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Drei Tage Dachstein

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  • Drei Tage Dachstein

    Letztes Wochenende, nach einem Tag des Sportkletterns an der "Weißen Wand", doch wieder nur die traurige Erkenntniss, wie völlig unverständlich und antiquiert mein persönlicher Zugang zum Klettern wohl vielen typischen heutigen hallengeprägten Kletterern erscheinen muss. Jedenfalls ist auch mir wieder einmal ein wenig klarer, was ich ganz sicher nicht will! Am Tag darauf, ganz plötzlich und unerwartet, ein Anruf, ob ich nicht kurzfristig drei Tage Zeit hätte, um den Dachstein unsicher zu machen! Eine Einladung, die den perfekten Gegenpol zu all diesem angesprochene Zweifeln bilden sollte.

    Drei Tage war ich dann also wieder durchgehend mit einem deutlich besseren und erfahrenerem Kletterer dort oben in ganz phantastischen Routen unterwegs. Wieder wurde ich ein ganzes Stück weit näher an bisher ungekannte, und doch so deutlich ersehnte, neue Herausforderungen herangeführt.

    Im Grunde war ich dabei zwar wieder nur der brav sichernde Nachsteiger. Derjenige, der den Schwierigkeiten gerade noch in dieser reichlich eingeschränkten Rolle einigermaßen gewachsen ist, ganz sicher aber nie in gleichwertiger Weise die Führung übernehmen könnte. Aber auch diese 'Schülerrolle' muss man manchmal wieder ganz bewusst durchleben, um das Erfahrene dann langsam und in kleinen Schritten wieder für sich selbst zu verarbeiten, zu üben, und dann irgendwann doch wieder in die andere Perspektive überführen zu können -- irgendwann dann schließlich sogar wieder mit anderen zu teilen.

    Drei Tage also mit wirklich tollen Routen!:

    Am ersten Tag ging's gleich hinauf zum Gr. Koppenkarstein. Der "Idealpfeiler" stand am Programm. Die Sonne strahlt zwar vom Himmel, aber der Wettersturz der Tage davor ist leider nicht nur an den Neuschneeresten unten im Kar erkennbar. Zumindest oben in den letzten Seillängen begeleitet uns recht kalter Wind. Der wunderbare Fels lässt dieses Widrigkeiten schnell vergessen. Die Kletterei selbst ich wirklich außergewöhnlich schön. Wie gewohnt, habe ich mit den plattigeren schweren Stellen keine großen Probleme. Nur an zwei anderen steileren Passagen (darunter dem vermutlich objektiv gar nicht so übermäßig schweren Einstiegsüberhang), muss ich mich in meinen 'Idealen' doch wieder kurzfristig geschlagen geben.

    gr-koppenkarstein.jpg
    Der Gr.Koppenkarstein im Abendlicht -- der "Idealpfeiler" im rechten Bilddrittel liegt schon im Schatten.

    fels-gr-koppenkarstein.jpg
    Perfekter kompakter Dachsteinkalk!

    koppenkar.jpg
    Unten im Kar der erste herbstliche Neuschnee

    Am Tag darauf geht's rüber In die Windluckenwand. Hier steigen wir in die Route "Ypsilon", genauer : die Variante "Trapez", ein. Dabei handelt es sich um 'alpine' Kletterei im engeren Sinne. Es finden sich also wirklich maximal noch an den Standplätzen irgendwelche rostigen Antiquitäten. Praktische alle Sicherungen müssen selbst gelegt werden. Natürlich klettert man auch entsprechend vorsichtig und verantwortungsbewusst -- selbst dort noch, wo man bereits an den letzten Kräften zehrt. Die Kletterei selbst ist ausgesprochen eindrucksvoll. In den Schlüssellängen geht es vorwiegend durch rauhe wasserzerfressene Risse und Verscheidungen luftig und steil dahin.

    windluckenwand.jpg
    Links oben im Bild die "Große Verscheidung" in der Mitte die auffallenden Wasserstreifen und rechts davon "Ypsilon". Die Variante "Trapez" nutzt ein Risssystem, das den torförmigen Wandausbruch, unten rechts der Bildmitte, unmittelbar berührt.

    windluckenfels.jpg
    Die Risse waren zwar meistens nass, aber dafür unglaublich rauh!

