Ankündigung

Einklappen
Mehr anzeigen
Weniger anzeigen

Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

    Furtschagelspitze Westgrat, V-, meist III-IV; Weißzint und Breitnock Überschreitung, III-IV

    Im Gegensatz zu den Eistouren hat sich ja bei Gratklettereien recht wenig verändert und so sind diese alten Berichte nach wie vor aktuell. Nachdem nun ja nun endlich vielleicht doch bald der Sommer ausbrechen wird, möchte ich euch hier einen kleinen Vorgeschmack servieren und lade nochmals ein, zu einem Rückblick in vergangene Tage. Die Berichte habe ich diesmal im Originaltext aus meinen alten Tourenbüchern übernommen, lediglich die Bildunterschriften neu hinzugefügt.

    23.7.1979
    Furtschagelspitze Westgrat, V-, meist III-IV
    Wohl alle waren auf einen Regentag eingestellt. Kein Gedanke an frühes Aufstehen.
    Erst um sieben Uhr schälen wir uns aus den warmen Decken. Routineblick aus dem Fenster, mehr aus Gewohnheit… Blauer Himmel!
    Rasch ist alles fertig. Bereits gegen 8h sind wir auf dem Weg Richtung Furtschagelspitze. Immer wieder drehen wir uns um nach dem Hochfeiler. Sein Anblick hat es uns angetan, die steile Eisflanke, das zerklüftete Schlegeiskees – vielleicht morgen?
    Hier aber ein Blick zum Gr. Möseler:
    0201.jpg
    Doch heute steht Klettern am Programm, der Furtschagel- Westgrat, V- laut Führer, soll unsere Beute werden.
    Noch unangeseilt steigen wir die ersten Rinnensysteme aufwärts, schöner, fester Gneis, einfach sehr verlockend. Ein Blick um die Ecke:
    0202.jpg
    Bei einem Absatz seilen wir dann doch an. An grobgriffigen Platten turnen Gerhard und ich empor.
    0203.jpg
    Rasch haben uns die Wolkenfetzen eingeholt, aber immer wieder zerreißt der Wind das Gespinst und gibt märchenhafte Blicke frei auf die wilde NW-Flanke des Möseler. Lange hält sich heute kein Nebelstück und gerade diese Wolkengebilde verzaubern die bizarren Felszacken, stauen sich in dicker Walze am Möseler. So lange bis der Wind sie als zarte Wattebausche wieder hinweg jagt und ihre kuriosen Schattenbilder über die zerrissenen Gletscher huschen.
    0205.jpg
    Und zu diesen Märchenbildern unsere unvergleichliche Kletterei!
    Richtig schwelgen können wir in dem Steilriss mit 25m langer Piazschuppe. Richtig originell ist der Abstieg hinter einem kühnen Gratzacken über wirr hingeschleuderte Felsplatten. Ungehindert und mittlerweile seilfrei ansteigend kosten wir noch so manchen Kletterleckerbissen aus.
    0204.jpg

    0206.jpg

    Steile, gut gestufte Kanten, messerscharfe Gratschneiden, die Tiefblicke in wüstePlattenschluchten vermitteln, dann wieder merkwürdige Blockwürfelstrecken.
    0207.jpg
    Viel zu rasch erreichen wir den Gipfel und genießen das Spiel der Wolken. Hier ein Blick zum Thurnerkamp:
    0208.jpg
    Auch der Verbindungsgrat zum Schönbichler Horn bietet noch reizvolle Kletterei.
    Hier ein wilder Rückblick
    0210.jpg
    und der gemütliche Ausklang
    0209.jpg
    Und immer wieder gleitet unser Blick zur Nordwand des Hochfeiler.
    0211.jpg
    Genau versuchen wir uns den besten Zustieg einzuprägen. Vielleicht morgen…?
    Das Wetter verspricht jedenfalls Gutes. Voll Hoffnung steigen wir ab nach dieser prächtigen Tour.

    Fortsetzung gleich...

