Angsthase statt Schneeleopard / Pamir, Aug. 2008

[Wolfgang_D]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Ich sehe das Risiko offenbar nicht so wie die Leute, die im Basislager sind. Das kann eine Alterserscheinung sein oder aber eine Erfahrungssache. Bei den Skitouren habe ich gemerkt, dass ich umkehren muss, sollte ich ein schlechtes Gefühl haben. Es ist mir nie etwas passiert, aber ich sah einige Schneebretter, und die kamen NIE unerwartet!! Das heisst, wenn ich den Eindruck habe, da könnte etwas abgehen, dann MUSS ich umkehren oder eine andere Route wählen. Daraus lernte ich, dass ich auf mein Gefühl achten muss, und das gilt halt auch im Sommer und in Bezug auf Steinschlag.

Hallo Veronika!

Es wäre sehr schön, so jemand wie dich dabei zu haben am KUN in Ladakh im nächsten Jahr. (Mehr dazu gibt es bereits in einem eigenen Thread hier - Update folgt in einigen Wochen).

Mein mentaler Ansatz in diesem Zusammenhang: Der erste Besuch soll "Exploration" sein - und daher auch dann keine Enttäuschung, wenn der Gipfel nicht drinnen ist.
Ist der Berg wirklich "schön" und ladet ausdrücklich ein, so sieht man sich wieder - andernfalls war der Besuch eine weitere, interessante Bergreise...

Liebe Grüße,
Wolfgang

[Bergfreund333]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Lieber ein lebender Angsthase als ein toter Schneeleopard. Auch zum Verzichten gehört Mut.

Auch ich kann mich dem nur anschliessen.

Dein Bericht klingt aber trotzdem nach einer schönen Tour.
Fotos wären natürlich wirklich toll...

[Veronika Meyer]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Ich versuchs nochmal mit einem Bild vom Borodkinpfeiler. Links oben, da wo die Wolkenfahne beginnt, ist der Gipfel des Pik Somoni (Pik Kommunismus). In der Fallinie darunter, gleich hinter der Moräne, beginnt von links her die geschwungene Rampe zum Borodkinpfeiler. Die Hängegletscher sind nicht zu übersehen! Ich meine, man sollte den Pfeiler weiter rechts, sozusagen als Diretissima, begehen.

[The.Watcher1983]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Welche Stelle meinst du jetzt genau, da gibt es ja viele Stellen mit Hängeeis

[Schadbär]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

habe auch schon davon gelesen das man den Pfeiler direkt angehen könnte. Verstehe aber nicht genau wo und wie. Iregndwie kapiere ich das nicht ganz. Habe ein Bild aus einer anderen Perspektive gefunden. Rot die Route uuner dem Eis durch (?) grün die Alternative (?) , wo genau, sieht mir schwierig aus, wie würde es oben weitergehen?

[Veronika Meyer]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Hier habe ich den Borodkinpfeiler und die Route auf den Gipfel des Somoni mit ein paar Linien ergänzt.

Rot ist die Route, die "man" geht, sie sieht technisch hier einfacher aus als sie ist (wird im gestrichelten, verdeckten Bereich recht steil und hatte dort dieses Jahr keinen Trittschnee). Schwarz sind die Eisbalkone, die hin und wieder grosse Salven auf die Route fallen lassen, man konnte es vom Basislager aus beobachten. Der Sérac rechts ist nicht in seiner ganzen Länge sichtbar. Felsalternativen, wie im letzten Beitrag vorgeschlagen, seien nicht gut, weil der Fels extrem bröselig ist (sagte der Manager des Basislagers). Ich denke, mein grüner Vorschlag wäre machbar, obwohl steil. Auch diese Route ist nicht ganz sicher, aber niemals so gefährlich wie die rote.

Zu bedenken ist, dass die Foto im Basislager auf 4350 m aufgenommen wurde und der Gipfel 7495 m hoch ist. Schon nur der Pfeiler ist wahnsinnig hoch, das Plateau in der Bildmitte liegt höher als 6000 m. Nach dem Borodkinpfeiler gibts erst mal einen Abstieg, d.h. beim Rückweg einen Gegenanstieg. Der runde Berg rechts vom Somoni ist übrigens der Pik Duschanbe, nach der Hauptstadt Tadschikistans genannt.

[Schadbär]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Danke! Das verstehe ich. Hört sich an, als wenn der berg in der Tat nicht ganz einfach ist.

Hier habe ich den Borodkinpfeiler und die Route auf den Gipfel des Somoni mit ein paar Linien ergänzt.

Rot ist die Route, die "man" geht, sie sieht technisch hier einfacher aus als sie ist (wird im gestrichelten, verdeckten Bereich recht steil und hatte dort dieses Jahr keinen Trittschnee). Schwarz sind die Eisbalkone, die hin und wieder grosse Salven auf die Route fallen lassen, man konnte es vom Basislager aus beobachten. Der Sérac rechts ist nicht in seiner ganzen Länge sichtbar. Felsalternativen, wie im letzten Beitrag vorgeschlagen, seien nicht gut, weil der Fels extrem bröselig ist (sagte der Manager des Basislagers). Ich denke, mein grüner Vorschlag wäre machbar, obwohl steil. Auch diese Route ist nicht ganz sicher, aber niemals so gefährlich wie die rote.

