Shisha Pangma Expedition 2004

[wolfgang]

Unser Freund Peter Migl ist gerade Richtung Shisha Pangma unterwegs. Wir berichten hier laufend über seine Erlebnisse.

Peter wir wünschen dir alles Gute und verfolgen mit Spannung deine Berichte.

[wolfgang]

1. bericht von shisha pangma expedition

liebe freunde

nyalam 14.4.2004

die anfahrt von kathmandu gestaltete sich wegen der polit. unruhen relativ
schwierig: viele strassen sind wegen strassensperren unpassierbar, es gab barrikaden aus brennenden autoreifen und so mussten wir die strecke nach zhang mu (tibetische grenze) mit helikopter zuruecklegen. gestern haben wir nyalam in 3700m erreicht. heute haben wir mit den aklimatisationswanderungen begonnen und sind mal auf 4500m raufgestiegen. am 16.4. geht es dann mit dem jeep ins motor camp 4500m, in den naechsten beiden tagen geht es dann mit 46 yaks (wir haben ca. 4000kg gepaeck) ins abc.

mir geht es bestens, und bin zuversichtlich in bester verfassung das basecamp zu erreichen. das team (14bergsteiger, 2 bergfuehrer und 3 climing
sherpas) ist toll, wir haben jede menge spass zusammen.

wetter ist so lala bis 12h strahlend sonne, bis 3h bewoelkt und dann regen oder schnee, das aber regelmaessig.

ciao bis zur naechsten mail aus tibet
peter

[Johnny]

2. Bericht ABC Shisha Pangma 5650m

2. Bericht ABC Shisha Pangma 5650m

20.04.2004

gestern ist unsere Gruppe mit einer unzahl von yaks hier im vorgeschobenem basislager eingetroffen. trotz der ueblichen nebenerscheinungen durch die akklimatisation wie kopfschmerz, appetitlosigkeit, durchfall etc. geht es allen bergsteigern unserer gruppe recht gut. das wetter ist nachwievor wechselhaft: vormittags traumhafter sonnenschein, nachmittags wind, manchmal schneefall und nachts hat es ca. -10grad. die naechsten beiden wochen werden wir damit verbringen, unsere hochlagerkette lager1 bis lager3 aufzubauen, was bedeutetet, zelte, kocher und ausruestung raufzuschaffen.

gestern ist auch gerlinde kaltenbrunner, die oesterreichische ausnahmealpinistin hier im ABC angekommen. sie wird gemeinsam mit ralf djumovits, sowie einem schweizer und japaner versuchen die shisha pangma southface zu durchsteigen. soweit die neuesten news aus tibet.

ciao peter

[Johnny]

3. bericht vom shisha pangma ABC

27.04.2004

seit unserer ankunft im shisha pangma ABC war das wetter bisher leider eine kleine katastrophe: saukalt, die tageshoechstwerte ueberstiegen kaum die 0grad grenze und kraeftiger wind zwangen uns mehr oder weniger staendig in die zelte. immer wieder schneite es kurz. trotzdem waren die verhaeltnisse am berg fuer ski denkbar schlecht, da es kaum schnee hatte und schon aus der entfernung zu sehen war, das zahlreiche spaltenzonen zu ueberqueren seien.
am 26.04. brach unsere gruppe gemeinsam mit einer gruppe schweizer bergfuehrer zum lager1 auf. das wetter verschlechterte sich wie gewohnt, wir erreichten aber trotzdem bei starkem schneefall lager1 in 6400m. in der nacht schneite es reichlich, wodurch nun doch eine 30-50cm schneeauflage auf den blanken gletschern vorzufinden ist und ich hoffentlich meine ski einsetzen werden koenne. heute stiegen wir wieder ins ABC ab und werden nach einem ruhetag den aufbau von lager2 am ende des korridors in ca. 6800m hoehe in angriff nehmen. natuerlich hoffen wir alle auf eine entscheidende verbesserung des wetters.
bzgl. gerlinde kaltenbrunner (sie steigen bereits morgen zu lager 2 und werden vor shisha pangma south face einen benachbarten 7000er besteigen) koennt ihr bei interesse eventl. mehr details auf der seite www.amical.de erfahren.