  • #2
    AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

    Weißzint Ostgrat, III- und Breitnock Überschreitung West-Ost, III/IV
    25.7.1979
    Rasttag! „Nur“ den Weißzint wollen wir besteigen und eventuell noch den Breitnock…
    Hier ein Blick zu Weißzint (rechts) und Breitnock (links):
    01.jpg
    Neugierig haben wir dessen Grate studiert, kein Hinweis auf den Westgrat im Führer, Neuland?
    Nach unserem gestrigen Hochfeiler-Abenteuer kennen wir teilweise den Zustieg Richtung Schlegeisscharte. Im Gegensatz zum Nordwand Zustieg fast eine Bummelpromenade, oder doch nicht? Hier Blick zum Einstieg des Breitnock Westgrates:
    02.jpg
    Na ja, das Ganze ist mehr Reklame, halb so wild und bald schon schwelgen wir im prächtigen Granit des Weißzint Ostgrates. Wir fassen in herrliche Piazschuppen, die ein sicheres Gefühl selbst in steilen Plattenstellen vermitteln.
    03.jpg
    So verzichten wir wieder auf das Seil und völlig unbeschwert, ohne Rucksack, steigen wir empor, nur einen Pullover umgebunden.
    05.jpg

    06.jpg

    Ein kleiner Ausblick Richtung Olperer
    04.jpg
    Und schon stehen wir auf der Spitze des Vorgipfels. Ein Block- und Firngrat leitet zum Gipfelkreuz auf dem bald ein blondgeschopfter Jüngling steht:
    07.jpg
    Ebenso genussvoll wie im Aufstieg gelangen wir auch glücklich wieder in die Schlegeisscharte hinunter. Dort erscheint uns der „Rasttag“ noch zu wenig genützt.
    Vielmehr lockt uns der schmale, plattige Westgrat des Breitnocks, an dessen Schneide wir ebenfalls gediegenen Fels vermuten.
    Rasch eilen wir ein paar Meter hinab zum Einstieg, der etwas unterhalb der Schlegeisscharte ansetzt. Eine rampenartige, tischplattenbreite Schneide führt in anregender Kletterei empor.
    08.jpg
    Gute Leisten vermitteln sicheres Klettern
    09.jpg
    und erst als die Schneide etwas mehr Glätte zeigt, seilen wir uns an. Etwas rechts der Kante steckt sogar ein alter Haken - an unmöglicher Stelle. Die Begeher wollten wohl der Gratschneide ausweichen und kamen so in wesentlich ungünstigeres Gelände. Wahrscheinlich ein Rückzugshaken – wie auch immer, nicht zu ergründen…
    Forsch an der Gratschneide bleibend bringen wir die prächtige Reibungsstelle hinter uns.
    010.jpg
    Am letzten, brüchigen Aufschwung werde ich dann aber doch nach rechts gedrängt. Direkt am Grat liefe ich Gefahr mit einem Riesenblock in die Tiefe zu sausen. Recht einfach umgehe ich das Zeug und rittlings auf der Schneide des Westgipfels sitzend sichere ich Gerhard nach. Gleich bessert sich der Fels wieder. Hurtig überschreitet mein Freund den Zacken. Steil und abweisend bricht dieser in die nächste Scharte ab. Doch gar nicht so wild, wie sie aussieht, erweist sich die Steilstelle (IV)
    011.jpg
    und bietet sogar originelle Kletterei. Über viele nette Grattürme turnen wir weiter. Mancher erscheint vorerst unersteiglich, doch wunderbarerweise lassen sich alle überklettern. Reibungsplatten, Piazschuppen und kürzere Reitgrate bieten viel Abwechslung und erst der letzte Turm will auf der Südseite umgangen werden. Über leichte Blöcke und unterhalb einer Riesenwächte erreichen wir den Gipfel. Immer wieder wandern unsere Blicke hinüber zum Möseler
    012.jpg
    Seine NW-Flanke wollen wir uns morgen vornehmen. Über einen Bergschrund fahren wir kurzerhand am Hosenboden drüber und eilen über den zahmen Gletscher Richtung Furtschagelhaus. Um 17 Uhr endet dann endlich unser schönes Rasttagserlebnis.

    LG

    Kommentar


    • #3
      wüde teifin!

