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01.07.21 Kühle Verschnauftage, dann die nächste Hitzewelle

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  • 01.07.21 Kühle Verschnauftage, dann die nächste Hitzewelle

    Vor dem eigentlichen Wetterbericht wie immer ein paar Infos zur globalen Erwärmung und seine verheerenden Folgen....

    Europa:
    • Wien-Hohe Warte mit 9 l/qm Niederschlag zweitniedrigste Juni-Regenmenge seit Messbeginn (nur im Juni 1917 war es mit 8mm trockener).
    • Podersdorf/Burgenland: mit 2mm niedrigste Junisumme aller Stationen in Österreich seit Messbeginn
    • Österreich: Drittwärmster und zweitsonnigster Juni der Messgeschichte
    • Deutschland: Drittwärmster Juni seit 1881
    • Finnland: Wärmster Juni seit Messbeginn, der vorherige Rekord aus dem Jahr 1953 wurde um 0,3°C überboten
    Welt:
    • Tropensturm DANNY machte am 29. Juni 2021 Landfall in South Carolina, dort der erste Junisturm seit Hurrikan 1 im Jahr 1867
    • Tropensturm ELSA hat sich östlich von 50°W entwickelt. Nur ein weiterer Atlantiksturm (1933) entwickelte sich bisher in den Tropen (südlich von 23,5°N) und östlich von 50°W bis 1. Juli, zudem der früheste Tropensturmstärke erreichende Tropensturm, der alte Rekord lag beim 6. Juli
    Hitze:

    In Kanada lag der alte Hitzerekord bei 45.0°C (1937), am 27. Juni wurden in Lytton (British Columbia) 46,6 °C, am 28. Juni 47,9 °C und am 29. Juni 49,6 °C gemessen. Von den Meteorologen und Klimatologen hätte wohl niemand knapp 50°C auf 50°N jemals für möglich gehalten. Das Dorf hatte 249 Einwohner und ist nicht mehr. Am nächsten Tag wurde es durch Wildfeuer zerstört:

    lytton.jpg

    Wo kam die Hitze her?

    trajektorie.png

    Die Rückwärtstrajektorien für verschiedene Orte auf 1500m Höhe zeigen den Ursprung im Nordpazifik in Höhen bis über 4km.

    150km von Lytton entfernt sah der Wetterballonaufstieg so aus:

    E5KB4JXWYAYE8gg.jpg

    Trockenadiabatisch durchmischt bis rund 3500m Höhe (650 hPa), was für sich schon häufiger auf die Wüste zutrifft, und nach einer kleinen Inversion auf 500 hPa durchmischt bis zur Tropopause. Nahezu die gesamte Troposphäre ist durchmischt. Und trotz der großen Hitze fasst die Wassersäule 29,63 l/qm, und es reicht für Labilität zwischen 5000 und 12000m Höhe.

    Wie sehr der Hitzerekord abweicht, sieht man bei den täglichsten Höchstwerten im Klimadiagramm:

    E5Hg4HdXEAUuS0C.png
    Aber das ist kein Ausreißer, Rekorde wurden am 29. Juni 2021 im Großteil von Westkanada aufgestellt:

    E5GagzOWQAQsgv1.jpg Das Ausmaß des Hitzedoms sieht man hier:

    as.png
    Quelle: http://www.karstenhaustein.com/climate










    Zuletzt geändert von Exilfranke; 01.07.2021, 21:31.
    http://www.wetteran.de

  • #2
    Weiter im Text....

    Zum Tornado in Südmähren hab ich schon eine Fallstudie geschrieben: https://meteoerror.wordpress.com/202...-klimawandels/

    Ergänzend hier die 26km lange und 100 bis 700m breite Schadensspur des Tornados, die ein Sentinel-Hub-Satellitenbild von Copernicus EU zeigt:

    damage-track.gif
    Animation funktioniert anscheinend nicht (externer Link)

    Makaber, aber der F4-Tornado in Tschechien fällt von allen Wetterextremen nur deswegen aus dem Rahmen, weil er durch mehrere Ortschaften gepflügt ist und daher viele Verletzte und Tote gefordert hat. Der letzte F4 war im Jahr 2015 in Venezien, davor 2008 in Nordfrankreich. Für Tschechien aber der schwerste Tornado seit dem Jahr 1119. Dennoch übertrifft die Hitze und auch die Dürre im Westen Nordamerikas alles bisher Dagewesene.

    Bei uns herrscht auch morgen nochmal eine vergleichsweise kühle Nordwestströmung, in 1500m +9 auf der Rax bis +15 im Paznauntal (freie Atmosphäre, am Talboden wärmer). Unergiebige Schauer an der Alpennordseite, einzelne kräftigere Regenschauer in Süd- und Osttirol sowie entlang der Karnischen Alpen.