Zu bedenken ist, dass die Foto im Basislager auf 4350 m aufgenommen wurde und der Gipfel 7495 m hoch ist. Schon nur der Pfeiler ist wahnsinnig hoch, das Plateau in der Bildmitte liegt höher als 6000 m. Nach dem Borodkinpfeiler gibts erst mal einen Abstieg, d.h. beim Rückweg einen Gegenanstieg. Der runde Berg rechts vom Somoni ist übrigens der Pik Duschanbe, nach der Hauptstadt Tadschikistans genannt.

[Bergjo]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Angsthase klingt so negativ, Veronika!

Wegen objektiver Gefahren auf Gipfel zu verzichten, ist sicher keine leichte Entscheidung und zeigt, dass du nicht nur Mut hast, Berge zu besteigen, sondern auch, dass du Mut hast, rechtzeitig "no" zu sagen.

Meine 6000er Bilanz ist auch 1 Erfolg (Denali) bei 3 gescheiterten Versuchen (Ama Dablam, Aconcagua Polenroute, Lobouche East) - na und?!
Waren trotzdem alles schöne Touren und ich bin immer noch gesund und munter!

Das ist doch, was wirklich wichtig ist!



Der Schneeleopard wäre eh noch ein hartes Bröckchen geworden.
Ein Kumpel schrieb mir heute vom Khan Tengri, sie hatten nur 3 Tage schönes Wetter, er habe aber den Gipfel erreicht.
Den fast daneben liegenden Pobejda besteigt in mancher Saison deswegen niemand, die Route bis zum Gipfelgrat ist schon sehr gefährlich und der Grat mit 4 km Länge auch nicht gerade kurz.

[Wolfgang_D]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Den fast daneben liegenden Pobejda besteigt in mancher Saison deswegen niemand, die Route bis zum Gipfelgrat ist schon sehr gefährlich und der Grat mit 4 km Länge auch nicht gerade kurz.

Und dieser Grat liegt so hoch, dass der Hubschrauber keine Chance hat, jemanden von dort zu holen - wie wir selbst mitverfolgen mussten, als wir vor einigen Jahren in der Gegend waren.
Von denen oben sind einige damals nicht mehr heimgekommen...

...also jedenfalls viel besser: "Angsthase" - o.ä.!


LG,
Wolfgang

[placeboi]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Der Thread ist schon etwas älter, aber ich habe noch zwei eigentlich naheliegende Fragen, die mir beim erstmaligem Lesen vor mehr als einem Jahr allerdings nicht in den Sinn gekommen waren.

1. Offensichtlich wurden in der Ausschreibung die objektiven Gefahren untertrieben. Das kann natürlich viele Gründe haben. Ein möglicher wäre fehlende Ortskenntnisse bzw. schlechte Vorbereitung der für die Ausschreibung Verantwortlichen. Hattest du den Eindruck, dass es so gewesen sein könnte?
2. Wäre es denkbar gewesen, dass ihr einen direkten Aufstieg über den Pfeiler am Somoni versucht hättet, wenn die Mehrheit dafür gewesen wäre?

[Veronika Meyer]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

In der Ausschreibung und auch in den Unterlagen, die wir vor der Expedition bekamen, war immer die Rede von einer Expedition von Arnold Hasenkopf, die vor etwa 20 Jahren stattgefunden hatte. (Das heisst, man merkte es mit der Zeit, natürlich stand in den Unterlagen keine Jahrzahl.) Der Summit Club hatte nicht erneut rekognosziert und recherchiert, und auch unser Führer Stephan Schanderl war noch nie in der Gegend gewesen. Und ich stelle mir vor, dass die Steinschlaggefahr seither markant zugenommen hat. Aber das ist bloss meine Vermutung, ich habe nicht nach älteren Berichten geforscht.

Ob wir beim Somoni gerade hinauf gegangen wären? Die Frage ist rhetorisch, denn die Zeit reichte nur noch, einen Blitzversuch auf der Normalroute zu unternehmen (die übrigens schon immer gefährlich war, wie man in alten Fotobüchern im Basislager sehen konnte). Für einen Direktaufstieg hätte man zuerst ein paar Fixseile verlegen müssen. Ich war aber doch überrascht, dass Stephan die Normalroute überhaupt versuchen wollte und sich erst in der Nähe eines Besseren besann.

[bergsteirer]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Man kann sich jede Niederlage schönreden,
und beständiges Scheitern ist auch eine Form der Konstanz.

[pivo]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Man kann sich jede Niederlage schönreden,
und beständiges Scheitern ist auch eine Form der Konstanz.

eine kompetente aussage einer wahren ber(g)söhnlichkeit.

[Bassist]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

eine kompetente aussage einer wahren ber(g)söhnlichkeit.

gö, scho, damit dürft er sich auskennen

[rosi57]

AW: Angsthase statt Schneeleopard

Man kann sich jede Niederlage schönreden,
und beständiges Scheitern ist auch eine Form der Konstanz.

Der Spruch für sich allein genommen hat schon eine gewisse Richtigkeit - nur passt er absolut nicht in diesen Thread ...

... ein schönerer Erfolg als diese Aussage lässt sich doch kaum vorstellen ...

Hallo Veronika!
Es wäre sehr schön, so jemand wie dich dabei zu haben am ...
Mein mentaler Ansatz in diesem Zusammenhang: Der erste Besuch soll "Exploration" sein - und daher auch dann keine Enttäuschung, wenn der Gipfel nicht drinnen ist.
Ist der Berg wirklich "schön" und ladet ausdrücklich ein, so sieht man sich wieder - andernfalls war der Besuch eine weitere, interessante Bergreise...