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Regelwerk für die Benutzung des Forums Gipfeltreffen

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Wer gegen geltendes Recht verstößt, wird im Ernstfall von uns zur Anzeige gebracht.

12) Information

Die Forumsbetreiber behalten sich das Recht vor,
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Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

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  • Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

    Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)


    Paolo und Feo.jpg
    Paolo Leoni und Graziano Maffei (Feo)

    Der legendäre Bergsteiger aus Rovereto hat relativ spät, im Alter von 25 Jahren, zu klettern begonnen. Ausgebildeter Mechaniker. Als Geschäftsführer einer Baufirma konnte er nur am Wochenende in die Berge. Im Sommer Klettern, im Winter Schitouren (als Pionier mit dem Snowboard!). Er war Teil der legendären Seilschaft Graziano Maffei - Mariano Frizzera - Paolo Leoni, die in den 1970er und 1980er Jahren viele der bedeutendsten Routen in den Dolomiten eröffnet hat (darunter die legendäre "Via della Cattedrale" an der Marmolata). Er war ein außergewöhnlicher Freikletterer. So gelang es ihm, mit 60 Jahren ein Sportkletterprojekt abschließen, das bisher noch nicht wiederholt wurde. Es wird als 8c eingeschätzt. Mit 70 Jahren war er immer noch im Schwierigkeitsgrad 8a unterwegs. Über seine Leistungen hat er nie groß berichtet. Er verunglückte unter ungeklärten Umständen im Klettergarten von Castellano.

    Quellen:
    http://www.planetmountain.com/it/not...o-dal-pra.html
    http://www.today.it/sport/morto-paol...alpinista.html

    Die legendäre Dreierseilschaft in der Marmolata.jpg
    Die legendäre Dreierseilschaft an der Marmolata

    Dem italienischen Ausnahmekletterer Pietro Dal Prà gelang 2004 die erste freie Begehung der "Cattedrale". Über diese Begehung hat er einen Kurzfilm zusammengestellt, der beim Festival die Trento außer Konkurrenz gezeigt wurde. In Folge führte Dal Prà folgendes Interview mit Paolo Leoni und Mariano Frizzera:

    Paolo, wann hast Du mit dem Klettern begonnen?
    Ich glaube 1967 oder 1968, vor der Geburt von Piero (Anm.: der Sohn von Paolo Leoni). Ein Freund hat mich nach Castellano mitgenommen, einer der Klettergärten von Rovereto (und Carla – die Frau von Paolo – fügt lachend und seufzend hinzu "Genau, und danach waren es alle Sonntage im Leben…").

    Nach wie vielen Jahren hast Du, in 6 Tagen und im Alpinstil, mit Sergio Martini und Tranquillini die "Via del Diedro" an der Marmolata eröffnet, die bis heute nicht wiederholt ist?
    Ich weiß nicht, vielleicht war es 1974… (und er schaut hilfesuchend zu Mariano, ein wandelndes Lexikon der Daten, für eine Bestätigung…)

    Ein ordentliches Niveau für diese Epoche! Aber bist nur an den Sonntagen im Sommer geklettert?
    Ich hatte verstanden, dass das nicht genug war. Seit den ersten Jahren (Ende der 1960er), vor dem Sommer und nach der Arbeit, habe ich einen Rucksack mit Steinen gefüllt und bin zu einer kleinen Wand hier gleich in der Nähe. Ich bin ungesichert hinauf und hinunter (die Wand ist 12 bis 15 Meter hoch) und hin und her bis ich die Hände nicht mehr öffnen konnte.

