Absturz eines Schitourengehers am Kölnbreinspitz/Maltatal

[MikeU]

Hallo Bergfreunde!

zu dem Absturz eines Schitourengehers kann ich positive Nachrichten übermitteln! Der junge und erfahrene Schitourengeher ist bei einem Wendemanöver auf dem harten Schnee weggerutscht und schaffte es nicht mehr vor dem Felsen seine Rutschfahrt zu stoppen, über diese er abstürzte und ca. 50m unter der Stelle von der er wegrutschte bewußtlos liegen blieb. Ein Sanitäter des Roten Kreuzes und ich als Bergretter hatten Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet und der Rettungshubschrauber wurde alarmiert. Erschütternd für mich war, dass unter den ungefähr zehn zur Unfallstelle eilenden Schitourengehern ich als einziger ein Erste-Hilfe-Packerl im Rucksack hatte.
Leute, ich appelliere hiermit an Eure Vernunft: Ein Erste-Hilfe-Packerl hat fast kein Gewicht und kann in solchen Situationen sehr sehr wichtig sein! Deshalb darf dieses in keinem Rucksack fehlen. Was ist wenn ihr es einmal für Euch selber benötigt?
Die Bergung des Verunglückten war nur durch eine Seilbergung aus dem steilen Gelände möglich. Die Crew des Christophorus 7 aus Lienz leistete perfekte Arbeit. Danke an dieser Stelle an die professionelle und rasche Hilfe.
Heute, fünf Tage nach dem Unglück habe ich mich über den Gesundheitszustand des jungen Bergfreundes erkundigt. Er hatte sehr viel Glück, dass er keine ernsteren Verletzungen erlitten hatte. Platzwunden am Kopf, Prellungen an mehreren Körperstellen, eine Knochenabsplitterung am Mittelhandknochen und mehrere großflächigere Abschürfungen am ganzen Körper. Nach zwei Tagen Krankenhausaufenthalt konnte er in häusliche Pflege entlassen werden.
Er sagt, dass er an diesem Tag seinen zweiten Geburtstag feiert, denn wie leicht kann so ein Absturz tödlich enden, was uns die Praxis leider des Öfteren zeigt.
Anbei habe ich einige Bilder vom Unglücksort und der Bergung gehängt.
Übrigens ist keine halbe Stunde vor dem Unglück eine Frau vom Rettungshubschrauber RK1 des Roten-Kreuzes auf dem Weg zur Kölnbreinspitze geborgen worden. Genaueres kann ich dazu nicht berichten.
Auf diesem Wege bedanke ich mich noch im Namen des Verunglückten bei allen, die zu seiner Erstversorgung und Bergung beigetragen haben.

Berg Heil
Mike

[grasi]

AW: Absturz eines Schitourengehers am Kölnbreinspitz/Maltatal

Ja dort is wirklich steil, da hat er tatsächlich glück gehabt.

[fr4nz]

AW: Absturz eines Schitourengehers am Kölnbreinspitz/Maltatal

@mikeu,

danke für den bericht.
ich kann mich dir nur anschließen, erste-hilfe-packerl gehört fix in den rucksack und auch von zeit zu zeit getauscht.

[a666]

AW: Absturz eines Schitourengehers am Kölnbreinspitz/Maltatal

danke für diese dokumentation!! wenn man sich die bilder anschaut, eht man das vor der portion glück die sache überlebt zu haben schon auch eine portion pech dabei war, ein paar meter daneben und er wäre gemütlich den schnee runtergerutscht... jeder tritt kann tödlich sein.

wegen erste-hilfe-packerl: ich war da auch länger nachlässig. aber seit dem ich öfters mit meinem sohn unterwegs bin, ist es immer fix dabei. eine sache die die entscheidung zum mitnehmen erleichter: ich habe die sonnecreme drin, und auf die verzichtete man dann doch nie

[Rainbow]

AW: Absturz eines Schitourengehers am Kölnbreinspitz/Maltatal

Auch im Tiefschnee braucht man messerscharfe Kanten. Wenn ich mir das Gelände ansehe, muß jeder Schwung sitzen. Da darfs keine Fehler geben.
lg Rainbow

