Ankündigung

Einklappen
Mehr anzeigen
Weniger anzeigen

Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

    Ein langer und gerade deswegen doch frustrierender Schweiz-Aufenthalt ging letzten Donnerstag zu Ende.
    Am 11.7. fuhren wir (mein Bekannter Siegfried und ich) nach Fiesch im Rhonetal. Mit der Seilbahn ging es hinauf zur Station Kühboden und bei Schneefall und Graupel machten wir uns auf den Weg zur Konkordiahütte. Am Aletschgletscher hörte es auf zu schneien doch noch war alles sehr neblig. Nach einer knappen Stunde Gletschermarsch sammelten wir an der Mittelmoräne einen Sachsen namens Alex ein, welcher aufgrund der Sichtverhältnisse gerade den Rückweg antreten wollte. Gemeinsam stiegen wir bei sich allmählich lichtenden Wolken weiter zur Konkordiahütte, welche wir nach 5h erreichten.
    Kurz vor der Hütte ein Blick über den Konkordiaplatz:
    hüttenaufstieg.jpg

    Und zum Dreieckhorn:
    Dreieckhorn.jpg
    Da der Hüttenwart bei der Reservierung meinte, dass der Aufstieg zum Fieschersattel lawinentechnisch kein Problem wäre (sondern vor allem gehtechnisch die 60-80cm Neuschnee) planten wir für den nächsten Tag das Groß-Fiescherhorn anzugehen. Alex schloss sich uns an.
    Da der Donnerstag noch einigermaßen kühl sein sollte starteten wir erst um 6.00 Uhr.
    Morgendämmerung an der Jungfrau:
    jungfraudämmerung.jpg

    Nachdem wir das Hochbecken des Ewigschneefelds erreichten eröffnet sich ein schöner Blick zum Aletschhorn:
    Aletschhorn.jpg

    Und zu den zwei Fiescherhörnern:
    fiescherhörner.jpg

    Bis hierher auf ca. 3300m ging es ganz gut über festen Schnee vorwärts. Doch allmählich wurde es immer anstrengender. Alex und ich wechselten uns in der Spurarbeit ab.
    Im unteren Bereich des Hanges hinauf zum Fieschersattel schaut man hinüber zur Weissmiessgruppe:
    weissmiesgruppe.jpg

    Weiter oben musste ich 10-15 Meter durch den hüfttiefen Pulverschnee spuren (es gab doch einige Verwehungen), der Bergschrund war jedoch ganz gut zu überwinden. Weiter oben bogen wir zu früh nach links ab und gelangten in eine sehr steile Firnpassage wo nur wenig Schnee über einer Art Firneis lagerte. In diesem hielt keine Eisschraube und da es schon 13.00 Uhr war und wir fix und fertig entschieden wir uns ca. 80m unterm Fieschersattel zur Umkehr. Der Abschnitt auf dem Ewigschneefeld bevor dieses zum Konkordiaplatz abbricht ist sehr spaltig und wir hatten noch einen längeren Eiertanz im aufgeweichten Nachmittagsschnee. Der Hüttenwirt rät von einer Begehung in Zweierseilschaft dringend ab!
    Am Gletscherbruch schaut man hinauf zur Jungfrau:
    jungfrau.JPG

    Von der Tragödie dort oben erfuhren wir erst am nächsten Tag. Bei der (nach Neuschneefällen auch im Sommer) bekannt lawinenträchtigen Jungfrau war so ein Unfall aber auch nicht völlig überraschend, allenfalls das Ausmaß.
    Nach der vielleicht anstrengendsten 12h-Tour meines Lebens erreichten wir um 18.00 Uhr wieder die Konkordiahütte. Abends stapelten sich doch einige Ski- und Schneeschuhe in der Hütte.
    Der Freitag musste ein Erholungstag werden bei dem wir außerdem mit steigender Spannung die Ankunft von peakbagger Klaas erwarteten. Ich verbrachte das erste Mal einen kompletten Tag auf einer Berghütte. Das Abendessen verging und von Klaas war nichts zu sehen. Als ich ein letztes Mal Ausschau Richtung Gletscher hielt sah ich gerade noch jemanden über ein Firnfeld laufen. Tatsächlich, um 21.00 Uhr erreichte Klaas erkältungsgeschwächt nach 10stündigem Aufstieg von Fiesch die Hütte.
    Am Samstagvormittag ging es gemütlich über die Grünhornlücke hinüber zur Finsteraarhornhütte. Auf der Lücke sieht man das Ziel des Nächsten Tages:
    finsteraarhorn.jpg
    Die Hütte kann man ganz rechts unten am Schutthang erahnen.

