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Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

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  • Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

    Der Rucksack fürs Lauteraarbiwak war schon gepackt, als wir (Thorsten und ich) uns bei der Anfahrt aufgrund des aktuellen Wetters dazu entschieden erstmal einen unschwierigen Gipfel anzugehen, das Walliser Strahlhorn. Anschließend wollten wir dann dem Lauteraarhorn zu Leibe rücken. Leider ging trotz mehrmaligem Anrufen auf der Britanniahütte niemand ans Telefon. Wir entschlossen uns daher auf der Fluhalp zu übernachten und von dort aus den Berg zu besteigen. Aufstieg von Zermatt zum Stellisee.
    Das Weisshorn reckt sich in den Himmel:
    weisshorn.jpg

    Die Alp steht ein paar Meter hinterm See:
    fluhalp.jpg
    Im Hintergrund das Adlerhorn.

    Obergabelhorn mit Wellenkuppe:
    obergabel.jpg

    Die Übernachtung mit Halbpension kostet auf der privaten Hütte fast unvorstellbare 80 Franken. Die Unterbringung im „Salon“ ist für ein Hüttenlager aber wahrscheinlich einmalig in den Alpen und allein schon einen Besuch und die Kosten wert (aus rechtlichen Gründen werde ich aber besser kein Foto der Inneneinrichtung hier posten, leider).
    Zusammen mit den Rimpfischhorn-Aspiranten standen wir um 2.15 Uhr auf und machten uns eine Stunde später auf den Weg zu unserem Tagesziel. Zunächst ging es neben und auf der Randmoräne des Findelgletschers taleinwärts. An zwei Signalstangen dann unangenehmer Abstieg auf den Findelgletscher (beim Rückweg war das erklimmen dieser Moräne äußerst mühsam und fast schon als heikel zu bezeichnen). Nach ein paar hundert Meter auf dem Gletscher folgt ein anstrengender Aufstieg über lose Blöcke zum weit zurückgeschmolzenen Adlergletscher. Sonnenaufgang am Monte Rosa:
    strahl1.jpg

    Der Berg:
    strahl2.jpg

    Blick vom Nordend bis zum Breithorn:
    strahl3.jpg

    Über den durchgefrorenen Gletscher und die steile Firnflanke (kein Blankeis) geht es hinauf zum Adlerpass. Bis hierher hatten wir die Bergwelt für uns allein. Von der Fluhalp-Wirtin erfuhren wir später, dass eigentlich niemand das Strahlhorn von der Alp aus besteigt (nichtsdestotrotz gab es in der Geröllflanke zw. Findel- und Adlergletscher einige Steinmänner). Ab dem Pass reihten wir uns in eine handvoll Seilschaften ein, welche von der Britanniahütte aufstiegen. Außerdem waren wir ab jetzt dem eisigen Höhensturm ausgesetzt. Das Seil hing zeitweise waagrecht in der Luft. Der imposante Gipfelaufbau:
    strahl4.jpg

    Fast geschafft:
    strahl5.jpg

    Vorsichtig stiegen wir noch die paar Meter vom Gipfelkreuz zum höchsten Punkt hinüber. Nach ca. 6 Stunden waren wir auf dem 4190m hohen Gipfel.

    Im Norden einige Mischabelberge:
    strahl6.jpg

    Beim Abstieg weichte der Schnee im flachen Bereich des Adlergletschers „schon“ auf und die Spur musste mit Vorsicht und Bedacht gewählt werden.
    Ein Blick zum imposanten Lyskamm (und Castor):
    strahl7.jpg
    Am unteren Bildrand sieht man den Saharastaub der extremen Wetterlage von Anfang Juni. Diese Flächen sind in mittleren Höhenlagen leider sehr ausgedehnt im Gebiet vorhanden (werden in höheren Lagen vielleicht auch nur von später gefallenem Schnee überdeckt) und werden zusätzlich zur großen Wärme des bisherigen Sommers die Gletscherschmelze noch beschleunigen. Bei den zwei folgenden Touren hat ein wenig Neuschnee diese unansehnlichen Flächen vorübergehend überdeckt.