    Und dann, ab in die Dolomiten…
    Alle Wochenenden vom Frühling bis in den September haben wir in den Bergen verbracht. Es war Feo, der die Linien der Neutouren gefunden hat. Er hat sich die Wände auch im Winter angeschaut. Mit dem Schnee, der an den Schwachstellen liegen geblieben ist, erkannte er die logische Linienführung. Zu Sommerbeginn, bei schlechtem oder schönem Wetter und auch noch bei Schnee haben wir dann Materialtransporte unter verschiedene Wände gemacht. So waren wir bereit wenn die Bedingungen dann gepasst haben. Und je nachdem sind wir hierhin oder dorthin gegangen. Wir eröffneten ca. 3 Routen pro Jahr. Aber ich habe recht spät mit Feo und Mariano zum Klettern begonnen…
    Mariano meldet sich zu Wort…
    Ja, mit Feo waren wir gerade dabei, eine Route an der Su Alto rechts der Verschneidung zu eröffnen. Hundert Meter unterm Ausstieg ist mir ein Sticht-Bohrhaken ausgebrochen und ich bin auf einen kleinen Absatz (der erste in der Route…) gefallen und habe mir beide Beine gebrochen. Der "Abstieg" war dann eine besondere Erfahrung: eineinhalb Tage, in denen ich mich in allem mit den beiden gebrochenen Beinen arrangieren musste. Zu Hause musste ich dann dennoch arbeiten. Und dafür habe ich mir dann zwei Beinschienen aus Eisen gebaut, mit denen ich stehen konnte. Ich stand am Arbeitstisch ungefähr so… mit steifen Hosenbeinen, die ich darüber gezogen hatte. Feo sah überhaupt keine Probleme und bestand darauf, dass wir auf die Su Alto mit den beiden Beinschienen zurückkehren.
    Er sagte "Komm, ich helf' Dir. Machen wir die Route fertig. Komm schon.". Aber ich wollte nichts davon hören, so in die Wand einzusteigen. Eines Abends hat er dann wie ein geprügelter Hund bei mir vorbeigeschaut. Ich war gleich besorgt, weil so etwas war man von ihm nicht gewohnt. Er hatte nicht den Mut mich zu fragen, ob er die Route mit Leoni könnte, mit dem wir bisher noch nicht einmal geklettert waren. Als es mir letztendlich gelungen ist, ihn zu fragen, bin ich in Lachen ausgebrochen… "Aber natürlich Feo, marsch marsch!" Ich war glücklich, dass er den Traum vollenden konnte, an dem er so hing. Und ich war glücklich, dass er das mit Paolo machte. Seit damals sind wir immer zu dritt gegangen.

    Paolo, wenn ich mir Fotos anschaue und auch die von Dir konstruierte Ausrüstung, dann ist klar, dass Ihr der Zeit um Einiges voraus wart… Die Ausrüstungsgegenstände, die man damals nur in Amerika benutzte, hast Du die gesehen gehabt? Oder hast Du sie erfunden… aus dem nichts?
    Ich habe nie etwas gesehen und auch von niemanden gehört, der andere Sachen benützt hätte als Normalhaken und Keile. Aber ich war ausgebildeter Mechaniker und arbeitete in einer Werkstatt. Es war normal, dass dort auch alleine auftauchte.
    Aber auch danach, als Sitzgurte und Friends aufkamen, hast Du weiter alles in der Werkstatt gemacht…
    Freilich, weil z. B. die Friends, die verkauft wurden, nicht gut waren. Sie hatten viel zu weiche Federn und waren nicht stabil im Fels. So habe ich jene bevorzugt, die ich mir selber machte… und auch der Sitzgurt, den ich mir genäht habe, war bequemer als jene im Handel.

    Auf einem Foto habe ich gesehen, dass Ihr einen Haulbag benutzt habt. Ich dachte, der wurde zuerst im Yosemite verwendet…
    Mariano: Wir sind mit Haulbag erstmalig 1979 in der "Karol Wojtyla" geklettert. Wir hatten verstanden, dass es unmöglich war, alles Material am Rücken zu transportieren. Aber den ersten hatte bereits Armando Aste in der "Ideale" an der Marmolata verwendet. Den hat er sich aus LKW-Planen gemacht. Das einzige Material, das am Fels rutschte ohne sich allzu sehr zu verklemmen und das nicht kaputt ging. Wir haben das ein wenig kopiert…

    Also war er ungefähr so wie er auch heute benutzt wird… Ich habe auch bemerkt, dass Ihr über dem Sack einen großen umgedrehten Trichter aus Plastik angeordnet habt, damit sich der Haulbag nicht verklemmt. An so etwas habe ich letztes Jahr auch gedacht, aber dann habe ich's nicht versucht…
    Paolo: Ja, aber Du musst den oberen Rand des Trichters abschneiden, dami ter sich nicht selber Verklemmt.