[phouse]

AW: Absturz eines Schitourengehers am Kölnbreinspitz/Maltatal

Hallo zusammen

Ich war am Donnerstag auch auf der Kölnbreinspitze. Als der Unfall passierte war ich am Gipfel. Ich hörte jemanden rufen „Da ist einer abgestürzt“. Es war ein beklemmendes Gefühl, dass ich nicht helfen konnte, da ich erst über den Grat abklettern mußte. Um so mehr freute ich mich, dass sofort mehrere Personen zu dem Verletzten hineilten. Mit etwas weichen Knien bin ich den Grat zum Skidepot hinabgeklettert. Als ich dort ankam, wurde der Verunglückte von den Bergrettern versorgt und bald abtransportiert.
Etwas ärgerlich waren die Kommentare der Tourengeher beim Skidepot. „Da fährt man auch nicht runter oder da geht man auch nicht rauf...“ meine Frage ob jemand den Absturz beobachtet hätte verneinten alle.

@Mike: Vorbildlich wie ihr geholfen habt!!! Habt ihr die Bergrettung per Handy verständigt oder ist einer abgefahren?

Übrigens:
Die Absturzstelle ist viel steiler als sie auf dem Foto aussieht und der Schnee war bockhart gefroren!!
Ich freue mich, des der Verunglückte schon aus dem Krankenhaus entlassen ist und wünsche Gute Besserung.

Servus

Phouse

[MikeU]

AW: Absturz eines Schitourengehers am Kölnbreinspitz/Maltatal

Hallo phouse!

Wir haben die Flugrettung durch den Alpinnotruf 140 per Handy alarmiert. Die Bergrettung wurde nicht alarmiert, denn das würde zu lange brauchen bis da jemand beim Verunfallten wäre.
Als ich den Tourengeher über die Felsen stürzen sah und sah wie er wie eine Puppe den Hang weiterkullerte, war für mich als Bergretter eines klar: sofort alles liegen und stehen lassen, Rucksack aufnehmen und sofort hinüber. Wir waren zum Unfallzeitpunkt in der Scharte östlich vom Gipfel. Beim Hinfahren rechnete ich mit dem Schlimmsten, da der Sturz wirklich schlimm aussah. Beim Verunfallten angekommen stellte sich heraus, dass noch ein Rot-Kreuz-Sanitäter sowie noch weitere ca. 6-8 Tourengeher um Hilfe eilten und keiner ausser ich Verbandsmaterial mit hatte.
Der Verunglückte wollte selber abfahren, da er im ersten Moment glaubte, ihm sei nicht viel passiert. Aber wer etwas Erste-Hilfe-Kenntnisse hat weiss, dass der Schock noch einigen Minuten einsetzt. Kurz bevor der Heli kam ging es mit dem körperlichen Zustand des Verletzten berg ab, sodass wir die Schocklagerung vornahmen und ihn mit der Rettungsdecke einwickelten, da ihn immer kälter wurde und er die Schmerzen langsam merkte. Jetzt stellt Euch vor, wir hätten ihn abfahren lassen. Der wäre irgendwo zusammengesackt und...
Naja, wie schon erwähnt hatte er sehr viel Glück.
Phouse, wie du erwähnt hast, war der Hang viel steiler als es auf dem Foto aussieht. Der Tourengeher war auf dem Gipfel (vielleicht hast Du ihn oben eh gesehen-ein junger Mann mit einem blauen Pickel am Rucksack) und wollte durch das schmale Schneeband rechts von der Absturzstelle in die Scharte östlich des Gipfels abfahren, wo sein Vater wartete, welcher übrigens den Absturz seines Sohnes mit ansah. Das er sehr geschockt war versteht sich von selbst. Ich begleitete ihn noch bis zu seinem Auto und er war froh, dass wir auf den Heli bestanden haben und sein Sohn somit in guten Händen ist.
Solche Unfälle regen einen immer wieder zum Nachdenken an und man kann dann verstehen, dass eine gewisse Portion Angst einen oft vor dem Schlimmsten bewahren kann. Mut darf man nicht mit Leichtsinn verwechseln!

Ciao
Mike