    Ziemlich fix und fertig erreichten wir wieder die Fluhalp. Nach einer Übernachtung in Randa wollten wir entscheiden, was wir als nächstes angehen. Die bisher immer nur kurz und schwach prognostizierte Kaltfront am Sonntag wurde plötzlich stärker und länger anhaltend gerechnet. Wir entschieden daher in den Wallisern zu bleiben und uns das Fletschhorn (mit dem hatte ich ja noch eine Rechnung offen) und das Lagginhorn vorzunehmen. Am Sonntag also zunächst wunderschöner Aufstieg von Saas Grund durch den Lärchenwald zur Triftalp. Anschließend umso trostloserer Weiterweg durch die Auswüchse menschlichen Erschließungswahns zur Weissmieshütte.
    Beim Abstieg zwei Tage später entstand dieses Bild von Fletschhorn-Vorgipfel und Lagginhorn:
    fletschlaggin1.jpg
    Was könnte das für ein idyllischer Anblick sein ohne diese Verschandelung. Die Seilbahn ist dabei noch nicht mal so das Problem (wenn sie denn an der Station Kreuzboden enden würde). Viel schlimmer ist das riesige planierte Pistennetz und die wirklich überall herumstehenden Schneekanonen. Aber das sieht man auf dem Bild zum Glück nicht.
    Am Abend regnete es ein wenig und die höheren Lagen wurden etwas eingezuckert.
    Wecken war wie immer auf der Weissmieshütte um 3.30 Uhr (und für die eher kurzen Normalwege auf die umliegenden Berge eigentlich zu früh). Heute sollte es zum Fletschhorn gehen. Man steigt dabei auf keinen Fall vom Tälligletscher über die im aktuellen AV-Führer Walliser Alpen beschriebene Route Nr. 450 auf, sondern grundsätzlich nur über die auch in dieser Route beschriebene Variante. Zur Zeit hat es noch durchgehenden Firn bis zum Sattel oberhalb Punkt 3527m. Es war alles gefroren und man kommt mit Steigeisen gut hinauf.
    Sonnenaufgang:
    fletsch1.jpg

    Etwas weiter oben präsentiert sich die Monte Rosa-Ostwand:
    fletsch2.jpg
    (Wer möchte darf auch die Britanniahütte auf dem Bild suchen)

    Am Sattel wechselt man auf den Grubengletscher und angeseilt geht es durch eine kleine Spaltenzone hinüber zum Nordwestgrat. Der Höhensturm wurde nun wieder sehr heftig:
    fletsch3.jpg
    Der Neuschnee wurde entsprechend verblasen.

    Über den einfachen Firngrat erreichten wir als letzte der heutigen 4 Seilschaften den 3993m hohen Gipfel. Unter Schmerzen entstanden die folgenden Gipfelfotos.
    Weissmies und Lagginhorn:
    fletsch4.jpg

    Und wieder Mischabel sowie Weisshorn:
    fletsch5.jpg

    Die Berner Alpen von Balmhorn bis Finsteraarhorn:
    fletsch6.jpg

    Weil es so schön ist noch etwas näher:
    fletsch7.jpg

    Nach diesen Fotos machten wir uns gleich wieder an den Abstieg. Im Sattel am Ende des Grubengletschers blies kaum mehr ein Wind und so machten wir Rast und konnten das erste Mal das schöne Wetter richtig genießen. Blick zurück auf den Grubengletscher mit Aufstiegsroute:
    fletsch10.jpg

    Das Weissmies über dem Lagginhorn-Westgrat (links):
    fletsch8.jpg

    (Fortsetzung folgt)
    Zuletzt geändert von westalpenfreak; 27.07.2008, 12:24.

  • #2
    AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

    Saas Fee von Bergen umzingelt:
    fletsch9.jpg

    Anschließend bummelten wir gemütlich mit weiteren Pausen Richtung Weissmieshütte.
    Hier zum Beispiel im Abstieg zum unteren Tälligletscher:
    fletsch11.jpg
    Die Hütte steht übrigens links der großen Randmoräne des Gletschers.

    Rückblick auf den noch gut zu gehenden Aufstieg zum Sattel:
    fletsch12.jpg
    Die Wasserfälle waren auch noch um die Mittagszeit gefroren (was für ein schönes und selten gewordenes Phänomen in Zeiten der Klimakatastrophe).

