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Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

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  • #16
    AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

    Zitat von pivo Beitrag anzeigen
    natürlich ists bitter, nach langer anreise an einem der wenigen wochenenden im jahr, wo es zeitlich/partnermäßig/wettertechnisch passt, noch dazu als alpenferner bergfreund, umzudrehen.
    wie sagt ein mir bekannter, guter bergsteiger gern: ein berg ist kein frosch, der hüpft nicht weg.

    aber niederlage ist das keine. verloren hat man erst, wenn man für immer am berg bleibt. und der berg hat nicht gewonnen, weil dem haufen steine ists wurscht.
    Meine Worte
    Ich bin mir sicher, dass ich aus meinen "weniger erfolgreichen Unternehmungen" mehr lernbares für mich ableiten konnte als aus allen top verlaufenen Unternehmungen.

    Scheitern ist menschlich.

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    • #17
      AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

      so würde ich es auch sehen, schön formuliert, Scheitern, egal in welchem Bereich, ist eine der wertvollsten Erfahrungsquellen aus denen wir schöpfen können und bringt uns weiter.

      Wie armselig würde unser Dasein bei ständigem Erfolg wohl aussehen, eitel, überheblich, engstirnig, intolerant, verblödet, habt´s schon recht, Scheitern ist wichtig!
      .....Beteiligung stillgelegt....und immer gsund heimkommen!

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      • #18
        AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

        Zitat von Wette Beitrag anzeigen
        [placeboi & Finsteraarhorn:]
        Dann wird es ja eigentlich Zeit, mit diesem Trauma aufzuräumen. Noch ist der Sommer lang
        Dieser Berg kassiert einen ähnlich hohen Preis von seinen Aspiranten, wie es für Dich die Wochenendtour aus dem alpenfernen Flachland ist:
        Wg. des langen Anmarschs ist das Finsteraarhorn im Sommer nahezu zwingend eine Dreitagestour i.e. mit ziemlich viel Latscherei verbunden. Der placeboi hat sich mit seiner Sportkletterei da wohl schon in eine höhere Reinkarnation begeben, als dass er sich dieses Joch nochmal antut...

        Ansonsten auch von mir ein Danke für die offene Schilderung.
        An Kommentaren ist ja schon alles gesagt.
        Vielleicht klappt's ja beim nächsten Mal oder es steckt ein Tag mehr drin.

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        • #19
          AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

          Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
          Dieser Berg kassiert einen ähnlich hohen Preis von seinen Aspiranten, wie es für Dich die Wochenendtour aus dem alpenfernen Flachland ist:
          Wg. des langen Anmarschs ist das Finsteraarhorn im Sommer nahezu zwingend eine Dreitagestour i.e. mit ziemlich viel Latscherei verbunden. Der placeboi hat sich mit seiner Sportkletterei da wohl schon in eine höhere Reinkarnation begeben, als dass er sich dieses Joch nochmal antut...
          Obwohl es manchmal schwer vorstellbar sein mag, gibt es noch andere Spielformen als Hochtouren und Plaisir-/(alpines) Sportklettern. Die Bilanz vom Sonntag:

          Sieben benutze Stände, davon zwei komplett selbst gebaut, einen verbessert
          Fixe Zwischensicherungen: zwei oder drei Normalhaken, zwei Gammelstände
          Bohrhaken: Der nächste gleich nach 30km rechts
          Abstieg: Zwei Opferschlingen


          Mit dem Finsteraarhorn liegst du aber richtig. Die Motivation über die Berner Gletscher zu hatschen ist sehr gering. Ein Aufbruch zum Hüttenabstieg um 5 Uhr ist schon hart.
          "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

          https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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          • #20
            AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

            Schad, daß ich das jetzt erst seh.
            Mittlerweile ist ja wirklich alles geschrieben.

            Dennoch will ich mich anschliessen und auch sagen, daß ich es toll find, daß du diese Nicht-Erfolgsgeschichte hier so offen aufarbeitest.

            Ach ja, und ich bin vor 5 Jahren vom Piz Bianco mit dem Hubschrauber zur Tschierva zurückgeflogen. (Nix passiert, Blockierung von einem der Kollegen.) Es war mit Abstand die lehrreichste Bergerfahrung überhaupt und ein Denkzettel, den ich damals dringend gebraucht hab. Die Liste unserer Fehler die ich dann in der Aufarbeitung erstellt hab war länger als mein Arm...

            Ach ja, und vor zwei Tagen hab ich die Tour dann fertig gemacht. Am Tag vorher Spraunza, am Tag danach Entspannungsprogramm übern Palü. Alles voll enstpannt, alles voll im Griff, Genuss pur. Die besten 3 Tage die ich in meinem bisherigen Bergsteigerleben erleben durfte.