    Am dritten und letzten Tag -- das Wetter war leider nicht mehr ganz so vertrauenserweckend -- gaben wir uns schließlich mit der "Plattenführe" am Türlspitz zufrieden. Die Felsverhältnisse dort wechseln leider ständig zwischen ausgezeichnetem kompakten Traum und absolutem Bruch. Wohltuend war aber zumindest der Umstand, dass die dortige Absicherung fast schon gewohnten Genussklettermaßstäben gerecht wird. Auf Höhe der 12. SL, bei der roten Grotte, hat uns dann aber doch der beginnende Nieselregen endlich wieder an die Heimreise erinnert.

    plattenführe.jpg
    Zwischendurch immer wieder phantastischer Fels! -- gleich darauf aber oft auch wieder splittriger Bruch.

    türlspitz.jpg
    Um die Gipfel sammeln sich langsam wieder Nebelschwaden -- Zeit für die Rückkehr!
    Zuletzt geändert von mash; 12.09.2009, 20:11.

  • #2
    AW: Drei Tage Dachstein

    Hey, da Mash hat die Groß-, kleinschreibung entdeckt - Hurra

    Schöne Routen, allerdings sehen die etwas zu schwer aus für mich :-(

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    • #3
      AW: Drei Tage Dachstein

      Zitat von mash Beitrag anzeigen
      Aber auch diese 'Schülerrolle' muss man manchmal wieder ganz bewusst durchleben, um das Erfahrene dann langsam und in kleinen Schritten wieder für sich selbst zu verarbeiten, zu üben, und dann irgendwann doch wieder in die andere Perspektive überführen zu können, sie schließlich sogar mit anderen wieder zu teilen.
      Gratuliere Mash, das hast Du wunderschön philosophiert. Nobody is perfekt Und jene, die das meinen, die wurden irgendwann einmal eines Besseren belehrt!

      Schöne Routen am Dachstein hast da gemacht. Es macht Freude nicht nur die überlaufenen, mit massenhaften Hilfsmitteln übersähten, sondern die naturbelassenen im Bild zu sehen.

      Danke dafür.

      Gruß Hans

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      • #4
        AW: Drei Tage Dachstein

        habts euch über die windluckenwand wieder abgeseilt oder über die steinerscharte zur bergstation? wenn abseilen - in welchem zustand ist die abseilpiste?

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        • #5
          AW: Drei Tage Dachstein

          Zitat von HAFA Beitrag anzeigen
          Es macht Freude nicht nur die überlaufenen, mit massenhaften Hilfsmitteln übersähten, sondern die naturbelassenen im Bild zu sehen.
          ja -- dem allgemeinen trubel dort kann man sich eigentlich recht leicht entziehen und die natur abseits unebeschwert genießen.

          wir waren zwar diesemal auch ein bisserl nachlässig -- haben als bspw. gleich unten neben dem auto biwakiert und ganz luxuriöse koch- und frühstückssessions am gaskocher genossen, aber zumindest die seilbahn haben wir natürlich relativ bewusst links liegen lassen.

          Zitat von grivel Beitrag anzeigen
          habts euch über die windluckenwand wieder abgeseilt oder über die steinerscharte zur bergstation? wenn abseilen - in welchem zustand ist die abseilpiste?
          die abseilpiste ist absolut perfekt eingerichtet!
          die erste kette oben ist auf einem felsvorsprung, relativ leicht zu finden. von dort weg gibts's dann alle 50 meter geklebte ketten (7-8 mal). dazwischen stecken auf halber höhe auch noch zusätzlich immer einzelne geklebte bühlerhaken, so dass man evtl. sogar mit einem einfachseil runterkommen könnte od. zumindest die orientierung sicher nicht verliert. das dortige gelände ist ausgesprochen steil und kompakt, so dass sich auch die steinschlag- und abziehproblematik in grenzen hält. man muss sich nur klar sein, dass man deshalb auch unterwegs von der seite her praktisch überhaupt nicht in die abseilpiste rüber queren kann! -- rauf sollte man also schon kommen.
          Zuletzt geändert von mash; 12.09.2009, 20:03.