    Das Wannen- und Schönbühlhorn vom Walliser Fieschergletscher:
    wannenhorn.JPG

    Das Groß-Grünhorn:
    grünhorn.JPG

    Die Hütte mit dem Hinter-Fiescherhorn:
    Hütte.jpg

  • #2
    AW: Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

    Am Sonntag begannen wir um Punkt 4.40 Uhr den Aufstieg zum Finsteraarhorn.
    Der Schnee auf dem Gletscher war durchgefroren und so machte das Steigen Spaß. Morgendämmerung am Aletschorn:
    aufgang aletschhorn.jpg

    Und natürlich wieder das Wannenhorn:
    aufgang wannenhorn.jpg

    Blick über den Fieschergletscher nach Süden:
    fieschergletscher.JPG

    Am Hugisattel war es ziemlich kalt, aber die Sicht war bereits phantastisch.
    Schreckhorn/Lauteraarhorn:
    hugi.JPG

    Der nach Osten fließende Finsteraargletscher:
    finsteraargletscher.JPG

    Die Kraxelei hinauf zum Gipfel (kurze Stellen II) bewältigten wir mit Steigeisen. Die Verhältnisse waren optimal. Der Firn war hart und die steileren Felsstellen schneefrei. Das Seil habe ich für Notfälle im Rucksack hinaufgetragen, sichern könnte man in diesem Gelände nämlich nur ganz vereinzelt. Das Gestein war abgesehen vom untersten Bereich von guter Qualität. Nach knapp 5h erreichten wir den Gipfel. Das Sahnehäubchen war noch, dass wir die einzige Seilschaft am Berg waren. Und das an einem strahlenden Sonntag im Hochsommer!
    3200m unter uns Grindelwald. Über dem in der Sommerhitze erstickenden Mittelland zieht sich der Schweizer Jura in seltener Klarheit als blaues Band dahin:
    grindelwald.JPG

    Hier das ganze mit dem Schreckhornmassiv:
    schreckhorn.JPG

    Nach Nordosten sieht man links den Titlis. Rechts hinten der Glärnisch und ganz rechts das Sustenhorn:
    titlis.JPG

    Nach Osten/Südosten ein Meer von Gipfeln. Rechts die Berninagruppe. Auf dem reduzierten Foto leider nicht mehr zu erkennen in Bildmitte die Ortlergruppe:
    osten.JPG

    Nach Südwesten die ganze Pracht der Alpen:
    wallisIII.JPG

    Weissmiesgruppe, Monte Rosa, Liskamm, Mischabel:
    wallisII.JPG

    Monte Rosa bis Weisshorn/Dent Blanche
    wallisI.JPG

    Nach Westen genau über dem Aletschhorn der Mont Blanc. Rechts schliessen Balmhorn und Mittaghorn das Bild ab:
    montblanc.JPG

    Kommentar


    • #3
      AW: Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

      und warum nun enttäuschend?

      Kommentar


      • #4
        AW: Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

        Das berühmte Dreigestirn von Süden:
        dreier.jpg

        Meine Bergfexe beginnen den Abstieg vom Gipfel:
        abstieg.JPG
        Was ich noch allein auf dem Gipfel machte wird nicht verraten.

        Am Hugisattel noch einmal ein Blick zurück:
        gipfelaufbau.JPG
        Der untere Gratabschnitt wird rechts umgangen.

        Alles in allem für erfahrene Bergsteiger bei guten Verhältnissen eine reine Genusstour mit gigantischer Aussicht. Die Finsteraarhornhütte ist eine der komfortabelsten Schweizer Hütten die ich bisher kennegelernt habe. Nur warmes Wasser und Duschen gibt es keine. Aber so einen DAV-Schmarrn braucht ja auch niemand.