      Kommentar


      • #4
        AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

        Manchmal denke ich mir bei deinen alten Berichten, es müsste schön sein alle diese Touren vor vielen Jahren begangen zu haben und an einem regnerischen Tag einfach zurückzublicken. Andererseits denke ich an das erste Mal Westalpen zurück. Wie hoch und wild alles war! Leider kommt dieses Gefühl so stark nicht wieder, obwohl ich ein paar Mal in wilderen Gegenden war als beim ersten Mal.

        Das schöne ist, egal wie ich es betrachte, Bergsteigen hat immer seinen Reiz. Ob man das erste Mal im wilden Hochgebirge unterwegs ist, ob man schon einiges kennt oder sogar das subjektive Gefühl hat das meiste in den Alpen gesehen zu haben (was man kaum in einem Leben, das neben Bergsteigen doch überwiegend aus Arbeiten und anderen Aktivitäten besteht, machbar ist), es gibt immer wieder neue Facetten zu entdecken und jede neue Tour bietet die Möglichkeit auf vergangene Touren anders zurückzublicken und sich auf zukünftige Touren auf eine neue Art und Weise zu freuen.
        "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

        https://www.instagram.com/grandcapucin38/

        Kommentar


        • #5
          AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

          Herzlichen Dank!
          Super geschrieben.... dazu Traumbilder.
          Ich könnt stundenlang deine Retroberichte lesen....
          Berge von unten, Kirchen von aussen, Wirtshäuser von innen.

          Kommentar


          • #6
            AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

            Prädikat: "Sehenswert"!!!
            Vielen Dank für den Rückblick!


            L.G. Manfred

            Kommentar


            • #7
              AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

              Was gibt es schöneres statt dem prognostizertem Regenwetter, strahlend blauen Himmel vorzufinden?
              Bei dem Wetter ist so ein Rückblick sehr passend.
              Lg. helmut55

              Kommentar


              • #8
                AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

                Meine Alpenhöhepunkte waren zwar erst in den 90er Jahren, aber ich liebe diese alten Fotos von Dir wahnsinnig. Ich blättere auch regelmäßig in meinen Alben aus vergangenen Zeiten. Heute ist mir die Lust besonders durch Verkehr (leider auch für viele weglose Berge) und überfüllte und unromantische Hütten überwiegend vergangen. Ich konzentriere mich momentan daher mehr auf außeralpine Ziele.

                Kommentar


                • #9
                  AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

                  Danke für den schönen Bericht! Wenn das Wetter aktuell nichts hergibt, ist es umso besser, stattdessen Berichte aus alten Zeiten zu lese.
                  Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

                  Kommentar


                  • #10
                    AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

                    großartig sowohl eure Touren, als auch dein Bericht!!!



                    herzliche Grüße
                    Martin
                    Zuletzt geändert von lama; 18.05.2014, 11:21.
                    Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

                    Kommentar


                    • #11
                      Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, ...

                      Toll! Mein Favorit ist das Bild mit dem Grat zwischen den Beinen - selber schämt man sich für sowas ja immer ein bisschen..

                      Kommentar


                      • #12
                        AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

                        Herzlichen Dank für eure netten Meldungen!
                        Es freut mich, dass meine alten "Gschichtln" noch ein paar Regentage überbrücken helfen.

                        @ placeboi:
                        Deine Sätze und Gedanken treffen so ziemlich genau das, was in mir vorgeht, wenn ich auf alte Zeiten zurückblicke. Alte Erinnerungen an gelungene Unternehmungen sind schon ein ganz wertvoller Schatz und ich immer recht dankbar dafür. Anfangs war es für mich nicht leicht, mich (familienbedingt) vom extremen Bergsteigen zurückzuziehen. Dann hab ich mir neue (etwas gemäßigtere) Facetten im Bergsteigen gefunden und neue Blickwinkel und es ist wieder so spannend und schön wie eh und je.

                        LG

                        Kommentar


                        • #13
                          AW: Furtschagelspitze, Weißzint, Breitnock, III -IV; Zillertaler Gratabenteuer, 1979

                          phantastisch !!!
                          ..
                          hab das erst jetzt gefunden..
                          ich sollt nicht immer nur nach "oberösterreich" schauen..
                          ..
                          extrem superig..
                          es lebe die analogphotographie !!
                          .

                          but i see direct lines

                          Kommentar

                          Lädt...