            Ich bin sehr dankbar, daß wir damals nicht mit Ach und Krach und viel Glück durchgekommen sind.
            Durchkommen und am Gipfel stehen heisst nicht zwingenderweise, daß man dem Berg auch gewachsen war. Aber es ist verlockend es zu glauben wenn immer alles gut geht.

            Es hat dann noch ein paar Jahre gedauert bis ich die erste etwas anspruchsvollere Tour gemacht hab (Venediger Nordgrat war es) die ich von vorn bis hinten nur genossen hab und einfach voll locker und mit Genuss durchgestiegen bin, alles im Griff. Es war ein Schlüsselerlebnis.

            Es ist ein grosser Unterschied zwischen gefordert sein (war ich sowohl am Venediger als auch vorgestern am Bianco) und eigentlich überfordert sein aber halt mit Glück durchkommen. Ich möchte nicht mehr ohne diese Gelassenheit und das Flow Gefühl unterwegs sein, daß sich einstellt wenn man in genau dem richtigen Mass gefordert ist.

            Mit dem Umdrehen hab ich überhaupt keine Probleme. Umdrehen können ist echt wichtig. Bin ich schon zig Mal und werd ich auch weiterhin regelmässig tun. Der Berg hat das letzte Wort und Bauchgefühl ist wichtiger als Ego.

            Im Moment schmerzt es, aber in ein paar Jahren wirst du die Dinge auch mit viiiiel mehr Gelassenheit betrachten, einschliesslich der nicht erreichten Gipfel, von denen das sicher nicht der letzte war

            Ich wünsch dir, daß du den Biancograt in nicht allzu ferner Zukunft mit Genuss durchsteigen kannst. Und um den Akklimationsproblemen vorzubeugen kann ich den Spraunzagrat nur wärmstens empfehlen!
            Zuletzt geändert von Imagini; 21.07.2016, 11:52.

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            • #21
              AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

              Hallo Imagini,

              was heißt "Blockierung"?

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              • #22
                AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

                ich nehm an, verweigerung jeglicher weiteren fortbewegung.
                mei bier is net deppat! (e. sackbauer)

                bürstelt wird nur flüssiges

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                • #23
                  AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

                  Genau das.

                  "Als Blockierungen werden im Fachjargon Situationen bezeichnet, in denen Bergsportler nicht mehr vor und zurück kommen und von den Rettungskräften geborgen werden müssen. In der Regel bleiben die Bergsportler unverletzt."

                  Kommentar


                  • #24
                    AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

                    Hey Imagini,

                    danke für Deine ausführliche Antwort und Glückwunsch zur erfolgreichen Tour!
                    Zurzeit "schmerzt" der Gedanke an den Biancograt nicht mehr so...Im Gegenteil. Ich bin mittlerweile (ähnlich wie Du) dankbar für die Erfahrung. Früher oder später komme ich wieder - unter anderen Vorzeichen und dann hoffentlich auch mit dem nötigen "Flow"

                    Aktuell hab ich durch anstehende Examensklausuren eh andere Dinge im Kopf. Ist auch mal ganz angenehm, die Gedanken an irgendwelche Berge für ein paar Wochen ruhen zu lassen
                    Zuletzt geändert von Wette; 21.07.2016, 19:16.
                    "Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde.
                    Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben. Darum gehe ich einen eigenen Weg, dem nicht jeder folgt." (Heini Holzer)

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                    • #25
                      AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

                      bei mir wars in Studium/Schule eher immer angenehm die Gedanken an irgenwelche Klausuren/Prüfungen ruhen zu lassen

                      Zum Thema:
                      Ihr habt bewiesen, dass ihr umdrehen könnt, wenn es sinnvoll erscheint. Ist ja auch eine wichtige Erkenntnis und beruhigend. Theoretisch hättet ihr ja weiter gekonnt.

                      Wir standen vor ner ähnlichen Entscheidung (vielleicht nicht ganz so eindeutig wie bei euch). Zwar ganz gut in der Zeit aber Kollege war aufgrund Schlafmangel körperlich nicht ganz fit. Sind dann doch eingestiegen und ist gut gegangen.

