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Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

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  • Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

    Heilfroh darüber, dass wir wieder unversehrt zuhause angekommen sind, berichte ich von unserer heutigen Tour:

    Toni und ich wollten heute die Föhnstimmung nutzen, und nahmen – optimistisch und voll motiviert - von Sportgastein aus folgende Runde in Angriff:

    Vom Valeriehaus über den wenig begangenen Neuwirthsteig auf das Apere Schareck. Weiter über das Schareckkess auf die Baumbachspitze, und von dieser rüber zum Schareck. Abstieg über die Herzog Ernst Spitze zum Neunerkogel, und über die Rifflhöhe auf dem Pröllweg zum Niedersachsenhaus. Zuletzt auf dem Bahlsenweg retour zum Parkplatz.

    Diese abwechslungsreiche hochalpine Runde weist derzeit absolut ideale Bedingungen auf – wenn da nicht dieser Föhnsturm gewesen wäre.

    Auch im Gasteinertal war’s schon in der Früh für diese Jahreszeit ungewöhnlich warm. Den Wind empfanden wir im Aufstieg durchaus angenehm, und konnten den schönen Neuwirthsteig (die wenigen kritischen Stellen sind versichert) wirklich genießen.

    Die Überquerung des blanken Gletschers am spaltenfreien linken Rand war nach dem steilen Aufstieg (Dank Steigeisen) Erholung pur, und so waren nach dem Aperen Schareck rasch die Baumbachspitze und das Schareck erreicht.

    Noch ahnten wir nicht, was uns in Kürze erwarten würde, und genossen das stimmige Wechselspiel zwischen Sonne und Wolken. Im Abstieg sollte sich jedoch der stürmische Wind, den ich im Aufstieg scherzhaft als „unseren Verbündeten, der uns die Wolken wegtreibt“ bezeichnet hatte, als unser Feind entpuppen.

    Kurz vor der Herzog Ernst Spitze erfasste uns in einer Rinne der Sturm mit derartiger Vehemenz, dass sich mein Lieblingskopftuch in hohem Bogen verabschiedete – doch diese Kleinigkeit erwähne ich nur am Rande und aus sentimentalen Gründen.

    An ein Weitergehen war definitiv nicht mehr zu denken! Wir kauerten, uns mit den Händen an einer Felsplatte festhaltend, mit dem Rücken zum Wind auf den Boden. Ich musste sogar meine wirklich perfekt sitzende Brille (die wenig Angriffsfläche bietet) festhalten, sonst wäre sie mir vom Kopf gerissen worden.

    In einem kurzen Moment abflauenden Windes (ich rede hier von Sekunden!) rannten wir aus dieser Rinne. Dies war der erste Vorgeschmack auf das, was uns auf dem restlichen Gratabstieg erwarten sollte.

    Die „Kletterstellen“ bzw. seilversicherten Passagen (die üblicherweise Anspannung verursachen) wurden zu unseren Erholungsabschnitten. Auf den Gehstellen des langen Gratabstiegs hingegen, blieb uns großteils nichts anderes übrig, als geduckt und auf allen Vieren „durchzutauchen“, wobei wir dazwischen auch immer wieder am Boden hockend oder sitzend ausharren mussten.

    Völlig zermürbt vom Wind, und froh darüber, den aufrechten Gang nicht verlernt zu haben, erreichten wir das Niedersachsenhaus. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich das Erreichen einer Hütte jemals zuvor so glücklich gemacht hätte.

    Nach einer Stärkung in dieser bestens geführten Hütte, und „Aufarbeitung dieses Alptraumes“, war der Abstieg wieder ein Genuss. Auch dieser Weg überwindet elegant und unschwierig ein beachtliche Steilstufe, bevor es ganz entspannt zurück zum Ausgangspunkt geht.

    Ich hoffe, meine Aufnahmen können einen bescheidenen Eindruck dieser wunderschönen Tour vermitteln:
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    Fazit: Gratwanderungen bei starkem Föhn können in Stress ausarten!!!
    Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

  • #2
    AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

    Zitat von lama Beitrag anzeigen


    Fazit: Gratwanderungen bei starkem Föhn können in Stress ausarten!!!
    Ich weiß was du meinst. War heute von Fusch aus am Hohen Tenn. Ab Kempsenkopf musste man am Grat ordentlich aufpassen, dass man nicht auf dem darunterliegenden Hirzbachkees landete.
    Gerald

    http://engelmaier.piranho.at

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    • #3
      AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

      Zitat von Engerl
      Ich weiß was du meinst. War heute von Fusch aus am Hohen Tenn. Ab Kempsenkopf musste man am Grat ordentlich aufpassen, dass man nicht auf dem darunterliegenden Hirzbachkees landete
      Gratuliere! Freut mich für dich, dass du den Hohen Tenn endlich abhaken konntest (werd gleich mal auf deiner HP vorbeischauen).