    … Danke. Und habt Ihr auch die Haken selbst gemacht…
    Paolo: Ja, in 3 Größen und in unterschiedlicher Härte. Aber ich war mit den Haken kein Spezialist.
    Mariano: Ja, Feo konnte nageln… Paolo hingegen hat nur sehr wenige Haken geschlagen. Wir haben ihm von unten zugerufen "Schlag einen Haken! Komm schon, schlag einen rein!" Und er oben sagte immer, wenn er zum Hakenschlagen stehenbleiben würde, hätte er weniger Kraft um die Passage fertig zu bringen… So nutzte er eher schnelle Zwischensicherungen aus seinem Eigenbaufundus, oder… nichts… und Kraft hatte er immer genug. Paolo kletterte bereits frei und man nannte uns die Zimmerer der Dolomiten.

    Und die Geschichte mit dem Snowboard Paolo, wie war das damals? Auch damit warst Du früh dran…
    Paolo: Die Boards gab es damals in Italien noch nicht. Ich habe ein Foto in einer amerikanischen Schi-Zeitschrift gesehen. Das hat mir sofort gut gefallen und so habe ich mir eines aus Holz und Laminat gebaut. Mit Piero (Anm.: der Sohn von Paolo) haben wir es auf den Wiesen hinter dem Haus ausprobiert. Aber ohne Technik, die wir imitieren konnten, ist uns das am Anfang nicht besonders gut gelungen. Ich erinnere mich, dass ich auch probiert habe, an die Unterseite eine vertikale Flosse zu montieren, eine Art Seitenruder. Ich dachte, das würde helfen, das Gleichgewicht zu halten. Aber auch so hatten wir keinen Erfolg. In Wirklichkeit wussten wir nicht, wie man mit einem Board fährt. Ich habe die Flosse weggeschnitten und langsam haben wir's gelernt. Ich erinnere mich noch an die ersten Male, als ich nach einiger Übung hinterm Haus mit dem Gerät auf die Piste ging. Die Liftwarte ließen mich nicht einmal den Lift benützen…

    Und so auch im Winter…
    Paolo: Wir waren jeden Sonntag unterwegs. Normalerweise sind wir eine Gruppe. Alle Schitourengeher und ich mit meinem Snowboard und Kurzschi, die ich mir für den Aufstieg gemacht habe. Auch die Schischuhe habe ich selbst gemacht. Wir wissen immer wo der beste Schnee ist und fahren teilweise auch bis nach Österreich. Aber auf der Piste ist es viel zu langweilig. Da war ich vorgestern, aber nur um meiner Enkelin Schifahren beizubringen.

    Und vom Fels unter den Händen im Sommer und dem Schnee unter dem Snowboard im Winter, was gefällt Dir besser?
    Paolo: Auf jeden Fall das Snowboarden im Winter… Feo hatte Recht, es ist ein unmittelbareres Vergnügen.

    Ich muss zugeben, dass ich mir eine andere Antwort erwartet hätte… und ich stelle mir vor, dass Du auch am Schnee nicht schlecht unterwegs bist… (Paolo lächelt).

    (Teil 2 folgt)

  • #2
    AW: Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

    (Interview Teil 2)

    Und Du Mariano, Du hast mir einmal gesagt, dass Du weniger Zeit zum Klettern hattest…
    Mariano: Ja, ich habe auch samstags gearbeitet und bin einige Male erst in der Nacht zu Paolo und Feo nachgekommen. Auch direkt in die Wand. Einmal hatten sie mir eine Ansichtskarte des Sass de la Crus gegeben. Dort war ich noch nie. Sie haben das Band in der Wand angezeichnet, auf dem sie biwakieren wollten. Ich bin am Abend nach der Arbeit in Rovereto losgefahren und als ich am Wandfuß ankam, war es bereits Nacht. Ich bin den ganzen Vorbau seilfrei hinauf, in der Hoffnung, auf der richtigen Linie zu sein. Um Mitternacht habe ich die beiden auf dem Band erreicht. Alles nur dafür, am Sonntag mit ihnen gemeinsam klettern zu können. Es kam auch vor, dass ich nach derartigen Aktionen am Montag in der Früh direkt vom Berg in die Arbeit kam.