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          • #6
            AW: Drei Tage Dachstein

            Phantastische Sache! *seufz*
            LG, bp
            [SIZE="2"][SIZE="1"]Good bye ...[/SIZE][/SIZE]

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            • #7
              AW: Drei Tage Dachstein

              Hallo Mash!

              Gehobener Bericht und anspruchsvolle Tour mit super Bildern!
              Wenn auch etwas über meinem Niveau ...

              Liebe Grüße

              Monterix

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              • #8
                AW: Drei Tage Dachstein

                schöne sachen habts gemacht!! dort will ich auch mal hin (aber heuer wirds wahrscheinlich nix mehr)

                lg angie
                besser 8 Stunden Büro als gar kein Schlaf

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                • #9
                  AW: Drei Tage Dachstein

                  Gratuliere lässige Touren habts gmacht!
                  ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
                  google online Album

                  Paul

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                  • #10
                    AW: Drei Tage Dachstein

                    so is des oiso:

                    unsrereiner sitzt im büro und kann bestenfalls gschwind zwischen gewitter und abenddämmerung mal schnell die arena heimsuchen und erkennen, dass nasse löcher nicht die besten sind oder im zigeunerloch feststellen, dass die schwerkraft direkt proportional mit dem alter zunimmt, und dann, wenn wochenende naht und i in de depperten berg will, kommt auch die obligate front...

                    gratuliere zu den superturln im etwas gehobenen bereich.

                    ps: waunn machma mal wieder was zsamm? mittwoch schauts net soooo schiach aus...
                    mei bier is net deppat! (e. sackbauer)

                    bürstelt wird nur flüssiges

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                    • #11
                      AW: Drei Tage Dachstein

                      Zitat von pivo Beitrag anzeigen
                      unsrereiner sitzt im büro und kann bestenfalls gschwind zwischen gewitter und abenddämmerung mal schnell die arena heimsuchen und erkennen, dass nasse löcher nicht die besten sind oder im zigeunerloch feststellen, dass die schwerkraft direkt proportional mit dem alter zunimmt, und dann, wenn wochenende naht und i in de depperten berg will, kommt auch die obligate front...
                      so is es a wieder net -- auch die wochenenden und unwetterfronten reichen fast nicht aus, um all die arbeit dann wieder aufzuholen, die sich hier ständig sammelt.

                      Zitat von pivo Beitrag anzeigen
                      ps: waunn machma mal wieder was zsamm? mittwoch schauts net soooo schiach aus...
                      von mir aus gerne! ...immer!

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                      • #12
                        AW: Drei Tage Dachstein

                        Zitat von mash Beitrag anzeigen
                        Letztes Wochenende, nach einem Tag des Sportkletterns an der "Weißen Wand", doch wieder nur die traurige Erkenntniss, wie völlig unverständlich und antiquiert mein persönlicher Zugang zum Klettern wohl vielen typischen heutigen hallengeprägten Kletterern erscheinen muss. Jedenfalls ist auch mir wieder einmal ein wenig klarer, was ich ganz sicher nicht will!
                        Ist ja schön, deine Einstellung. Bin auch ein bisserl "alpin" angehaucht.
                        Trotzdem akzeptiere ich die "vielen typischen heutigen hallengeprägten Kletterer". Ich bin nämlich trotz meiner Einstellung überzeugt, nichts "Erlauchteres" zu sein und gehe auch deswegen in die Halle zum Training, um mich über "alpine" Sachen drüber zu trauen. Keinesfalls sehe ich meinen "persönlichen Zugang zum Klettern antiquiert", nur weil ich gerne "alpin" gehe. Etwas mehr Großzügigkeit gegenüber "andersdenkenden hallengeprägten" Kletterern wäre angebracht. Denn denen vergönne ich gerne ihren Spaß und ich weiß auch, dass sie uns "Alpine" insgeheim bewundern, ohne sich Gedanken über unseren "antiquierten Zugang zum Klettern" zu machen. Sei also nicht traurig ... es gibt keinen Grund dazu.

