Servus,
vergangene Wochen erfreuten wir uns bzw. stöhnten noch unter der ungewöhnlichen Oktoberwärme, z.B. gab es an der Station Innsbruck-Universität mit 26,7°C einen neuen Rekord für Oktober. In Deutschland wurden vergangenen Mittwoch am Oberrhein sogar 31°C erreicht.
Mit dem Pendelausschlag nach oben ist es nun aber endgültig vorbei, und es schaut so aus, als wolle uns der Herbst keine Verschnaufpause gönnen, schon gar nicht uns (Alpin-) Meteorologen.
Bereits morgen abend erreicht eine markante Kaltfront die Nordalpen und wird einen Temperatursturz einleiten, dazu fällt in den mittleren Lagen, später auch in tiefen Lagen reichlich Niederschlag in fester Form. Mit erheblichen Neuschneemengen ist vor allem in den typischen Nordstaulagen von Montag bis Mittwoch zu rechnen, dabei treten Schneeverwehungen auf (Sturm).
Offiziell beginnt die Winterreifenpflicht in Österreich zwar erst am 1. November, ich rate jedoch JEDEM, der kommende Woche im Alpenraum unterwegs ist, sich seine Winterreifen aufzuziehen. Schneeketten für die wichtigsten Alpenpässe in den Nordalpen (Fernpass, Achenpass, Seefeld,...) sind ebenfalls ein wertvolles Utensil.
Der Übeltäter für den verfrühten Wintereinbruch (klimatologisch gesehen sollten jetzt die Südwetterlagen mit Föhn überwiegen) ist in dem infraroten Satellitenbild oben zu suchen.
Es zeigt die Wolkenverteilung im Atlantik- und Europaauschnitt. Je heller, desto höher sind die Wolken. Die weißen Kleckse über dem südlichen Mittelmeer sind Gewitterwolken. Das Tiefdruckgebiet, das uns den Wintereinbruch beschert, befindet sich südlich von Island und weist bereits einen okkludierten Zustand (pink = Okklusionsfront) auf. Mit ein Grund, weshalb die uns in der Nacht zu Montag erreichende Kaltfront so wetteraktiv ausfallen wird, ist die Warmfront im eingekreisten Bereich. Sie ist zur besseren Übersicht gekennzeichnet und gehört zu dem Tiefdruckgebiet weiter westlich. Die Warmfrontschuppe zieht in den kommenden Stunden rasch südostwärts (Ursache für die hohe Zuggeschwindigkeit sind starke Höhenwinde bis über 200 km/h in 9000m Höhe) und dockt dabei an das ebenfalls südostwärts voranschreitende Islandtief an, dabei wird ein Teil der Warmfront zur Kaltfront umfunktioniert:
Sonntag mittag, 14.00 MESZ: Warmfront über Frankreich, Kaltfront über England.
Sie erfüllt zwei wichtige Voraussetzungen für ergiebigen Kaltfrontniederschlag:
* Warme Luft kann mehr Feuchte aufnehmen als kalte Luft
* Der Luftmassengegensatz zwischen Warmfrontschuppe und nachströmender Kaltluft (= Kaltfrontteil) verschärft sich nochmals
Hohe relative Feuchte und ein starker horizontaler Temperaturunterschied sind jedoch nicht die einzigen Faktoren, die für starke Niederschlag wichtig sind. Die Luftmasse muss auch gehoben werden, damit sich die Luft abkühlen, den Taupunkt (d.h. die Lufttemperatur bei 100% relative Feuchte) erreichen und Wolken/Niederschlag bilden kann.
Die Hebung (= aufsteigende Luftmassen) wird durch die außerordentlich günstige Lage im Strömungsfeld in der Höhe erreicht, die oben zur Verdeutlich beschriftet ist. Dargestellt ist das Strömungsfeld in ca. 9000m Höhe. Farbig ist die Windgeschwindigkeit in Knoten (Knoten *2 - 10% sind etwa km/h), gültig ist die Karte für Montag, 12. Oktober 2009, 08.00 MESZ. Über dem Ostatlantik befindet sich ein Hochdruckgebiet, über der Ostsee ein Tiefdruckgebieten, dazwischen weht der Nordwestwind mit über 200 km/h, der Fachbegriff dafür ist Strahlstrom (Jetstream), die schwarze dicke Linie markiert den Verlauf der Jetstream-Achse. Um es kurz zu machen, der zentrale Nordalpenraum (eingekreist) liegt im Ausgangsbereich dieses Jetstreams und zwar nordöstlich der Achse mit Nähe zu dem Tiefdruckgebiet, was förderlich für eine hohe Wetterwirksamkeit der Kaltfront ist.