    Fletsch- und Lagginhorn zeigen sich an diesem Nachmittag auch von der Hütte aus von ihrer besten Seite:
    fletschlaggin2.jpg

    Am letzten Tag machten wir uns auf den Weg zum Lagginhorn. Start bei relativ bewölktem Himmel um 4.30 Uhr. Über den kleinen -von sehr viel Lawinenschnee bedeckten- Laggingletscher hinauf zum Westgrat. Über den einfachen, breiten Blockgrat geht es hinauf. Dann kommt die Schlüsselstelle, eine 4-5m lange, etwas ausgesetzte geneigten Platte. Bei dem von uns angetroffenen trockenen Fels eine hübsche Klettereinlage (II), bei Schnee oder Eis würde ich hier aber auf jeden Fall sichern. Kurz darauf wird der Grat bis zum Gipfel durchgehend firnbedeckt. Über den harten Schnee kamen wir bequem voran. Problem war wieder der heftige Nordföhn, welcher aufgrund der Bewölkung noch kälter wirkte als die letzten Tage. Zeitweise leichtes Schneegrieseln und die hohe Luftfeuchtigkeit sorgten für feuchte und damit eisige Finger. Um 8.00 Uhr erreichten wir (diesmal als erste) den 4010m hohen Gipfel.

    Die zweite Seilschaft nähert sich dem Gipfel:
    laggin1.jpg

    Der Lago Maggiore in seltener Klarheit:
    laggin2.jpg

    Um nicht doch noch Erfrierungen davonzutragen machten wir uns gleich wieder an den Abstieg. Das Wetter wurde allmählich besser. Da wir aber heute noch heimfahren mussten konnten wir nicht mehr all zu lange in höheren Lagen verweilen.
    Rückblick auf den West“grat“:
    laggin3.jpg
    Ein bisschen steiler als es auf dem Bild wirkt ist es aber schon.

    Über die Weissmieshütte und die Triftalp ging es wieder hinunter ins Tal.
    Noch einmal Lenzspitze, Nadelhorn und Co.:
    nadel1.jpg

    Und noch ein allerletztes Mal:
    nadel2.jpg

    Fazit: Momentan sehr gute Verhältnisse an diesen Bergen. Gletscher noch gut eingeschneit, nirgends Blankeis. Wenn dieses in der gerade begonnenen Hitzewelle zutage treten sollte kann insbesondere der Aufstieg zum Sattel am Fletschhorn steinschlägig und heikel werden. Ansonsten sind gerade Fletsch- und Lagginhorn hübsche Alternativen, wenn an den großen Felsanstiegen wetterbedingt für den Normalbergsteiger nichts zu holen ist. Eine Besteigung des Strahlhorns von der Fluhalp aus kann ich allerdings aufgrund des mühseligen Aufstiegs nicht empfehlen.

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    • #3
      AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

      kann ich kaum mehr zu sagen als *****

      Lagginhorn-Westgrat wirkt in dem Bild wie ein besserer Wanderweg.....
      gut, dass du das mit der Steilheit dazugeschrieben hast.....

      Internetbergsteiger sind schließlich überall
      www.kfc-online.de

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      • #4
        AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

        Lagginhorn-Westgrat wirkt in dem Bild wie ein besserer Wanderweg.....
        gut, dass du das mit der Steilheit dazugeschrieben hast.....

        Internetbergsteiger sind schließlich überall
        Richtig. Ich sollte daher betonen, dass Steigeisen ein absolutes Muss an diesem Firnrücken waren.

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        • #5
          AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

          Super Bericht !

          Das Lagginhorn ist meiner Meinung nach im Spätsommer ohne Schnee ein "extremer Wanderberg", 2005 haben Skistöcke für den Aufstieg ausgereicht

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          • #6
            AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

            ein sehr schöner bericht und prächtig diese aufnahmen,
            hattet in der schweiz herrliches wetter, wenn auch mit sturm, während bei uns im osten regenwetter herrschte.

            helmut55
            Lg. helmut55

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            • #7
              AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

              Fantastische Aufnahmen, danke! + Gratulation zu den Touren!

              Berglerin

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              • #8
                AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                Glückwunsch und Danke für die wunderschönen Bilder! Da kommt schon etwas Wehmut auf.

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                • #9
                  AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                  Der Bericht kann sich sehen lassen

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                  • #10
                    AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                    Schöne Rundtour mit tollen Bildern, danke für den Bericht!

