Vor Neujahr hatte es seit Wochen nicht mehr geschneit und viele Berge waren auf der Südseite aper. Da wo immer noch Schnee lag, war es nicht besonders viel (eine Ausnahme war das Simplongebiet), so dass ich beschloss, das neue Jahr mit einer Fusstour zu beginnen. Das Grenzgebiet zwischen Bern und Waadt bot sich an, d.h. die Berge nördlich der Ortschaft Les Diablerets.

Von diesem Dorf kann man mit einer kleinen Gondelbahn auf die Alp Isenau fahren. Dann sind noch 400 steile Höhenmeter auf den Berg La Palette 2170 m zu bewältigen. Ein schmaler Pfad führt auf der SW-Kante nach oben. An schattigen Stellen lag Eis, aber es liess sich immer umgehen. Auf dem Gipfel änderte sich die Situation, denn die Nordseite war schneebedeckt. Zuweilen wären Steigeisen bequem gewesen, aber die etwa 100 Höhenmeter Abstieg liessen sich auch ohne bewerkstelligen. Dann folgte der zweite Aufstieg, nun aufs Arnehore (früher hiess es auf der Landkarte Arnenhorn), anfänglich weitgehend schneefrei. Zuletzt gelangt man auf einen schmalen und etwas ausgesetzten Grat. Weil da stellenweise Schnee lag, war Vorsicht angesagt, aber der Grat ist kurz.

In der Tiefe lag der Arnensee, jetzt einsam, aber im Sommer ein beliebtes Wanderziel. Gegenüber, auf der anderen Talseite im Süden, stand das Massiv der Diablerets. Dort oben gibt es ein Skigebiet, wo man auch im Sommer Ski fahren (oder sich zumindest die Füsse auf Ski vertreten) kann. Die grosse Gondelbahn, welche dieses Gebiet erschliesst, war in Betrieb, und jede Viertel- oder halbe Stunde hörte man ihr leises Geräusch auch auf die Distanz. Das war aber das einzige, was an diesem Tag zu hören war. Leider verhinderte der starke Wind eine ausgiebige Gipfelrast, obwohl der wolkenlose Himmel und die lachende Sonne dazu eingeladen hätten.

Ich ging vorsichtig über den Grat zurück und konnte dann ziemlich direkt zur Gondelbahn Isenau absteigen. Weil es vor Wochen mal geschneit hatte, waren die Pisten der Isenau-Skilifte präpariert worden. Jetzt war der Abstieg oft ein Hin und Her zwischen dem trockenen Gras und den stellenweise eisigen Pisten; eisig, weil Sonne und Kälte die Schneeoberfläche zu diesem unangenehmen Zustand verarbeitet hatten. Aber irgendwie kam ich schon zurecht. Es ist immer schön, wenn man an einem besonderen Tag einen einsamen Gipfel besuchen kann, und an Neujahr waren es gleich zwei.


Blick vom Südhang des Arnehore auf die Gipfelkuppen. Rechts im Hintergrund die Gummifluh.

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