Der Ablauf des Kaltlufteinbruchs:
In den Sonntag Nachmittag- und Abendstunden verdichtet sich die Bewölkung nördlich des Hauptkamms, vermehrt ziehen hohe und mittelhohe Wolkenfelder auf, aus denen länger anhaltender Regen fällt. Die Schneefallgrenze liegt in der ersten Nachthälfte noch bei 2500-2800m. In der zweiten Nachthälfte überquert die Kaltfront rasch den gesamten Raum nördlich des Hauptkamms, die Schneefallgrenze sackt dabei von 2500m auf 1500m ab. Im Vorfeld der Kaltfront weht starker bis stürmischer Südwest- bis Westwind in den Hochlagen, mit der Kaltfront selbst treten bis in tiefe Lagen Sturmböen auf, im Alpenvorland sind auch Gewitter nicht auszuschließen.
Südlich des Hauptkamms bleibt es nordföhnbedingt weitgehend trocken, dort sind im Nordföhn selbst aber in prädestinierten Tälern Sturmböen möglich.
Am Montag selbst treten von der Ostschweiz übers Karwendel bis zum westlichen Niederösterreich an der Alpennordseite teils längeranhaltende und ergiebige Stauniederschläge auf, die zunehmend bis auf 1200m herab als Schnee fallen, nördlich des Inns auch bis 800m herab je nach Niederschlagsintensität. Im gesamten Alpenraum weht stürmischer Nordwind, in exponierten Lagen sowie bei Nordföhn (z.B. auch im Inntal bei Innsbruck) sind Sturmböen über 80 km/h zu erwarten.
Am Dienstag ziehen sich die Stauniederschläge allmählich auf ein Gebiet Vorarlberg - Salzkammergut zurück, außerhalb sind sie unergiebig. Die Schneefallgrenze bewegt sich untertags zwischen 700m und 1100m. Nordföhn und stürmischer Nordwind in den Hochlagen bleiben weiterhin ein Thema. In der Nacht zu Mittwoch kann es aus jetziger Sicht bis auf 500m herab schneien.
Der weitere Trend schaut jahreszeitgemäß zu kalt aus, nachts frostig, tagsüber nur wenig über Null ist das Szenario, das beide führenden Mittelfristmodelle (GFS und EZMWF) derzeit präsentieren, auch wenn es naturgemäß ab Mittwoch größere Unsicherheiten gibt.
Die Neuschneesummen hängen von der Ergiebigkeit der Niederschläge ab, für die Zugspitze werden von Montag bis Mittwoch von dem Mix der Modelle (EZMWF, GFS, GME) beispielsweise 100 l/m² als Schnee vorhergesagt, also rund 100-150 cm, bei -5 bis -12°C.
Gruß,Felix
PS: Kartenquellen:
www.satreponline.org
www.wetterzentrale.de
vergangene Wochen erfreuten wir uns bzw. stöhnten noch unter der ungewöhnlichen Oktoberwärme, z.B. gab es an der Station Innsbruck-Universität mit 26,7°C einen neuen Rekord für Oktober. In Deutschland wurden vergangenen Mittwoch am Oberrhein sogar 31°C erreicht.
Mit dem Pendelausschlag nach oben ist es nun aber endgültig vorbei, und es schaut so aus, als wolle uns der Herbst keine Verschnaufpause gönnen, schon gar nicht uns (Alpin-) Meteorologen.
Bereits morgen abend erreicht eine markante Kaltfront die Nordalpen und wird einen Temperatursturz einleiten, dazu fällt in den mittleren Lagen, später auch in tiefen Lagen reichlich Niederschlag in fester Form. Mit erheblichen Neuschneemengen ist vor allem in den typischen Nordstaulagen von Montag bis Mittwoch zu rechnen, dabei treten Schneeverwehungen auf (Sturm).
Offiziell beginnt die Winterreifenpflicht in Österreich zwar erst am 1. November, ich rate jedoch JEDEM, der kommende Woche im Alpenraum unterwegs ist, sich seine Winterreifen aufzuziehen. Schneeketten für die wichtigsten Alpenpässe in den Nordalpen (Fernpass, Achenpass, Seefeld,...) sind ebenfalls ein wertvolles Utensil.
Der Übeltäter für den verfrühten Wintereinbruch (klimatologisch gesehen sollten jetzt die Südwetterlagen mit Föhn überwiegen) ist in dem infraroten Satellitenbild oben zu suchen.
Es zeigt die Wolkenverteilung im Atlantik- und Europaauschnitt. Je heller, desto höher sind die Wolken. Die weißen Kleckse über dem südlichen Mittelmeer sind Gewitterwolken. Das Tiefdruckgebiet, das uns den Wintereinbruch beschert, befindet sich südlich von Island und weist bereits einen okkludierten Zustand (pink = Okklusionsfront) auf. Mit ein Grund, weshalb die uns in der Nacht zu Montag erreichende Kaltfront so wetteraktiv ausfallen wird, ist die Warmfront im eingekreisten Bereich. Sie ist zur besseren Übersicht gekennzeichnet und gehört zu dem Tiefdruckgebiet weiter westlich. Die Warmfrontschuppe zieht in den kommenden Stunden rasch südostwärts (Ursache für die hohe Zuggeschwindigkeit sind starke Höhenwinde bis über 200 km/h in 9000m Höhe) und dockt dabei an das ebenfalls südostwärts voranschreitende Islandtief an, dabei wird ein Teil der Warmfront zur Kaltfront umfunktioniert:
Sonntag mittag, 14.00 MESZ: Warmfront über Frankreich, Kaltfront über England.