                    LG, bp
                    [SIZE="2"][SIZE="1"]Good bye ...[/SIZE][/SIZE]

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                    • #11
                      AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                      Danke für diesen Lagebericht und die traumhaften 5stars.gifAufnahmen + gratuliere euch zu diesem schönen Programm
                      lG
                      Martin
                      Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

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                      • #12
                        AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                        Gratulation zu diesen tollen Touren! Prächtige Bilder - schöner Bericht!

                        Alles rund um Fletschorn, Lagginhorn, Weismies studier ich ja mit besonderer Aufmerksamkeit. Es ist nämlich ein alter Plan von mir die drei Gipfel einmal
                        (natürlich mit Biwak) zu überschreiten. Momentan scheint aber noch zu viel
                        Schnee für Klettereien zu liegen, vielleicht klappt´s Ende August mit meinem Urlaub.
                        Genau studiert habe ich dieses Bild mit dem Rückblick:
                        Zitat von westalpenfreak Beitrag anzeigen
                        .
                        Rückblick auf den noch gut zu gehenden Aufstieg zum Sattel:
                        [ATTACH]155036[/ATTACH]
                        .
                        Da ich Gletscher im Alleingang alles andere als schätze, bin ich immer auf der
                        Suche nach entsprechenden Grat-"Schwachpunkten". Wie ich meine ist das der SW-Grat des Fletschorn, der hier die beiden Gletscher teilt. Er scheint leicht erreichbar und einen nahezu eisfreien Anstieg auf diesen Gipfel zu vermitteln?? Wißt ihr vielleicht Näheres? Lg.

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                        • #13
                          AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                          Zitat von tauernfuchs Beitrag anzeigen
                          Genau studiert habe ich dieses Bild mit dem Rückblick:

                          Da ich Gletscher im Alleingang alles andere als schätze, bin ich immer auf der
                          Suche nach entsprechenden Grat-"Schwachpunkten". Wie ich meine ist das der SW-Grat des Fletschorn, der hier die beiden Gletscher teilt. Er scheint leicht erreichbar und einen nahezu eisfreien Anstieg auf diesen Gipfel zu vermitteln?? Wißt ihr vielleicht Näheres? Lg.
                          Ja, das ist der Südwestgrat.
                          Infos habe ich darüber aber leider keine.

                          Hier das zitierte Bild in größerer Auflösung:
                          ein.jpg

                          Der Ausstieg vom Grat Richtung Gipfel könnte aber etwas schwieriger werden:
                          zwei.jpg

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                          • #14
                            AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                            Danke - sehr informative Bilder!
                            Lg.

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                            • #15
                              AW: Strahlhorn, Fletschhorn, Lagginhorn; 18.-22.7.; Walliser Alpen

                              Zitat von westalpenfreak Beitrag anzeigen
                              Eine Besteigung des Strahlhorns von der Fluhalp aus kann ich allerdings aufgrund des mühseligen Aufstiegs nicht empfehlen.
                              Ich bestieg mal das Strahlhorn von der Fluhalp aus via Adlerhorn (die "kleine" elegante Spitze westlich des Strahlhorns). Das ist eine ausserordentlich schöne, nicht besonders schwierige Tour, wenig begangen. Man geht dabei nicht in den Adlerpass sondern steigt nach einem kurzen Abstieg vom Adlerhorn direkt aufs Strahlhorn. Das Adlerhorn ist etwas ausgesetzt. Nur bei gutem Firn anzuraten, dann jedoch ein Hochgenuss. Das schwierigste war, wie gesagt, die Moräne hinter dem Hotel. Auf dem Rückweg via Adlerpass bot mein unerfahrener Begleiter noch eine Spaltensturz-Einlage. Und der Aufstieg zur Moräne, damit man wieder zum Berghaus kommt, war wirklich haarsträubend, ekelhaft, gefährlich. Wir fanden offenbar nicht gerade die optimale Variante. Aber man könnte natürlich vom Strahlhorn zur Britanniahütte gehen (ähh, lieber nicht, ist ewig lang, nur mit Ski wirklich zu empfehlen).
                              Musst
                              dein leben erfinden.
                              Eine himmelstreppe.
                              Tritt
                              um tritt.

                              Jos Nünlist

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