    Ihr wart also praktisch fürs Klettern verheiratet. Episoden der "Untreue"?
    Mariano: Im Winter 1970 hat mich Sergio Martini gefragt, ob ich gemeinsam miti hm und Tello Ferrari eine Winterbegehung der Aste-Verschneidung am Crozzon di Brenta machen wollte. Feo kletterte im Winter nicht. Er litt an der Kälte und war ins Schibergsteigen verliebt. Ich habe ihn gefragt, was er darüber dächte. Und er, enthusiastisch wie immer: "Geh, geh Mariano. Und Du bringst die beiden wieder gut zurück…"
    Also sind wir aufgebrochen. Der Winter 1970 war eisig und mit viel Schnee. Beim Klettern war ich immer der letzte und habe das Material transportiert. Dann am Abend bereitete ich für die anderen den Biwakplatz vor, stellte das Zelt auf und bereitete etwas zum Essen vor. Den ersten Abend probierte ich mit ihnen im Zelt zu schlafen. Aber es war viel zu eng. Also bin ich dann die zweite Nacht und die weiteren vier draußen geblieben. Aber ich war nicht sehr kälteempfindlich.

    Wie, war Dir nicht kalt…? Aber einen Schlafsack hattest Du schon? Und wie kalt war es denn?
    Mariano: Was für ein Schlafsack… Ich habe mir eine Daunenjacke von Armando Aste ausgeliehen. Das war für die damaligen, armen Zeiten bereits ein Luxus und sie erschien mir richtiggehend heiß. Wie auch immer, die Temperaturen lagen in den ersten drei Tagen immer zwischen -25 und -30 °C. Danach ist es ein wenig wärmer geworden, dafür wurde das Wetter schlecht. Am dritten Tag hat Tello den Kocher fallen gelassen und so haben wir die restlichen drei Tage nichts mehr getrunken und gegessen. Wir hatten nur Lutschtabletten mit Ergänzungsmitteln. Die haben wir iim Mund mit ein wenig Schnee aufgelöst. Damals habe ich erstmals verstanden, aus welchem Holz Sergio Martini geschnitzt war. Damals war er zwanzig Jahre alt und ist alles vorgestiegen. Bei diesen Temperaturen und mit all dem Schnee. Am Gipfel war er müde. Tello auch. Die Kälte hatte ihnen ein wenig den Nerv geraubt. Beide hatten Erfrierungen an den Füßen. Mir hingegen ging es gut und so habe ich die gesamte Abseilerei mit den Doppelseilen über die Nordkante vorbereitet. Vom Gipfel bis zur Hütte brauchten wir einen ganzen Tag. Zuerst mit dem Doppelseil, dann haben wir durch eineinhalb Meter Neuschnee gespurt.

    Auf mich wirkt das alles reichlich… extrem. Aber woher hast du diese körperliche und mentale Widerstandskraft?
    Hm, ja, es war eine schöne Kletterei. Es hat uns sogar Messner angerufen, um uns zu gratulieren. Für mich aber war das ziemlich normal. Schau, ich war durch ein hartes Leben geprägt. Ich bin 1939 geboren und meinen Vater habe ich bis 1945 nicht zu Gesicht bekommen. Bis er aus dem Krieg zurückgekommen ist. Wir waren die ärmste Familie im Dorf. Wir hatten nichts. Als Kind habe ich Zementsäcke abgeladen und ein ordentliches Stück transportiert. Für diese Arbeit habe ich eine Mahlzeit am Tag bekommen. Mit 15 Jahren habe ich mich das erste Mal satt gegessen. Und ich war auch an ein wildes Leben gewöhnt.

    In welchem Sinn…?
    Mit acht Jahren habe ich begonnen, alleine auf alle Berge des Tals zu steigen. Ich bin von zu Hause ausgerissen und machte auch große Touren… Danach, wenn ich zurückgekommen bin, hat es dann ordentlich Hiebe gesetzt… Ich erinnere mich, dass ich mit 14 das erste Mal alleine in einem Wald am Berg übernachtet habe… Was für eine Angst, aber auch was für ein Gefühl des Staunens und der Neugierde für diese Art von Sachen… Später, als ich schon zu klettern begonnen hatte, was willst Du mehr, als dass Du kein Essen brauchst oder unvorhergesehen biwakieren kannst… Ich erinnere mich noch an das erste Biwak, in der Cassin in der westlichen Zinne, mit Feo. Er war etwas aufgeregt, für mich war das normal. Später haben wir sicherlich hundertmal gemeinsam biwakiert.

    … Und Schlafsäcke hast Du kaum verwendet…
    Mariano: Niemals, nur in den letzten Jahren an der Marmolata hatte ich einen Nylon-Biwaksack.