      Die Idee zu unseren heutigen Runde stammt (wieder einmal) von dir

      lG
      Martin
      Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

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      • #4
        AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

        Zitat von lama Beitrag anzeigen
        Gratuliere! Freut mich für dich, dass du den Hohen Tenn endlich abhaken konntest (werd gleich mal auf deiner HP vorbeischauen).
        War ja endlich auch Zeit, mittlerweile im 4. Versuch...
        Die Fotos auf der HP dauern noch, werd mich jetzt erst mal hinlegen. Rund 2800 Hm wollen wieder raus aus meinen Oberschenkeln.
        Zum Föhnsturm fällt mir da noch folgendes ein: Fotos hab ich keine vom felsigen Hauptgipfel machen können. Der Sturm hat wohl den Kameraakku eingefroren. Zumindest ist dieser bis zum Schneespitz in der Hosentasche wieder aufgetaut, sodas ich wenigstens von dort ein Beweisfoto hab.
        Gerald

        http://engelmaier.piranho.at

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        • #5
          AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

          Servus,
          Gut das wir wieder heil retour seit! Das muss ja echt grausig gewesen sein. Ihr beide seit ja sonst recht hart im nehmen. Aber aus verlässlicher Quelle weiß ich, dass der Berg noch länger steht. Der Wetterbericht hat Spitzen bis 100 Kmh gemeldet. Davon konnte ich am Ramesch/Warscheneck (via Schilehrerweg) nix merken. Aber mir hats vor Jahren mal die Fritatten aus der Suppe gewachelt

          Gruß und bis bald
          Harry
          http://bergfexing.at

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          • #6
            AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

            Zitat von lama Beitrag anzeigen
            In einem kurzen Moment abflauenden Windes (ich rede hier von Sekunden!) rannten wir aus dieser Rinne. Dies war der erste Vorgeschmack auf das, was uns auf dem restlichen Gratabstieg erwarten sollte.
            Hallo Martin,
            ich kann Dein "Wind-Erlebnis" - oder man müsste ja eigentlich sagen "Orkan-Erlebnis" - nur bestätigen. Ich bin gestern in der Glocknergruppe vom Hochtor auf den Brennkogel gestiegen. Normalerweise ja ein sehr leichter 3000er. Aber bei solchen Verhältnissen kann auch ein an und für sich leichter Gipfel ganz schön schwierig werden. In der Bretterscharte, in der Brennkogelscharte und besonders am dazwischenliegenden Grat hatte ich genau die selben Probleme mit dem Wind wie Du. Ich musste immer wieder sitzend auf eine halbwegs günstige Phase warten, sonst hätte mich der Wind - trotz meiner 90 kg - vom Grat geblasen. Meine Haube hatte ich so weit es ging heruntergezogen, trotzdem musste ich sie manches Mal sogar festhalten. So einen starken Wind habe ich überhaupt noch nie erlebt.

            LG, Gerhard

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            • #7
              AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

              servus martin,

              vielen dank für diesen bericht! zum glück ist alles gut ausgegangen. zumal der abstieg zum niedersachsenhaus eure einzige "brauchbare" option war. zurück aufs schareck (und am anstiegsweg hinunter) wär wohl genauso stürmisch gewesen und an einer windgeschützten stelle zu warten, bis der sturm sich legt, hätte vielleicht in einer biwaknacht geendet...

              lg,

              peter

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              • #8
                AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                Super Bericht !!
                Die Natur ist IMMER der stärkere, ich hab sowas einmal am Gamseck auf der Rax erlebt (war aber selber Schuld - Wetterumschwung war angesagt, zwar ein paar Stunden später, aber so knapp darf man nicht kalkulieren).
                Wir sind seilfrei das Gamseck rauf, und auf den letzten 100 hm war der Teufel los - die Steine sind von unten nach oben geflogen
                Wir lagen mehr am Bauch als auf allen vieren - den Rucksack hab ich mir vorne umhängen müssen - hinten wäre ich mit ihm runtergeweht worden.
                Gleichzeitig war die Sicht gegen Null gegangen und wir haben nur mit ein wenig Glück den Abstieg übers Zahme Gamseck erwischt..
                Schnell kann das gehen, sehr schnell

                lg Josef

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                • #9
                  AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                  toller Bericht, ich kenn das Schareck und den Neuwirth Steig bei jeder (Winter)Witterung und war sicher schon 100mal oben! Hast du noch ein paar pics vom Schareckkees-erschreckend wie ausgeapert das heuer ist! Eventuell ein Pic mit den obersten Spalten ?
                  I nix daham bliem!

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                  • #10
                    AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                    Zitat von Tigerente
                    Gut das wir wieder heil retour seit! Das muss ja echt grausig gewesen sein. Ihr beide seit ja sonst recht hart im nehmen.
                    Harry!
                    Bei so einem Sturm ist da oben Schluss mit lustig, aber „guat is gonga, nix is g’schen“

                    Zitat von elkoeb
                    Ich musste immer wieder sitzend auf eine halbwegs günstige Phase warten, sonst hätte mich der Wind - trotz meiner 90 kg - vom Grat geblasen. Meine Haube hatte ich so weit es ging heruntergezogen, trotzdem musste ich sie manches Mal sogar festhalten. So einen starken Wind habe ich überhaupt noch nie erlebt.
                    Danke für deinen Eintrag, Gerhard!
                    Auch wir wurden, obwohl wir wirklich erfahren, und viel in den Bergen unterwegs sind, von der Heftigkeit dieses Sturmes überrascht.
                    Wir waren nicht die Einzigen, die diese Runde gestern gemacht haben. Hab sogar einen Bekannten getroffen. Werde nie vergessen, wie ich bei deren Näherkommen (sind gute Sportler, und geduckt mit Stöcken über den Grat gerannt) ihre Hosen im Sturm flattern sah und hörte!