soweit mein bericht aus tibet
lg peter

[wolfgang]

4. Bericht

bericht vom shisha pangma ABC vom 01.05.2004
gerade 8h vor unserem aufbruch zum lager1 und in weiterer folge lager2 erreichte uns eine wetterwarn-email: von kashmir und afganistan naehert sich eine schlechtwetterfront gegen die himalaya 8000er mit jet-streams in der hoehe (das sind hoehenstuerme mit ca. 300km/h). aus der erfahrung von everest 1996 wussten wir, das man derartige naturphaenomene besser aus dem basecamp betrachtet und wir entschieden, diese schlechtwetterfront im basecamp abzuwarten. mittlerweile macht mir das laufend schlechte wetter schon ziemlich sorgen: seit wir hier im ABC sind (ca 12tage) gab es gerade mal zwei tage, wo ein aufenthalt auserhalb der zelte moeglich war und es so warm war, das auch an taetigkeiten wie koerperpflege zu denken war. sonst immer eisiger wind, sturm, schneefall.
2teilnehmer unserer gruppe haben bereits das handtuch geworfen und die heimreise angetreten.
ich sitze jetzt am fuss dieses kollosses aus fels und eis und spuere, das es sofern es zum gipfelgang kommt, sicher mein haertester gang wird. vorallem sind wir jetzt alle psychisch gefordert unsere energie und unseren biss bei diesen widrigen zu behalten.
heute zieht gerade das schlechtwetter durch, es stuermt und schneit, ab und zu donnert eine lawine ins tal. in zwei tagen werden wir wahrscheinlich aufbrechen und nachschauen, wie unser lager1 das schlechtwetter ueberlebt hat.
trotzdem haben wir nachwievor genug zeit, unsere aufstiegstaktik wie geplant durchzufuehren.
uebrigens ist jetzt noch ein weiterer bekannter oesterreicher im basecamp
eingetroffen: karl "charly" gabl, oesterreichs alpin wettterfrosch nr1. auch er moechte sich an der shisha pangma versuchen und wird uns nebenbei in zusammenarbeit mit seinem innsbrucker buero mit den aktuellen wetterberichten versorgen.
soweit liebe gruesse aus tibet
von einem peter der traeumt von einem weissen strand in kuba oder elafonissi (kreta kenner wissen was ich meine)
lg peter

[Johnny]

5. bericht

bericht vom 09.05.2004

nach dem schlechtwetterdurchzug vom 01.05. begannnen wir erneut mit aufstieg zu lager1: das lager war fast 1m zugeschneit und musste muehsam ausgeschaufelt werden: fazit lediglich 3personen fuehlten sich am naechsten tag stark genug um richtung lager2 und anschliessend lager3 und gipfel aufzubrechen. die anderen bestiegen einen benachbarten 7000er. ich selbst war wegen einer verkuehlung geschwaecht und konnte diesen gipfel nicht erreichen.
heute kam unser gipfeltrupp retour: leider ohne erfolg, die beiden bergsteiger erreichten ca. 7800m, drehten dort wegen sturm und erschoefung um, im abstieg stuerzte einer der beiden in einer steilstufe ca. 200m ab, wobei er sich prellungen zuzog. jetzt sind alle im basislager eingetroffen.
morgen faehrt der verletzte und zwei weitere teilnehmer richtung kathmandu ab. ich selbst hoffe, das meine verkuehlung sich bessert und werde, sofern es das wetter zulaesst naechste woche mit 4weiteren bergsteigern einen letzten versuch zum gipfel unternehmen.
die chancen sind allerdings aufgrund der schwierigen bedingungen am berg doch eher gering.
soweit liebe gruesse aus tibet
peter

[Willy]

immer der gleiche Fehler :

zu früher Gipfelversuch !

16. , bzw. 23. - 25. Mai sind (statistisch) erst ideale Himalaya-Tage

Heuer waren am 17. Mai zwei Tiroler am Everest !