        Am Montag ging es dann via Grünhornlücke und Aletschgletscher zurück in die Zivilisation nach Kühboden.
        Morgens auf dem Fieschergletscher:
        fischerfirn.JPG

        Auf der Grünhornlücke eine Rast:
        pause.jpg

        Auf dem Aletschgletscher gibt es nette Tische:
        tisch.JPG

        Am Ausstieg des Aletschgletschers die gestrandeten Eisberge des leergelaufenen Gletschersees:
        eisberg.JPG

        Am Dienstag trennten wir uns von Klaas (er wollte seine Erkältung auskurieren und daher etwas kürzertreten). Wir fuhren nach Saas Grund und planten am nächsten Tag zur Weissmiesshütte aufzusteigen um dem Fletschhorn einen Besuch abzustatten.
        Am Mittwoch also Aufstieg zu Hütte.
        Täschhorn, Dom und Nadelgrat:
        lenznadel.jpg
        Die Lenzspitze-Nordostwand dank der feuchtkühlen Witterung Anfang Juli noch in überraschend gutem Zustand.

        Die Umrahmung von Saas Fee:
        saasfee.JPG

        Blick Richtung Fletschhorn:
        fletsch.JPG

        Am Donnerstag ging es also um 4.20 Uhr los mit dem Aufstieg zum schuttbedeckten Tälligletscher. Wir wählten die Schuttrampen-Variante der Route 449 des Waeber-Führers Walliser Alpen. Die anvisierte Rampe war äußerst mühsam und es gab nur vereinzelt ein paar Meter Pfadspuren und zwei, drei Steinmännchen.
        Als wir den Grat erreichten die nächste Überraschung: Am ersten Gratturm standen wir vor diesem Kamin mit Abseilschlinge (wohl IV-V):
        abseilstelle.JPG

        Links herum entdeckte ich einen Kamin über den man die Abseilstelle leichter erreichte ( ca. III-). Anschließend ging es 20-30m über den brüchigen Grat bis man über einen kurzen, fussbreiten, erdigen Gratabschnitt vor dem Aufschwung zu P. 3527 steht:
        P. 3527.JPG

        Der Plattenschuss ist zwar nicht seht steil aber mit Bergstiefeln, ohne Helm und vernünftige Sicherungsmöglichkeit erschien er mir zu heikel. Es geht nach allen Seiten steil bergab und die absturzbereiten Blöcke sind ja nicht zu übersehen. Ich querte daher am rechten Rand des Plattenschusses entlang des Firnfeldes zu der keilförmigen Verschneidung um dort einen Versuch zu unternehmen. Ich war einen halben Meter über dem Firnfeld als ein zentnerschwerer Block an dem ich mich gerade festhielt ausbrach und mich mitriss. Zum Glück blieb er schnell im Firnfeld stecken und ich ebenfalls. Außer ein paar Schürfwunden an Beinen und Handgelenken habe ich nichts abbekommen. Gesichert war ich am fast ganz ausgegebenen 50m-Seil ungefähr dort wo das letzte Foto entstand. Das hätte im Falle des Falles einen mächtigen Pendler gegeben. Damit war natürlich der Umkehrpunkt erreicht und mein erster Beinahe-Absturz im alpinen Gelände überstanden. Angesichts der ungeheuren Brüchigkeit dieses Grats hätte ich diesen Versuch besser nicht unternehmen sollen. Ich kann daher von dieser im Waeber angegebenen Variante nur dringend abraten. Zurück auf der Hütte meinte der Hüttenwart, dass man wenn es irgendwie geht immer die Variante über die Firnflanke zum Sattel östlich des Punktes 3527 benutzt, auch wenn diese nicht durchgehend verfirnt ist. Da im Waeber von einer insgesamt abwechslungsreichen und empfehlenswerten Route mit kurzer und leichter Kletterei zum P. 3527 die Rede ist und die Routenführung eigentlich klar war hielt ich es nicht für nötig am Vorabend den Wirt zu befragen.
        Damit waren 9 Tage Schweiz (mein längster Bergurlaub seit mind. 10 Jahren)zu Ende. Hunderte von Fränkli ausgegeben, einen mächtigen Sonnenbrand am zweiten Tag eingefangen, ab Freitag in tieferen Lagen brütende Hitze und nur einen einzigen Gipfel erreicht. Trotz der schönen Landschaftseindrücke ist das daher äußerst unbefriedigend.
        Man kann sagen, dass Klaas sich zum richtigen Zeitpunkt ein- und wieder ausgeklinkt hat.
        Wenn er in einigen Tagen zu Hause ist wird er vielleicht noch ein paar nette Bilder beisteuern.
        Zuletzt geändert von westalpenfreak; 23.07.2007, 17:38.