                    Zitat von P.B.
                    zum glück ist alles gut ausgegangen. zumal der abstieg zum niedersachsenhaus eure einzige "brauchbare" option war. zurück aufs schareck (und am anstiegsweg hinunter) wär wohl genauso stürmisch gewesen und an einer windgeschützten stelle zu warten, bis der sturm sich legt, hätte vielleicht in einer biwaknacht geendet...
                    Herzlichen Dank, Peter! Wir hätten schon noch mehrere Optionen gehabt, die aber zum Teil einen Wiederaufstieg erfordert hätten. 1. In die Bergstation der Mölltaler Gletscherbahn flüchten und den Sturm aussitzen. 2. über die Fraganterscharte zum Naturfreundehaus Neubau abzusteigen (was wohl das Vernünftigste gewesen wäre)

                    @derspeicher: bist also auch einer, der so eine Situation bereits erfahren „durfte“, Josef. Vielen Dank für deine plastische Schilderung!

                    @robins: drei hab ich noch gefunden. Optimal oder besonders aussagekräftig ist leider keines davon.

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                    lG euch allen
                    Martin
                    Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

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                    • #11
                      AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                      Hallo!

                      Ich wollte gestern den Hohen Tenn in Angriff nehmen und hab mich kurzfristig vom Wetterbericht und den vorhergesagten Sturmböen abhalten lassen. - Hab’ ich wohl gut daran getan, bin ich doch (noch) eine verwöhnte Schönwettergeherin…

                      Na gut, dass ihr es gut durchgestanden habt.

                      LG Gabi
                      Der Weise kennt keine Hast, und der Hastende ist nicht weise.

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                      • #12
                        AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                        hallo martin,
                        schade das euch der wind fast verblasen hat, bei uns auf der rax war es nicht ganz so stürmisch.

                        helmut55
                        Lg. helmut55

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                        • #13
                          AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                          Gratulation zu eurer "stürmischen" Tour, Martin und Toni!

                          Nachdem ich einen Teil dieser Strecke kenne kann ich in etwa nachvollziehen wie es dort bei böigem Wind sein muß. Zum Glück habt ihr diesen Tag gut überstanden!

                          Liebe Grüße
                          Berglerin

                          Kommentar


                          • #14
                            AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                            Tolle Tour habts da gmacht, Ihr beiden!

                            Zum Glück seids xund wieder runterkommen!!

                            Schöner, stimmungsvoller Bildbericht, Martin!


                            L.G. Manfred

                            Kommentar


                            • #15
                              AW: Schareck (3123m) / Hohe Tauern / 06.09.2008 – oder: „Vom Winde verweht“

                              Servus Martin!

                              Zitat von lama Beitrag anzeigen
                              ....Gratwanderungen bei starkem Föhn können in Stress ausarten!!!
                              ...den ich Dank deiner Hilfe ja auf den letzten flachen Metern zur Hütte schon wieder vergessen hatte.

                              Dazwischen war's für mich aber schon heftig. Da ich ja schon bei normalen Verhältnissen mit der Ausgesetztheit ein bißchen auf Kriegsfuß stehe, haben mich die Verhältnisse schon ziemlich an die Grenze der psychischen Belastbarkeit gebracht und mir mehrmals Verschnaufpausen zur inneren Sammlung abgenötigt.

                              Für deine Kameradschaft und Geduld - die sogar einmal das Platzieren meines Fußes an günstiger(er) Stelle einschloß - nochmals vielen Dank!

                              Zitat von lama
                              . über die Fraganterscharte zum Naturfreundehaus Neubau abzusteigen (was wohl das Vernünftigste gewesen wäre)
                              Dass wir das am Herzog Ernst ja ausführlich diskutiert hatten, aber dann (... es kann ja nur noch besser werden...) wieder verworfen haben, hat mir dann zusätzlich den Nerv gezogen!

                              Zitat von Eule
                              Na gut, dass ihr es gut durchgestanden habt.
                              Du kennst ja das Sprüchlein mit dem Unkraut, das nicht vergeht...
                              Schade, dass es bei dir mit dem Tenn nichts geworden ist!

                              Gestern kam dann ein Schock der anderen Art: Bin zum Auslockern am Kasberg unterwegs gewesen - einfach grauenhaft, wie's dort seit den Stürmen und den nachfolgenden Waldarbeiten aussieht. Die Steyrer Hütte sieht mich nicht so schnell wieder, frühestens wenn der Winter eine dicke Schneedecke gnädig über alles "Schiache" gelegt hat. Aber so dick, um das zu kaschieren, kann die wohl gar nicht sein...

                              LG,
                              Toni

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