    Am Samstag nähert sich von Westen der nächste Höhenkeil, damit kommt wieder deutlich wärmere Luft in den Alpenraum, verbreitet um +15 Grad. Dazu am Abend im äußersten Westen einzelne Regenschauer in Verbindung mit einer schwachen Kaltfront(okklusion). Sonst trocken und allgemein schwach windig.

    Am Sonntag kommt auch schon ein breiter Trog von UK und dem Atlantik mit einem ungewöhnlich kräftigen Jetstream, der südlich am Alpenraum vorbeigeht. Westliich von Salzburg beginnt es damit früh zu quellen und im Tagesverlauf entstehen immer mehr Schauer und Gewitter, die stärksten wieder entlang der Nördlichen Kalkalpen. Der Höhenwind ist aber zu schwach für Riesenhagel-Ereignisse wie zuletzt, das sieht eher nach Starkregen, kleinerem Hagel und Sturmböen aus. Am Alpenostrand weht lebhafter Südostwind. In 1500m +12 bis 15 Grad.
    Abends zeichnet sich über Bayern eine schwache Druckwelle mit auffrischendem Westwind ab, die Montagfrüh auch den Osten erreicht. Nach Osten hin schwächt sich der Niederschlag aber deutlich ab und damit geht die extreme Trockenheit im Osten weiter.

    Trend:

    Montag: Lebhafte Nordwestströmung, aber kaum noch Regenschauer, im Süden und Westen noch sommerlich warm, sonst vorübergehend deutlich kühler mit unter 25 Grad. 1500m-Temperatur 9-14°C.

    Am Dienstag sieht aber alles nach einem raschen Keilaufbau über Mitteleuripa aus, das steuernde Tief liegt über England, durchaus kräftig ausgeprägt, entsprechend flott geht die neuerliche Erwärmung. 1500m-Temperatur verbreitet 18 bis 23 Grad. Und dazu nur im Alpenvorland lebhafter Ostwind, sonst schwach windig in allen Höhen. Gewitter am Abend am ehesten wieder im Westen.

    Mittwoch dann Höhepunkt, ehe Donnerstag die nächste Kaltfront wieder einen Luftmassenwechsel bringt. Aus heutiger Sicht.

    Ich lass mal die Niederschlagsprognose für Donnerstag, 08. Juli, 17-20 Uhr MESZ so stehen, und wir schauen dann in einer Woche, was davon noch übrig ist. Bis zu diesem mutmaßlichen Ereignis geht die Trockenheit im Osten weiter!

    GFSOPME12_174_43.png
    Modellunterschiede:

    Bis Dienstag gering. Das europäische Modell rechnet die Hitzewelle aber bis Freitag, hier käme die Kaltfront erst am Samstag.

    Gruß,Felix














    Zuletzt geändert von Exilfranke; 01.07.2021, 22:02.
    http://www.wetteran.de

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    • #3
      Das mit dem drittheißesten Juni in Deutschland überrascht mich jetzt. Ja, eine Woche war richtig heiß, aber sonst hätte ich eher auf einen durchschnittlichen Monat getippt, da es ja zwischendrin auch mal kühler war. Subjektive Eindrücke müssen halt auch nicht stimmen. Heute wurde meine Klettersteigfortbildung am 2. Juliwochenende abgesagt, jetzt bin ich wieder ganz entspannt und flexibel was die Wetterentwicklung angeht.

      Trotzdem natürlich wieder vielen Dank für Prognose und die Hintergrundinformationen.

      Viele Liebe Grüße von climby
      Meine Nachbarn hören Metal, ob sie wollen oder nicht

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      • #4
        Also hier in Salzburg war´s auch ein paar Tage heiß aber so um die 30 Grad fonde ich doch eher normal für einen Sommer. Manb liest ja nur noch von "Hitzewellen" dauernd.
        Die gehen für mich erst ab 34 Grad aufwärts mal an. Sowas wie in Kanada brauche ich aber auch nicht

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        • #5
          Momentan sieht es so aus, als ob erst am Freitag die Hitze beendet wird, am Donnerstag noch 38 Grad und mehr im Osten.

          Unerträglich finde ich persönlich die hohen Nachtwerte um 25 Grad. Schlaf und Leistung leiden deutlich.
          http://www.wetteran.de

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          • #6
            Ich bin da jetzt auf die Werte für die Juli gespannt. Zumindest hier in Bayern sieht es nicht nach der ganz großen Hitze in den kommenden Tagen aus, was mich persönlich nicht stört. Und wenn ich dann noch die Siebenschläfer-Regel in Betracht ziehe, wird es wohl kein so extrem heißer Sommer. Wir werden sehen.

            Viele Liebe Grüße von climby
            Meine Nachbarn hören Metal, ob sie wollen oder nicht

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