - 6 Stunden). Netter sauberer Campingplatz ist im Talort Valpelline "Camping Grand Combin" auf 980 Hm, also schön warm. Karte: LKS 1:25000 Blatt 1347 Matterhorn.
    Parkplätze oben an der Staumauer gibts reichlich und kostenlos.

    Die Hütte wird vom Bergführer "Gigi" betrieben und ist urig, sauber und angenehm, fließendes Wasser gibt es, Sanitäranlagen sind spitze. Gigi spricht italienisch, englisch und französisch.
    Auf der Hütte lernten wir den Solisten Wolfgang kennen und wir beschlossen gemeinsam den Gipfel anzugehen. Am 9. 8. waren wir nur zu dritt, deshalb gab uns Gigi netterweise ein Funkgerät mit, da am Berg so gut wie kein Handyempfang für Notfälle möglich ist.
    Um 4. 20 Uhr brachen wir auf, zunächst geht es ein paar Hm steil hinab auf eine lange steil Seitenmoräne, bei der man froh ist, dass es noch dunkel ist.
    An der deren Ende schnallen wir im Dunkeln die Steigeisen an und gehen ans Seil, denn der Gletscher, der hat Spalten und zwar nicht zu knapp, es ist ziemlich aper.
    Im ersten Morgenlicht haben wir die steile Passage hinter uns

    Nun geht es in einem weiten Bogen nach links flacher zum Tiefmattenjoch weiter.

    Das Tiefmattenjoch sind 60 HM reines glitschiges Gebrösel, hier ist man dankbar für die Fixseile, auf die ich sonst nicht so stehe. Helm ist unbedingt erforderlich.

    Der Grat selbst ist trocken und eisfrei, also leichte Kletterei im 3. Grad, deshalb entscheiden wir uns seilfrei zu gehen. Die 3 mit Schlingen eingerichteten Standplätze zeugen jedoch davon, dass hier es bei Schnee und Vereisung sehr schnell sehr heikel werden kann. Es ist eisig kalt, windig und schattig im Aufstieg.

    Erst als wir die Felsen hinter uns lassen erreichen die ersten Sonnenstrahlen die Route.

    Nun geht es auf der recht steilen, anstrengenden Schneeflanke weiter. Die Steigeisen greifen gut. Hier möchte ich allerdings bei Blankeis nicht hoch und schon gar nicht runter.

    Am Gipfelhang finden sich massenhaft Sichungsbügel, die (wie wir finden) in keinem Verhältnis zu dem leichten 2er Blockgelände stehen. Klar, es ist etwas bröselig, aber nicht wirklich heikel.

    Oben geht es über recht guten Fels auf dem Gipfelgrat weiter.

    Die letzten Meter führen nochmal über eine vereiste Flanke, Rucksäcke haben wir im Fels deponiert, Steigeisen mussten aber wieder an die Füße.

    Um 11 Uhr standen wir auf dem Gipfel, von dem aus mein wichtigstes Ziel im nächsten Jahre fast zu Greifen nah erscheint.

    Der Abstieg erschien uns sicherer über die Aufstiegsroute, denn der Normalweg ist kaum erkennbar, wird so gut wie nie begangen, ist ein eiziger Schutthaufen und mündet in einen spaltigen aperen Gletscher.

    Beim Abkletter habe ich mir leider durch Steinschlag im Westgrat die linke Hand übel verletzt, weshalb wir etwas länger brauchten. Um 19 Uhr servierte uns Gigi das leckere Abendessen auf der Hütte, wo wir eine zweite Nacht ohnhin eingeplant hatten. Das würde ich immer empfehlen, denn der Abstieg ist kilometermäßig einfach unendlich lang. Die Minestrone war übrigens preisverdächtig... Beim Bierchen sagten wir uns: "Und wenn das in diesem Urlaub der einzige 4000er bleiben sollte - der war es wert, dann hat sich die Reise schon gelohnt!" Wir ahnten nicht, wie prophetisch diese Worte waren. Am 10. 8. stiegen wir ab, am 11. 8. gings nach Lauterbrunnen, um das Berner Oberland anzugehen. Leider wissen wir nicht, wie es dort oberhalb von 1600 Hm aussieht. Eiger, Mönch und Jungfrau kennen wir immer noch nur von Fotos - wir hatten 6 Tage Sauwetter. Die Neuschneemengen vereitelten jeden weiteren Hochtourenversuch. Aber ein paar schöne Klettertouren konnten wir in der vergangenen Woche dann noch machen, allerdings im Wallis, dort kam die Sonne etwas eher hin.
    Nun hoffen wir darauf, dass uns das nächste Jahr besseres Wetter beschert, schlechter geht´s auch fast nicht mehr.

