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Alpine Notlage wegen Orkan auf der Raxalpe / 16.12.2024

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  • Alpine Notlage wegen Orkan auf der Raxalpe / 16.12.2024

    Seit der Nacht von Samstag auf Sonntag [14.12.-15.12.2024] toben in den Hochlagen (oberhalb von 1500m) von Rax und Schneeberg orkanartige Stürme. Flächendeckend erreichte der Sturm mehr als 120 km/h, am Gipfel des Schneebergs wurden bei der LAWIS-Wetterstation sogar Böen von über 240 km/h (!!!) gemessen. Sowohl die Wetterdienste als auch wir über unsere Social Media Kanäle rieten von Bergtouren dringendst ab. Die Rax-Seilbahn stellte am gestrigen Montag aufgrund der gefährlichen Sturmböen den Betrieb ein.

    Dennoch wurde unsere Ortsstelle gestern um 15.30 Uhr von zwei Damen – einer 32-jährigen wohnhaft in Berlin und einer 25-jährigen wohnhaft in Wien – alarmiert, nachdem sie auf der Rax in alpine Notlage geraten waren. Die beiden Personen wollten über den Törlweg auf das Rax-Plateau aufsteigen und über dieses zur Bergstation wandern. Kurz unterhalb des Törls war der Sturm jedoch bereits so heftig, dass sie sich den weiteren Weg nicht zutrauten.

    Ein Einsatzteam rückte binnen kürzester Zeit aus und begann um kurz nach 16.00 Uhr bereits mit dem Aufstieg. Aufgrund der extremen Windverhältnisse am Berg wurde – in Absprache mit der Alpinpolizei – den beiden Damen empfohlen, den Abstieg eigenständig zu starten und dem Bergeteam entgegenzugehen. Die Gefahren für Leib und Leben bei Böen von deutlich über 100 km/h und Temperaturen um den Gefrierpunkt waren zu hoch, um auf das Bergeteam zu warten. Noch dazu, wo ein Zustieg zur Seilbahn und Talfahrt mit dieser – sturmbedingt geschlossen – nicht möglich war.

    Um 16.35 Uhr trafen schließlich die beiden erschöpften Frauen auf die Bergrettung und die Alpinpolizei. Nach der Versorgung mit warmen Getränken (Wärmemanagement) erfolgte der gemeinsame weitere Abstieg ins Tal. Und um 17.30 Uhr konnte Einsatzende mit dem Eintreffen in der Zentrale vermeldet werden.

    Wir müssen an dieser Stelle darauf hinweisen, dass eine Tourenplanung essentiell ist, um Situationen wie diese zu vermeiden. Die kritische Witterung war vorhergesagt und bereits zwei Tage andauernd. Auch die Abklärung, ob Hütten oder Bergbahnen in Betrieb sind, ist notwendig. Und zu guter Letzt eine entsprechende Kleidung und Ausrüstung (Biwaksack, warme Kleidung, Stirnlampe,…).

    Wir sind froh, dass die beiden Frauen unverletzt und unversehrt zu Tal gebracht werden konnten.


    https://reichenau.bergrettung-nw.at/...nd-des-sturms/
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Ich glaube, der Wert für den Schneeberg wurde inzwischen korrigiert, der neigt gelegentlich zu Übertreibungen, wahrscheinlich, weil aufgrund der massiven Raureifbildung die Windmessanlage einfriert bzw. Messwerte verfälscht werden - also Böen um 180 km/h (Mittelwind 100km/h) erscheinen plausibler, das ist immer noch ordentlich und vor allem ein großer Böenfaktor (Mittelwind-Spitzen-Differenz), das heißt, die Wucht reicht, um Menschen buchstäblich über die Kante zu werfen, wenn man sich nicht festhält.

    Ich denke, es wird allgemein unterschätzt, was bestimmte Windrichtungen für Windspitzen auf abgeflachten Hochplateaus wie Rax und Schneeberg bedeuten. Wenn die Wetterapp 50 km/h Wind zeigt, sind es bei Westanströmung eher 90 km/h und am Dreimarkstein-Scheibwaldhöhe eher 120 km/h. Also ein gravierender Unterschied zwischen noch bewältigbar und lebensgefährlich, auch vom Windchill her. Bei Südost ist der Wind meist nicht ganz so extrem. In diesem Fall war die Luftschichtung sehr stabil geschichtet und das fördert starke Windgeschwindigkeiten, weil sich dann Wellenphänomene bilden (Segelflieger kennen das), und diese Wellen stundenlang ortsfest über dem Berg bleiben, sodass die Windspitzen dort konstant hoch sind. Da ist dann auch keine Chance, etwa eine Hubschrauberrettung durchzuführen.

    Lg, Felix


    Schneeberg_Fischerhuette.png

    PS: Hier ein Foto vom gestern früh, 08.00 Uhr Richtung Kleine Karpaten:

    welle1.jpg
    Es zeigt die typischen abgeschliffenen linsenförmigen Wolken (Altocumulus lenticularis), zudem eine wie mit dem Lineal schräg von links nach rechts oben gezogene breite Linsenwolke, die ortsfest stand. Sie deutet sogenannte hochreichende Wellen an und entsteht nur bei hohen Windgeschwindigkeiten in der Atmosphäre. Wenn man sowas sieht, kann man davon ausgehen, dass die exponierten Wiener Hausberge/Kalkstöcke alles andere als gemütliches Wanderwetter bieten.
    Zuletzt geändert von Exilfranke; 18.12.2024, 09:24.
    http://www.wetteran.de

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