    Ist das der Grund, dass ich Dich immer, auch im Winter, barfuß mit Sandalen sehe?
    Schuhe habe ich als Kind nur wenige gehabt. Auch auf den Berg bin ich viel barfuß gegangen. Das macht mir auch jetzt noch Spaß. Es ist eine Freude, die ich sogar einer meiner Töchter weitervererbt habe.

    Mariano, ist Dir Deine körperliche Stärke eigentlich bewusst?
    Hm, ich habe schon gemerkt, dass wenn es schwere Lasten zu tragen gab, mein Rucksack anders war als die der anderen… Aber ich habe Dir ja schon gesagt, ich war daran gewöhnt. Mit 14 Jahren wog ich 50 Kilo und konnte mehr als einen Doppelzentner Mehl tragen (Anm.: im Original "un quintale e tre"; das sind mehr als 100 kg). Das war aber natürlich schon anstrengend. Nur, anstatt aufzugeben wäre ich eher gestorben. Und so war es auch am Berg. Die Kameraden sagten, dass Mariano keine Anstrengung oder Kälte spürt. Aber das war nicht wahr. Nur die Schmerzgrenze war hoch. Aber objektiv betrachtet war ich immer gesund und körperlich stark.
    Bevor ich zu klettern begonnen habe, gab es bei den Jugendspielen als Preise Brot und Mortadella. Konnte ich einer derartigen Chance widerstehen? Ich hatte Schuhgröße 38 und besaß keine Turnschuhe. Ein Freund aus dem Dorf hat mir welche geliehen. In Größe 43. Ich habe sie mit Zeitungspapier ausgefüllt und den 10.000 Meter-Lauf versucht. Ich bin diese Strecke nur einmal in meinem Leben gelaufen, in 34 Minuten… und nur für ein Essen…

    Zumindest musstest Du bei dieser körperlichen Konstitution nicht viel trainieren…
    Trainieren? Die Arbeit, mit all den Werkzeugen in der Hand, den ganzen Tag, das war wirklich ein gutes Training. Die einzige Sache, die ich als spezielle Vorbereitung machte, war Schwimmen.
    Als in der Nähe ein Schwimmbad eröffnet wurde, war das eine gute Möglichkeit. Oft bin ich im Sommer nach der Arbeit dorthin gegangen um ca. 100 Längen zu schwimmen. Das Wasser gefiel mir und so wurde ich auch Bademeister. Später habe ich auch Windsurfing entdeckt.

    Und dann am Berg, Du und Feo, und dann auch Paolo, war Euch eigentlich bewusst, dass Ihr die härtesten Felsklettereien der Alpen eröffnet habt?
    Feo hatte keine Ahnung davon. Für ihn war es undenkbar, an der Spitze zu stehen. Und es war ihm auch gleichgültig. Mir auch. Aber als wir 1979 die Wojtyla eröffnet hatten, habe ich ins Buch in der Hütten geschrieben, dass es sich um eine der schwersten Dolomitenrouten handelt. Die anderen harten Routen hatten wir praktisch alle wiederholt. Und sie erschienen mir leichter.
    Es wurde behauptet, dass unsere Routen im klassischen Schwierigkeitsbereich wären. Renzo Corona hat nach einer Wiederholung der Cattedrale gesagt, dass dies eine Route mit einem neuen Schwierigkeitsniveau im Vergleich zu den existierenden Dolomitenklettereien war.
    Wie auch immer, ich war mir der Fähigkeiten von Feo und Paolo bewusst. Der erste war stark im Freiklettern und im technischen Klettern. Der zweite vor allem beim Freikletteren. Außerordentlich! Ich war nur beim technischen Klettern vergleichbar gut. Als Handwerker hatte ich eben eine gute Handfertigkeit. Mit dem Hammer war ich präzise, in jeder Position, egal ob mit der rechten oder mit der linken Hand.