Ich erinnere :
das größte Achttausender-Unglück
mit den Gruppen von Rob Hall und Scott Fisher (Everest)
geschah am 10. Mai (1996).

Robert Schauer war dann - bei bestem Wetter - am 23. Mai (1996)
mit seinem IMAX-Team auf dem höchsten Berg der Welt.

Wir sollten also unsere gemeinsame Himalaya-Expedition
auf diese drei Mai-Tage (23. - 25.) anlegen !

[bergpeter]

unglueckliches ende

shisha pangma basecamp 14.05.
unglueckliches ende einer ungluecklichen expedition:
nach wochenlangen schlechtwetter mit eisigen winden und schneefaellen begann
sich ab 10.05. das wetter zu bessern. endlich gab es auch im basislager
temperaturen, die einen aufenthalt ausserhalb der zelte ermoeglichten.
mittlerweile waren allerdings auch unsere beiden bergfuehrer an erkaeltung
erkrankt. von den urspruenglich 14teilnehmern waren bereits 8teilnehmer
abgereist. trotztem fuehlten sich 4teilnehmer (ich war auch dabei) so stark,
das sie die schoenwetterphase fuer einen gipfelangriff nutzen wollten. wir
stiegen am 12.05. zu viert, unterstuetzt von 2 climbing sherpas zu lager1
auf. wir fuehlten uns praechtig, erreichten um 13h lager1, das wetter passte
und wir freuten uns schon auf die kommenden 4tage: lager2, lager3, gipfel,
abstieg.
doch um 16h kam der schreckliche funkspruch aus dem basislager, der unsere
gipfelhoffnung begrub:
wegen einem generalstreik in nepal ist die strasse von tibet nach kathmandu
ab 18.05 auf unbestimmte zeit gesperrt. dadurch wurde es notendig, das wir
2tage frueher aus dem basislager abreisen und wir mussten am 15.05 bereits
im basislager zuruecksein. das war aber unser geplanter gipfeltag, es ging
sich um genau einen tag nicht aus. da wir keine moeglichkeit sahen einen
ganzen tag einzuholen, wir konnten ja in dieser hoehe nicht 16std statt 8std
gehen, mussten wir traurig unseren so vielversprechenden gipfelgang
abbrechen.
das ein gipfelerfolg durch einen streik im nachbarland verhindert wird, ist
wirklich unglaublich und schwer zu akzeptieren. das wetter ist zur zeit sehr
fein, heute erreichten seit fast 10tagen wieder 4schweizer bergfuehrer den
gipfel und auch die naechsten tage versprechen gipfeltage zu werden.
natuelich sind wir 4gipfelstuermer sehr enttauscht, bis zu letzt waren wir
eine sehr kameradschaftliche gruppe, die bergfuehrer leisteten sehr gute
arbeit, die sherpas und kuechenmanschaft war spitze, die ausruestung und
lagerkette hat gepasst, aber saemtliche faktoren, die man nicht mehr
beeinflussen kann (wetter etc.), waren gegen uns. natuerlich denken wir nun
das das erfolgsrisiko beim 8000er bergsteigen viel zu sehr von
unkalkulierbaren risken bestimmt wird, sodass ein derartiges unternehmen
aufgrund des hohen zeit- und sonstigen aufwandes eigentlich nicht als
sinnvoll anzusehen ist.
soweit mein letzter bericht aus tibet.
liebe gruesse sendet euch ein doch etwas enttaeuschter peter

[bergpeter]

kathmandu 18.05

unsere shisha pangma expedition geht dem ende zu;
0 von 14 am gipfel war natuerlich schon eine grosse enttauschung, aber dieses risiko gibt es eben beim 8000er bergsteigen.
hier in nepal schaut es politisch sehr schlecht aus, die wegefreiheit ist durch aufstaende und strassensperren sehr eingeschraenkt, ueberall massenweise militaer mit panzerfahrzeugen, genealstreik von 18-20.05. zahlreiche trekkingtoutristen sitzen in abgelegenen gegenden fest und koennen nicht ausreisen.
ich werd aber wie geplant am 21.05. heimkommen
und dann hier im forum gerne eure fragen beantworten!
lg aus kathmandu
peter

[Guinness]

Re: kathmandu 18.05

Original geschrieben von bergpeter
unsere shisha pangma expedition geht dem ende zu;
0 von 14 am gipfel war natuerlich schon eine grosse enttauschung, aber dieses risiko gibt es eben beim 8000er bergsteigen.
hier in nepal schaut es politisch sehr schlecht aus...