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                        • #13
                          AW: Drei Tage Dachstein

                          Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                          Ist ja schön, deine Einstellung. Bin auch ein bisserl "alpin" angehaucht. Trotzdem akzeptiere ich die "vielen typischen heutigen hallengeprägten Kletterer". Ich bin nämlich trotz meiner Einstellung überzeugt, nichts "Erlauchteres" zu sein und gehe auch deswegen in die Halle zum Training, um mich über "alpine" Sachen drüber zu trauen.
                          keine sorge, so sehr sehe ich mich dieser realität ohnehin nicht enthoben! -- im gegenteil, ich bin mir nur zu bewusst, wie mangelhaft und verbesserungswürdig es um meine tatsächlichen leistungen, nicht nur beim angesprochene "sportklettern", steht.

                          das ändert aber nichts daran, dass ich durchaus auch eine eigene meinung zu manchen dingen vertreten will, und nicht alles um mich herum ganz so gelassen und gleichgültig hinnehmen möchte.

                          natürlich verfällt man viel zu oft der versuchung, die eigenen sichtweisen und erfahrungen ein wenig zu ernst zu nehmen. im konkreten fall war es aber dann doch schon fast ein wenig erheiternd, wie sehr sich manches kopfschütteln über abstrakte wertmaßstäbe und sportliche konkurrenz einfach in luft auflöst, so bald man nur wieder mit den tatsächlichen natürlichen gesetzen dieser welt da draußen am fels etwas intensiver in berührung kommt. wenn ich hier also etwas kritisiere, od. eben zumindest genauso lächerlich darstelle, wie ich es manchmal für mich erlebe, dann betrifft das vor allem jene "perversität", die darin wurzelt, das abstrakte training in der halle nicht mehr nur als sinnvolles mittel der vorbereitung zu werten, sondern vielmehr als alleinig glücklichmachendes ziel und maßstab zeitgemäßer sportlicher ertüchtigung anzusehen. das betrifft aber durchaus auch die blüte jener ganz charakteristischen modefelsen der letzten jahre, die mit ihren steilen wänden und henkeln immer mehr den bunten routen irgendwo drinnen gleichen...

                          es ist mir allerdings völlig klar, dass zumindest ein mindestmaß an durchgängigem training und sportlichen eifer einfach nötig ist, um einigermaßen verantwortungsvoll und sicher schwere lange routen klettern zu können (...auch wenn mir persönlich das entsprechende training durch ein "hallenverbot" in der hiesigen besch*** kletterhalle ohnehin weitestgehend verwehrt ist!). trotzdem -- meine maßstäbe und orientierungen beziehe ich noch immer aus einem völlig anderen erleben, einer anderen "ästhetik", einem an sich zweckfreien spiel in mitten einer von diesen aktuellen entwicklungen weitestgehend unberührten natur.

                          Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                          Keinesfalls sehe ich meinen "persönlichen Zugang zum Klettern antiquiert", nur weil ich gerne "alpin" gehe. Etwas mehr Großzügigkeit gegenüber "andersdenkenden hallengeprägten" Kletterern wäre angebracht. Denn denen vergönne ich gerne ihren Spaß und ich weiß auch, dass sie uns "Alpine" insgeheim bewundern, ohne sich Gedanken über unseren "antiquierten Zugang zum Klettern" zu machen. Sei also nicht traurig ... es gibt keinen Grund dazu.
                          doch, irgendwie finde ich es immer ein bisserl "traurig", wenn es so gar nicht gelingen will, anderen auch nur mitzuteilen, warum man etwas völlig anders empfindet od. beurteilen muss. gerade in dingen, die einem irgendwie am herzen liegen, empfindet man solche verständigungshürden oft besonders schmerzhaft und unbefriedigend. es ist ja nicht so, dass ich deshalb gleich alle um mich herum eines besseren belehren möchte, aber zumindest die spürbare differenz der betreffenden ansichten und wahrnehmungen soll durchaus auch manchmal ganz bewusst angesprochen und thematisiert werden.
                          Zuletzt geändert von mash; 14.09.2009, 17:31.

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