Sie erfüllt zwei wichtige Voraussetzungen für ergiebigen Kaltfrontniederschlag:
* Warme Luft kann mehr Feuchte aufnehmen als kalte Luft
* Der Luftmassengegensatz zwischen Warmfrontschuppe und nachströmender Kaltluft (= Kaltfrontteil) verschärft sich nochmals
Hohe relative Feuchte und ein starker horizontaler Temperaturunterschied sind jedoch nicht die einzigen Faktoren, die für starke Niederschlag wichtig sind. Die Luftmasse muss auch gehoben werden, damit sich die Luft abkühlen, den Taupunkt (d.h. die Lufttemperatur bei 100% relative Feuchte) erreichen und Wolken/Niederschlag bilden kann.
Die Hebung (= aufsteigende Luftmassen) wird durch die außerordentlich günstige Lage im Strömungsfeld in der Höhe erreicht, die oben zur Verdeutlich beschriftet ist. Dargestellt ist das Strömungsfeld in ca. 9000m Höhe. Farbig ist die Windgeschwindigkeit in Knoten (Knoten *2 - 10% sind etwa km/h), gültig ist die Karte für Montag, 12. Oktober 2009, 08.00 MESZ. Über dem Ostatlantik befindet sich ein Hochdruckgebiet, über der Ostsee ein Tiefdruckgebieten, dazwischen weht der Nordwestwind mit über 200 km/h, der Fachbegriff dafür ist Strahlstrom (Jetstream), die schwarze dicke Linie markiert den Verlauf der Jetstream-Achse. Um es kurz zu machen, der zentrale Nordalpenraum (eingekreist) liegt im Ausgangsbereich dieses Jetstreams und zwar nordöstlich der Achse mit Nähe zu dem Tiefdruckgebiet, was förderlich für eine hohe Wetterwirksamkeit der Kaltfront ist.
Der Ablauf des Kaltlufteinbruchs:
In den Sonntag Nachmittag- und Abendstunden verdichtet sich die Bewölkung nördlich des Hauptkamms, vermehrt ziehen hohe und mittelhohe Wolkenfelder auf, aus denen länger anhaltender Regen fällt. Die Schneefallgrenze liegt in der ersten Nachthälfte noch bei 2500-2800m. In der zweiten Nachthälfte überquert die Kaltfront rasch den gesamten Raum nördlich des Hauptkamms, die Schneefallgrenze sackt dabei von 2500m auf 1500m ab. Im Vorfeld der Kaltfront weht starker bis stürmischer Südwest- bis Westwind in den Hochlagen, mit der Kaltfront selbst treten bis in tiefe Lagen Sturmböen auf, im Alpenvorland sind auch Gewitter nicht auszuschließen.
Südlich des Hauptkamms bleibt es nordföhnbedingt weitgehend trocken, dort sind im Nordföhn selbst aber in prädestinierten Tälern Sturmböen möglich.
Am Montag selbst treten von der Ostschweiz übers Karwendel bis zum westlichen Niederösterreich an der Alpennordseite teils längeranhaltende und ergiebige Stauniederschläge auf, die zunehmend bis auf 1200m herab als Schnee fallen, nördlich des Inns auch bis 800m herab je nach Niederschlagsintensität. Im gesamten Alpenraum weht stürmischer Nordwind, in exponierten Lagen sowie bei Nordföhn (z.B. auch im Inntal bei Innsbruck) sind Sturmböen über 80 km/h zu erwarten.
Am Dienstag ziehen sich die Stauniederschläge allmählich auf ein Gebiet Vorarlberg - Salzkammergut zurück, außerhalb sind sie unergiebig. Die Schneefallgrenze bewegt sich untertags zwischen 700m und 1100m. Nordföhn und stürmischer Nordwind in den Hochlagen bleiben weiterhin ein Thema. In der Nacht zu Mittwoch kann es aus jetziger Sicht bis auf 500m herab schneien.
Der weitere Trend schaut jahreszeitgemäß zu kalt aus, nachts frostig, tagsüber nur wenig über Null ist das Szenario, das beide führenden Mittelfristmodelle (GFS und EZMWF) derzeit präsentieren, auch wenn es naturgemäß ab Mittwoch größere Unsicherheiten gibt.
Die Neuschneesummen hängen von der Ergiebigkeit der Niederschläge ab, für die Zugspitze werden von Montag bis Mittwoch von dem Mix der Modelle (EZMWF, GFS, GME) beispielsweise 100 l/m² als Schnee vorhergesagt, also rund 100-150 cm, bei -5 bis -12°C.
Gruß,Felix
PS: Kartenquellen:
www.satreponline.org
www.wetterzentrale.de
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