Hallo Peter!

Wirklich schade, dass ihr aus solch blöden Gründen nicht zum Gipfel kamt! Hab deine Berichte hier im Forum sehr gerne gelesen und mit euch mitgefiebert!

Ciao, Guinness!

[Willy]

Hallo Peter !

Meinen größten Respekt, wie Du Deine Situation formulierst und akzeptierst
( - akzeptieren mußt ) !

Ich war nach meinem ersten Fehlversuch auf einem Achttausender
so deprimiert, daß ich mich nicht in so wohlformulierten Sätzen ausgedrückt hätte.
Bei der Abfahrt aus Skardu hab` ich so manches Trauer-Tränlein
(vielleicht waren auch Wut-Tränen dabei ) verschüttet.

Die Situation in Nepal wird offenbar immer angespannter.

Vielen Dank Peter,
daß Du uns so "hautnah" zum Sisha Pangma "mitgenommen" hast !

[Willy]

KARL GABL - der weltbeste Wetter-Experte für Karakorum und Himalya aus Innsbruck

mußte ebenfalls (auf 7500 m) umdrehen.
Grund : vier Tage Durchfall und daher kaum etwas gegessen.
(Karl fuhr von dieser Höhe mit Schiern ab)

Zwei Tiroler schafften hingegen den Gipfel des Mt. Everest,
obwohl Ihnen " das Seil ausging" - was immer das bedeuten mag.
(Wahrscheinlich sind die Fixseile noch nicht bis zum Gipfel verlegt)

Quelle : Tiroler Tageszeitung vom 18. Mai
www.tirol.com

[daxy]

hallo peter,
meon vollstes mitgefuehl!
das ist schon traurig, wenn man soviel zeit, geld und energie investiert und dann so kanpp vor dem ziel umkehren muss.
kann dir leider keinen trost spenden.
daxy

[bergpeter]

monsun

@willy
leider st es mit den monsunzeiten nicht mehr so einfach wie frueher:
am sonntag den 15.05 stauten sich am nachmittag bereits massive monsunwoken an der shisha pangma auf, und heute haben in kathmandu bereits monsunregenfaelle begonnen.
nach sherpaangaben hat sich auch hier im himalaya die wettersituation in den letzten 5jahren veraendert: die schoenwetterperioden sind seltener und kuerzer geworden und heute berichtet auch die nepal. zeitung vom frueher als normal einsetzenden monsun.

leider musste auch gerinde kaltenbrunner ungluecklicherweise ihren gipfelgang durch die shisha pangma suedwand abbrechen: sie wollte ebenfalls am samstag, 14.05. auf den gipfel, das wetter war gut, aber ein teilnehmer der 4koepfigen gruppe wurde am bein durch steinschlag verletzt und so musste auch sie umkehren. sie ist mit den gedanken aber bereits bei ihrem naechsten abenteuer: annapurna!

lg peter

[Everestbiggi]

Lieber Peter !

Das ist echt so schade - ich hätte DIR und deinen Kameraden den Gipfelsieg so von Herzen gegönnt. Ich kann nachvollziehen, wie enttäuscht Du sein mußt, wenn man aus diesen angeführten Gründen sein Ziel nicht erreicht. Schließlich trainiert man hart und es kostet auch immens viel.
Für uns ist aber trotzdem wichtig, daß DU gesund und munter zu uns zurückkehrst. Wie ich Dich kenne, planst Du in Gedanken sowieso schon Deinen nächsten Gipfelsturm.

Alles Liebe und komm gut heim - ich bewundere Deine Leistungen und auch daß Du diese Entscheidung akzeptiert hast

Bis bald
Birgit