        Kommentar


        • #5
          AW: Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

          Zitat von westalpenfreak Beitrag anzeigen

          Damit waren 9 Tage Schweiz (mein längster Bergurlaub seit mind. 10 Jahren)zu Ende. Hunderte von Fränkli ausgegeben, einen mächtigen Sonnenbrand am zweiten Tag eingefangen, ab Freitag in tieferen Lagen brütende Hitze und nur einen einzigen Gipfel erreicht. Trotz der schönen Landschaftseindrücke ist das daher äußerst unbefriedigend.
          Du erzählst da aus meiner Sicht unglaublichen Schrott. Sorry

          Trotzdem vielen Dank für eine der besten Bilddokumentionen, die dieses Forum gesehen hat.

          Zum Glück ist dir am Fletschhorn nichts passiert.

          Kommentar


          • #6
            AW: Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

            Zitat von bergsucht Beitrag anzeigen
            Du erzählst da aus meiner Sicht unglaublichen Schrott. Sorry
            Ich weiß, angesichts der schönen Bilder und der tollen Finsteraarhorn-Besteigung wirkt das Fazit vermessen oder "undankbar". Da wir uns aber viel mehr vorgenommen hatten, ich gerade bei großen Bergen einen starken Erfolgswillen habe und die Schweiz-Aufenthalte nicht so häufig sind wie Wochenend-Trips ins Stubai ist es eben schade nicht mehr erreicht zu haben.
            Letztlich sind wir ja 5 Tage bei Sonnenschein um die Hütten gezogen ohne ein Ziel zu erreichen.
            Trotzdem ist das Finsteraarhorn natürlich ein Highlight des Jahres.

            Kommentar


            • #7
              AW: Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

              solche Gefuehle hatte ich letztes Jahr auch... 6 Tage und nur ein Viertausender (es hat geregnet und geregnet und...)

              trotzdem Gratulation zur Besteigung des Finsteraarhorns
              Meine letzten Touren:

              Hochvernagtspitze 3539M und Hinterer Brochkogel 3635M (19. - 23. IX. 2007)
              Banikov 2178M, Westliche Tatra (25. VIII. 2007)
              aus Cervinia nach Zermatt und Rimpfischhorn Westgipfel 4001M (2. - 7. VIII. 2007)
              Fluchtkogel 3500M, Hintere Hintereis Spitze 3486M (24. - 27. VI. 2007)

              Kommentar


              • #8
                AW: Finsteraarhorn, Berner Alpen, 11.-19.7.

                Jo, bleib' mal locker westalpenfreak...

                Die Schuttvariante am Fletschhorn haben wir auch schon mal angegangen + nicht durchgezogen -- der Waeber stammt in dieser Hinsicht wohl noch aus heroischen Zeiten, wo Bruchklettern was völlig Normales war...

                Beim Finsteraarhorn hat mir auch schon 2x das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Mindestens die letzte Tour war jedoch trotz der wie Du so sagt schlechten Ausbeute (vier Tage, Null Viertausender) eine sehr abenteuerliche und hervorragend eindrucksvolle Sache -- das taugt mir viel mehr als "Bergsteigen": Selber versorgen, selber Route suchen, selber spuren, kein Mensch weit und breit, kein Handyempfang etc. Klick.

                Gruß, Martin
                Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 24.07.2007, 09:53.

                Kommentar

                Lädt...