    Liebe Grüße

    die rheinische Bergzicke
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  • #2
    AW: Dent d'Herens 9. 8. 2010

    Zitat von Bergzicke
    SCh**** - ich habe mich verklickt, kann man das verschieben? Skitour kommt erst demnächst wieder..
    Ich Deppin
    BG
    Man kann einen der zuständigen Moderatoren anschreiben. Der wird den Thread verschieben. Ich habe das schon für dich gemacht, bald wird er im richtigen Ordner zu finden sein.

    Zur Tour: Ein Berg, der auch auf meiner Wunschliste weit oben steht im Gegensatz zu dem Schotterhaufen dahinter. Wie steinschlaggefährdet ist der Westgrat? Eigentlich sollte ein Grat ziemlich sicher sein, aber du hast dich dort verletzt.
    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

    https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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    • #3
      AW: Dent d'Herens 9. 8. 2010

      Da wird sich bestimmt ein hilfsbereiter Mod finden. Abgesehen von den Ski sieht es aber wirklich nach einer sehr schönen Tour aus!
      Und rheinisches Bergsteigen kann ich auch ganz grundsätzlich nur unterstützen. Vom Drachenfels in die Welt, sozusagen.
      Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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      • #4
        AW: Dent d'Herens 9. 8. 2010

        Danke! Ich hatte schon die Forenleitung angeschrieben.
        Eigentlich ist der Westgrat nicht sehr Steinschlag gefährdet. Der Fels ist fest, griffig und solide. Die ganze Sache ist nicht sehr steil, was Einschläge selten macht. (Gilt nicht für´s Tiefamttenjoch!!)
        Ich hatte einfach Pech: Ich stand sicher auf der Nordseite und wartete darauf, dass mein Mitkletterer eine einfache Stelle passierte, als sich rings um meine linke Hand die Brocken lösten und abgingen. Es schlug mir die Beine weg, unter mir gings senkrecht runter, aber die Griffe hielten zum Glück. Ich musste links festhalten, bis ich wieder Stand gewann, während weiter Steine auf die Hand schlugen. Dadurch kam es zu heftigen Prellungen.
        Mein Mann nennt mich gerne "Steinschlagmagnet" so oft, wie es mich erwischt. Mein Helm ist mein bester Freund
        Ich empfand den Grat aber leichter als gedacht, doch wir hatten - wie gesagt - beste Verhältnisse. Vor einigen Jahren fanden wir ihn vereist vor, da haben wir aufgegeben, weil es zu langsam ging.
        Richtig gruselig waren für mich die Spalten und das Eis mit Matschauflage im Abstieg am Gletscher - Eis wird nie mein Freund und ohne linke Hand am Eisgerät schon mal gar nicht

        LG
        Bergzicke

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        • #5
          AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

          gratuliere euch herzlich zur anspruchsvollen Tour auf diesen schönen Gipfel

          lG
          Martin
          Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

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          • #6
            AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

            Zitat von Bergzicke Beitrag anzeigen
            Um 11 Uhr standen wir auf dem Gipfel, von dem aus mein wichtigstes Ziel im nächsten Jahre fast zu Greifen nah erscheint.
            Da ich mich an den tollen Blick von dort oben noch so gut erinnere. hab ich soeben mein Tourenbuch befragt. Am 1.8.2000 war es bei mir soweit. Wir sind damals über die Südflanke bis zum Westgrat und weiter zum Gipfel. Ein toller Berg und eine schöne Hütte.

            Herzliche Gratulation.

            Gruß, Günter
            Meine Touren in Europa

            Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
            (Marie von Ebner-Eschenbach)

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            • #7
              AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010


              Schon lange habe ich diesen Berg im Visier, hatte auch zur gleichen Zeit wie ihr Urlaub.
              Offenbar war halt im August wettermäßig in der Schweiz echt nicht viel drinnen und meine Entscheidung in Osttirol zu bleiben richtig.
              Falls ich doch noch einmal (fast glaub ich´s nicht mehr...) dazu komme, meinen Traum zu verwirklichen und den Grat vom Matterhorn herüber zu begehen, beschäftigt mich immer wieder die Frage, wie man allein am sichersten vom Dent d´Herens herunterkommt.
              In erster Linie möchte ich dabei spaltige Gletscher meiden. Vielleicht kann mir da jemand einen guten Tipp geben...
              LG

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              • #8
                AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

                Gratulation zur schönen Tour in diesem so verregneten Sommer!