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                      • #26
                        AW: Piz Bernina "Biancograt" - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

                        Zitat von Wette Beitrag anzeigen
                        Ist also das verflixte Wetter schuld?! Wohl eher nicht. Man könnte eher sagen, das Wetter hat uns vor einer großen Dummheit bewahrt. Wir waren bis zur Scharte viel zu langsam, schlecht akklimatisiert und regeneriert, hatten zu viel sinnlose Energie verbraucht und waren obendrein nicht im vollen Besitz unserer Kräfte.[/I]
                        Dieser Satz ging mir auch durch den Kopf beim Lesen. Es ist absolut kein Problem, im Gegenteil, es ist gut, dass ihr umgekehrt seid und ihr solltet euch deshalb nicht fertig machen.
                        Im letzten Jahr lief bei mir bei vielen Touren etwas schief und natürlich kommt man in Selbstzweifel. Reflektieren und darüber nachdenken ist gut. Bei erfolgreichen Touren macht man das selten, man fühlt sich von den Glückshormonen beseelt und nichts kann einem etwas anhaben. Manche denken sie wären die geilsten und für einige ist gerade DAS auch der Hauptgrund in die Berge zu gehen. Aber genau diese Selbstüberschätzung/Ignoranz ist das Problem bzw. der Grund, warum man nun wirklich keine Probleme haben sollte umzukehren.
                        Wenn man dies doch und mehrfach/dauerhaft hat, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob man das richtige Urteilsvermögen in den Bergen besitzt. Ich sage, man muss mit Niederlagen in den Bergen umgehen können um ein guter Bergsteiger zu sein. Und wie so oft, kann man dies auch in das alltägliche Leben im Tal übertragen, wodurch das Bergsteigen so wertvoll wird.

                        Zitat von patrick1992 Beitrag anzeigen
                        Umzukehren ist selten die falsche Entscheidung, man muss auf sein Bauchgefühl hören.
                        Lieber einmal "umsonst" rauf als nicht gesund runter zu kommen.
                        Das fasst es gut zusammen!
                        "Have we vanquished an enemy? None but ourselves. Have we gained success? That word means nothing here. Have we won a kingdom? No... and yes. We have achieved an ultimate satisfaction... fulfilled a destiny... To struggle and to understand - never this last without the other; such is the law..." <George Mallory>

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                        • #27
                          AW: Piz Bernina &quot;Biancograt&quot; - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

                          So, vorgestern erfolgreich den Piz Bernina via Biancograt überschritten.
                          Mit einer weiten Anfahrt und kaum Akklimatisationszeit hatte ich ähnlich schlechte Vorraussetzungen. Somit waren einige Dinge zu vermeiden, die ich ohne dieser Aufarbeitung so wohl nicht gemacht hätte.

                          - Anreise in der Nacht davor
                          - Autobiwak auf der Diavoleza, der Schlaf auf 2000m war akklimatisationstechnisch zumindest besser als nix
                          - Nächsten Tag früh mit dem Mountainbike runter nach Pontresina und Zustieg zur Tschierva. Somit schon um 10:00Uhr in der Hütte eingetroffen und massigst Zeit gehabt. Unter anderem auch den Zustieg einmal abgegangen und auf 3000m "gefrühstückt". Danach Tourenpartner getroffen und Detailbesrepchung.
                          - Am Tag der Tour ging für uns alles gut, beste Bedingungen über die ganze Tour. Leider mussten wir diesen furchtbaren Unfall 2 Seilschaften vor uns mitbekommen. ): hoffentlich wird das alles wieder, baldigste Genesung!

                          Somit nochmals vielen Dank an Wette, ohne dieser Geschichte, wäre diese Tour unter Umständen auch für mich anders ausgegangen.
                          no gods - no masters - no signature

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                          • #28
                            AW: Piz Bernina &quot;Biancograt&quot; - Aufarbeitung einer Niederlage (08.-09.07.2016)

                            Hey Thrashed,

                            freut mich, dass Dir die Überschreitung des Piz Berninas gelungen ist und mein Bericht vlt ein wenig dazu beitragen konnte. Der Unfall vor euch ist natürlich tragisch, obwohl man da ja fast noch von Glück im Unglück sprechen kann. Den Genesungswünschen schließ ich mich natürlich an!

                            Was ich mich frage: Konntet ihr die Gedanken an den Unfall dann einfach so ausschalten und die Tour ohne ständige Zweifel durchziehn? Ich kam (zum Glück) noch nie in so eine Situation, wüsste jetzt aber auch nicht, ob ich nach so einem Ereignis noch weiter gehen könnte. Würde mich echt interessieren, welche Gedanken Du/ihr in der Situation hattet und wie sich vlt auch die anderen Seilschaften verhalten haben...


                            Ach übrigens, wir schaun uns dieses Wochenende den Stüdlgrat an. In 20min fahren wir los. Auf ein erfolgreiches Bergwochenende!
                            "Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde.
                            Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben. Darum gehe ich einen eigenen Weg, dem nicht jeder folgt." (Heini Holzer)

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