    Mariano, Du bist nur 5 Jahre in die Schule gegangen, hast aber eine allgemeine und vertiefte Bildung, wie sie nur wenige besitzen. Wo hast Du die Zeit zum vielen Lesen gefunden? Neben der Arbeit, vom Morgen bis zum Abend, von Montag bis Samstag, neben den Bergen am Sonntag und neben der Familie?
    Das war und ist ein unwiderstehliches Vergnügen. Ich hatte nie das Bedürfnis, viel zu schlafen. So habe ich am Abend und nachts gelesen… Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich gerne studiert. Alles. Wenn ich lese, nehme ich alles im Kopf auf und vergesse es nicht mehr.
    Wie kann man die großen russischen Autoren nicht schätzen… oder den sechsten und sechsundzwanzigsten Gesang aus Dantes Inferno (und er beginnt einen davon aus dem Gedächtnis zu rezitieren… und ich werde jetzt dann mein Maturazeugnis verbrennen). Ich liebe Geschichte und Literatur und kenne sie gut, aber meine Stärke wäre die Mathematik gewesen. Auch die reine Mathematik. Meine Töchter haben das Gymnasium abgeschlossen, aber wenn es ums Rechnen geht, kommen sie zu mir.

    Vermisst Du etwas?
    Mariano: Nicht wirklich... Ich weiß nicht. Die einzige Sache, die ich wirklich vermisse, ist… die Zeit. Mir hätte der Alpinismus an den großen Bergen gefallen, die Expeditionen. Das einzige Mal, das ich verreist bin, in Patagonien, war wirklich schön. Es hat mir gefallen mit allen Kameraden der Expedition, ich hatte keine Probleme mit der Anstrengung, den Märschen, den schweren Rucksäcken oder der Kälte.

    War auch Feo dabei?
    Ja, mit seinem gewohnten Optimismus, auch im schlechten patagonischen Wetter. Schau, Graziano war immer und über alles enthusiastisch. Probleme existierten nicht. Am Tag danach sollte immer die Sonne scheinen. Du machst Dir keine Vorstellungen, wie viele Male wir im Regen in Rovereto aufgebrochen sind, um unter einer Wand zu biwakieren und am Morgen durchnässt aufgewacht sind… Aber das wichtigste war, aufzubrechen…

    Und der Kontakt mit anderen Alpinisten?
    Feo und ich, und dann mit Paolo, wir waren so etwas wie eine geschlossene Seilschaft. Wir waren ungefähr immer nur wir drei. Das war keine a priori Wahl, aber wir einfach ein eingespieltes Team und es hat für uns so gut gepasst. Paolo und Feo waren verschieden, sowohl im Lebensrhythmus, als auch beim Klettern. Paolo war super effizient und immer schnell. In der Früh war er immer der ersten, der aufgewacht ist und zum Aufbruch drängte. Feo war fauler, schlampig, ein Chaot, aber immer entspannt. Ich auch… nach einer vollen Arbeitswoche, stell Dir vor mit welcher Lust Du am Sonntagmorgen in der Wand früh aufstehst… Wenn es technische oder taktische Entscheidungen zu treffen gab, war das immer Feos Angelegenheit. Wie auch immer, für ihn waren alle Alpinisten stark. Immer besser als wir.
    Einmal in der Su Alto wiederholten wir die Livanos. Hinter uns sind zwei französische Burschen aufgelaufen, die es eilig hatten. Und Feo "Mariano, lassen wir die beiden vorbei, die haben's drauf." Ich war nicht begeistert, aber wir haben sie vorbeigelassen. Dann sind die beiden unglaublich langsam geworden und haben uns auch noch einen Steinschlag ausgelöst, der Feo am Kopf getroffen hat. Ich habe ihn notdürftig verbunden aber es war schon spät und wir mussten biwakieren. Am nächsten Morgen sind wir unter 20 cm Neuschnee mitten im Schlechtwetter aufgewacht. Feo war ruhig und quasi erleichtert: "Mariano, gut dass wir die beiden Burschen vorbei gelassen haben. Sie hatten nichts zum Biwakieren mit. Stell dir vor, in was für einem Schlamassel die jetzt wären…" und dann mit Blick nach Westen und mit besorgter Miene "Armer Armando und Franco, die an der Marmolata unterwegs sind. Hoffen wir, dass bei ihnen alles ok ist…" Ich wollte schon sagen "Aber Feo, und wir? Siehst Du, wo wir sind!?" Aber sein Optimismus war derart entwaffnend, dass Dir die Worte einfach fehlten…
    Hin und wieder habe ich ihn aufgezogen: "Feo, Du bist ein Kind geblieben… Du bist nie erwachsen geworden…" Weil seine Gutherzigkeit und sein absolutes Vertrauen in alle grenzten an Naivität. Stell Dir vor, er hat nie Schlösser versperrt. Er sagte, das wäre so als ob man die Diebe jemand anderem ins Haus schickte…