                Ich war Ende Mai 06 mit Ski unterwegs. Wir haben den langen Zustiegshatscher mit dem MTB verkürzt und dieses auf einer Ebene oberhalb der Rif Pra Rayer versteckt. Waren aber immer noch fast vier Stunden bis zur (unbewarteten) Aostahütte unterwegs.

                Am nächsten Tag haben wir auf ca. 3900m am Gletscher des Grandes Murailles die Ski deponiert und sind durch die Südflanke (etwa bei dem Bild # 6) auf den Sommerweg gestoßen. Durch die leichte Vereisung der Felsen im oberen Bereich packten wir kurz vor dem Grat dann auch das Seil aus. Die 9 anderen Bergsteiger in der Hütte verteilten sich etwa zur Hälfte zwischen Sommergipfel und Wintergipfel (Ostschulter).

                Anschließend eine super Abfahrt über herrlichen Firn bis ca. 2300m, kurzer Fußmarsch zum Bike und, nach einer Jause beim Rif. Pra Rayer, entspanntes Rollen zurück zum Auto.

                Der Zahn ist auch als Skigipfel sehr zu empfehlen, weil sich dann der Abstieg doch deutlich verkürzt
                Zuletzt geändert von salzkammergut; 29.08.2010, 11:04.

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                • #9
                  AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

                  Hi Tauernfuchs:
                  Ohne Gletscher ist der Zahn nicht zu kriegen, auf jeden Fall solltest du als Solist Abstieg über den Aufstiegsweg machen und den Westgrat nehmen. Vielleicht wäre eine Winterbesteigung, wie sie eben vorgeschlagen wurde, dann sicherer. Auf Ski bei guter Schneelage sollte das ok sein.
                  Der Anstieg von der Schönbielhütte sieht richtig grauslig aus
                  Zu den Bikes: Wir hatte kurzfristig allen Ernstes mal drüber nachgedacht unsere Bikes neben der Zelt- und Bergausrüstung auch noch auf den Lastkombi zu laden, nur wegen dieses elenden Wanderwegs am See entlang. Ich habe jedem Biker neidzerfressen hinterhergeguckt.
                  LG
                  Bergzicke

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                  • #10
                    AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

                    Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Tour auch von meiner Seite.

                    Ein Gipfel, der eher selten gemacht wird und durch seinen langen Anmarsch abschreckt.

                    Es ist schon unglaublich, wie sehr sich die Verhältnisse am Berg innerhalb weniger Tage verändern können.

                    Ich habe nämlich ebenfalls die Dent d´Herens am 20.08.2010 bestiegen. Jedoch waren zuvor bei 2 Tagen Dauer-Niederschlag in hohen Lagen bis zu 70cm Neuschnee gefallen.

                    Dementsprechend waren die Bedingungen völlig andere. Ich werde meinen Besteigungsbericht in absehbarer Zeit auch hier einstellen und zum Vergleich auch Bilder zeigen.

                    Gruss vom Niederrhein!

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                    • #11
                      AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

                      Zitat von Bergzicke Beitrag anzeigen
                      Zu den Bikes: Wir hatte kurzfristig allen Ernstes mal drüber nachgedacht unsere Bikes neben der Zelt- und Bergausrüstung auch noch auf den Lastkombi zu laden, nur wegen dieses elenden Wanderwegs am See entlang. Ich habe jedem Biker neidzerfressen hinterhergeguckt.
                      Also das ist ja wohl mal Gejammer auf hohem Niveau wo das doch ein wirklich schöner Spaziergang ist, den man auch nach einem langen Gipfeltag sicher noch schafft.

                      Schön, oder nicht?

                      Gruß, Martin

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                      • #12
                        AW: Dent d'Herens, 4171m, Walliser Alpen; 9.8.2010

                        Also ich sag es ganz ehrlich!

                        Wir sind mit den Mountainbikes bis weit hinter das Seeende gefahren.

                        Es sind von der Staumauer fast 8 km bis zum eigentlichen Beginn des Hüttenweges und mit den Rädern haben wir einen Haufen Zeit gespart und Spass hat es obendrein noch gemacht.



                        Mein Bericht und Bilder folgen in den nächsten Tagen.

                        gruss

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