Gefahr durch Mikroplastikmüll

Der Plastikmüll, der durch die Ozeane treibt, wird schon seit über einem Jahrzehnt beobachtet und untersucht. Ein Wissenschaftlerteam entdeckte nun eine neue Quelle von Plastik in den Meeren: Textilien aus Fleece und anderen Kunststofffasern, die etwa in besonderer Sportbekleidung verwendet werden.

Der Meeresbiologe Mark Browne vom University College in Dublin in Irland warnte besonders vor den Mikropartikeln aus Plastik - im Durchmesser kleiner als ein Millimeter -, die in die Meere und dadurch auch in die Nahrungskette gelangen können. Diese Partikel machen laut Browne mehr als 65 Prozent des Plastikmülls aus. Die möglichen toxikologischen Auswirkungen auf Tiere, die dieses Material aufnehmen, seien noch wenig erforscht.

In einer aktuellen Studie, die in der November-Ausgabe des Fachjournals „Environment and Technology Journal“ veröffentlicht wird, zeigt Browne, dass Fleecekleidung bei jedem Waschgang rund 2.000 winzige Kunststofffasern verliert. Diese werden von den wenigsten Sieben in der Waschmaschine und in Kläranlagen aufgefangen und gelangen dadurch vom Abwasser in die Meere.
Kein Strand frei von Kunststofffasern

Kein einziger der 18 in sechs Kontinenten getesteten Strände war frei von synthetischen Fasern. Besonders stark war die Konzentration rund um große Städte, die den meisten Müll absondern. Auch in den untersuchten Kläranlagen stellte Studienautor Browne eine hohe Konzentration von Kunststofffasern fest. Die Erklärung fanden die Wissenschaftler bei einem eigenen Test. Dabei wurden Textilien aus Kunstfaser mehrmals in Waschmaschinen privater Haushalte gewaschen und danach das Abwasser analysiert.
Verschmutzter Strand in Rio de JaneiroAP/Felipe DanaPlastikmüll - groß und in Millimetergröße - ist an allen Stränden zu finden

Insbesondere bei Fleecekleidung, die selbst oft aus Recylingstoffen wie gebrauchten PET-Flaschen hergestellt wird, seien besonders viele Fussel verloren gegangen, erklärt Browne. Er vermutet daher, dass ein großer Teil des Mikroplastikmülls über Waschmaschinen in Kläranlagen und Meere gelangt.
Plastikteile gelangen in Muscheln

Die Auswirkungen auf das Ökosystem in den Meeren seien noch unklar, so Browne. Umweltexperten befürchten aber, dass die mikroskopischen Plastikfasern marines Leben potenziell schädigen könnten. Frühere Studien etwa zeigten, dass kleine Plastikteile etwa in Muscheln gelangen können. Zudem besteht die Gefahr, dass sich auf dem winzigkleinen Müll Giftstoffe wie das Insektizid Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) sammelt.

Es seien bereits Hersteller kontaktiert worden, ihre Textilien auf Widerstandsfähigkeit und deren Potenzial, Plastik abzuwerfen, zu untersuchen. Aber es habe sich niemand gemeldet, sagte Browne gegenüber dem Wissenschaftsportal Discovery News.

quelle: http://orf.at/stories/2086419/2086421/