    Und war er eher ein zäher Kerl?
    Zäh? Ich würde eher sagen, stur. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es keine Möglichkeit, ihn davon abzubringen. Aber das war für uns ein Glück. Er war ein Zugpferd. Für ihn war das Glas immer halb voll und so hat er uns immer überzeugt, aufzubrechen.
    Zum Beispiel, jedes Mal wenn wir zur Marmolata gingen, Jahr für Jahr, unter der Wand schaute er immer hinauf zum Pfeiler rechts von der Vinatzer und träumte: "Schau! Da ist sie. Die perfekte Linie! Früher oder später machen wir sie" und dabei schaute er uns hoffnungsfroh an. Wir waren eher skeptisch. Dort ist dann die Via della Cattedrale entstanden. Für mich ist das DIE Route der Wand. Auch deshalb hat sie diesen Namen.

    War Feo das Zugpferd nur für Euch beide?
    Nein, absolut nicht. Du machst Dir keine Vorstellungen, wie viele Leute mit dem Bergsteigen begonnen haben wegen Feo. Er brachte Freunde mit zum Klettern im Sommer und zum Schifahren im Winter. Allen hat er seine große Leidenschaft mitgegeben, immer verbunden mit gesunden, humanen Werten. Abgesehen von seinen technischen Fähigkeiten in der Wand war Feo wahrscheinlich der wichtigste Exponent des Alpinismus in Rovereto. Zumindest in jenen Jahren. Seine Persönlichkeit, so stark, positiv, offen und rein hat eine tiefe Prägung im gesamten Umfeld des Alpinismus hinterlassen.

    Eine Prägung, die man auch heute noch sehr spürt, wie mir scheint…
    Mariano: Wenn man von ihm spricht, kommt es mir so vor, als o ber noch hier wäre. Mit seinem Lachen und seiner Lebenslust. Und ich bemerke, dass viele das selbe empfinden.
    An dem Tag, an dem er starb, fehlte mir ein Teil von mir. Heute bin ich Gott dafür dankbar, dass ich so viel meines Lebens mit Feo teilen konnte.

    Eine letzte Frage, die auch ein wenig mich betrifft. Wie war es, Bilder aus Eurer Route in der Marmolata wieder zu sehen?
    Paolo: Als ich Dich aus dem Dach aussteigen sah, wie Du den Henkel genommen hast und einen Freudenschrei ausgestoßen hast… An diesen Griff erinnere ich mich gut. Als ich ihn damals genommen habe, habe ich auch geschrien. Zu Feo. Ich spürte, dass die Sache damit gelaufen war. An diese Route erinnere ich mich gut. Als ich den Film gesehen habe, fühlte ich mich wieder dort.
    Mariano: Neben dem Faktum, dass Du über uns berichtet hast – und das hat uns schon Freude gemacht, diese Route wiederzuerleben und so über sie zu berichten – hast Du uns ein Stück des Lebens von damals in Erinnerung gerufen. Das war ein guter Vorwand, die Atmosphäre wieder zu spüren, die wir damals erlebt haben. Feo und die Berge wieder zu spüren. Für uns war es wunderschön…

    Vielen Dank für alles.

    Kommentar


    • #3
      AW: Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

      Danke für diese äußerst interessanten Porträts
      up we go!

      Kommentar


      • #4
        AW: Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

        Sehr interessant, danke fürs Übersetzen.
        "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

        https://www.instagram.com/grandcapucin38/

        Kommentar


        • #5
          AW: Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

          Das hab ich gerne gelesen...

          Was für (Bergsteiger-)Leben, und was für Freude am Bergsteigen. Aber was für ein zähes Volk....

          Kommentar


          • #6
            AW: Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

            Herzlichen Dank für den Bericht und die Mühe die du dir da mit dem Übersetzen gemacht hast, leider weiß man in unseren Breiten sehr wenig über diese Urgesteine der Dolomiten, wunderbar zu lesen, danke nochmals und liebe Grüße!
            .....Beteiligung stillgelegt....und immer gsund heimkommen!

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            • #7
              AW: Paolo Leoni (* 21.9.1942, + 11.9.2016)

              Faszinierend, auch von mir ein Danke für das posten

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