in ricordo di Pauli (V-), Südwestlicher Parzinnturm, 2590m, Lechtaler Alpen

[placeboi]

Auf der falschen Route ins Glück – das war mein Arbeitstitel für diesen Bericht. Obwohl es die Anzahl der Hits wahrscheinlich verringert, habe ich mich für den informativeren Titel entschieden.

Eineinhalb Tage Zeit, Lust zu klettern und instabiles Wetter waren die Ingredienzien für die Tour. Nach dem, was ich im Lechtaler Alpen Kletterführer gelesen hatte, sollte das Gebiet um die Steinseehütte unter diesen Umständen geeignet sein. Also stiegen wir gestern Nachmittag von der Alpe Alfuz zur Steinseehütte auf. Auf dem Weg zur Hütte überzeugte ich Franzi schnell davon, die Gusta zu klettern. Wie der Threadtitel schon erahnen lässt, sollte dieses Vorhaben grandios scheitern. Ein paar Impressionen vom Hüttenaufstieg:
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[placeboi]

AW: in ricordo di Pauli (V-), Südwestlicher Parzinnturm, 2590m, Lechtaler Alpen

Nach nächtlichen Regenfällen brachen wir heute Morgen ins Steinkar auf. Dabei lief uns dieser Salamander über den Weg.
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Wie im Führer beschrieben stiegen wir zum Einstieg der Gusta über ein Schneefeld auf. Die Randkluft konnten wir leicht überwinden und gelangten in eine höhlenartige Nische. Wegen des Schnees war der Originaleinstieg ein paar Meter weiter unten nicht erreichbar. Franzi stieg die erste Seillänge vor, ich stieg nach.
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Die nächsten beiden IIIer-Längen waren fast zu einfach, doch die vierte sah schon von unten interessant aus.
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(Das Bild wurde bereits ein paar Meter über dem Stand aufgenommen)

Mit dem Topo stimmte sie nicht ganz überein, da es aber sehr wenig Struktur zeigte und die Bohrhaken den Weg wiesen, dachte ich mir nichts weiter dabei. Auch nicht, als sie mir deutlich schwieriger vorkam als IV-. Durch Spreizen konnte der Schichtüberhang an einer Schwachstelle elegant überwunden werden. Danach wurde es leichter. Am Beginn eines Schrofenabschnitts war der Stand. Hier steckten keine Bohrhaken mehr, da das Gelände sehr einfach war. Wir fragten uns, wo es weitergehen sollte, denn der Quergang nach rechts laut Topo hätte uns in die Nachbarroute geführt. Franzi meinte den im Topo eingezeichneten Kamin entdeckt zu haben und stieg darauf zu. Tatsächlich fand sie auch einen Stand.
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Als ich nachgekommen war, wunderte ich mich, dass die Bohrhaken nicht mit einer Kette verbunden waren wie bei den bisherigen Ständen. Weiter links sah ich einen passenden Stand und einen bohrhakenbestückten Kamin. Dass er nicht so lang war, wie im Topo beschrieben, sah ich auch, aber nach den bisherigen Ungenauigkeiten kümmerte ich mich nicht weiter darum, sondern nutzte ihn für den weiteren Aufstieg. Eine weitere Seillänge noch und wir waren am Gipfel angekommen. Wir rasteten nicht allzu lange, da die Wolken sehr schnell quollen. Die Ötztaler Alpen, die wir wenige Seillängen noch so wunderbar hatten sehen können, waren fast komplett verschwunden. Ein paar Bilder vom Gipfel sind es dennoch geworden.
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Durch Schrofengelände ging es zur Westlichen Parzinnscharte hinab. Der weitere Abstieg war durch Drahtseile erleichtert, auch wenn sie stellenweise noch unter Schnee lagen. Ansonsten wäre er nicht besonders schwierig, aber sehr unangenehm wegen des vielen Schutts gewesen. Bergschuhe sollte man bei allen Touren, deren Abstieg über die Westliche Parzinnscharte führt, mitnehmen.
Das zurzeit noch großteils schneebedeckte Steinkar:
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Der zweite Gipfel von links ist der Südwestliche Parzinnturm. Der elegante Felsturm etwa in Bildmitte ist der Spiehlerturm, den man bereits gut auf Bild Nummer 7 sehen konnte. Beim Rückweg zur Hütte begann es bereits leicht zu regnen. Als wir unser Gepäck dort umpackten wurde der Regen stärker, doch als wir fertig waren, tröpfelte es nur noch. Wir kamen bis zum Auto ohne richtig nass zu werden, obwohl es sich Franzi nicht nehmen ließ noch zu fotografieren.
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Erst bei der Heimfahrt nach Innsbruck erwischten uns zwei heftige Gewitterschauer. Wir freuten uns, über die gelungene Tour, die perfekt ans Wetter angepasst war. Als ich zu Hause recherchierte, ob es im Internet nicht ein besseres Topo der Gusta gibt, fand ich heraus, dass wir sie gar nicht geklettert waren, sondern die „in ricordo di Pauli“, die aber der Gusta nicht nur in Bezug auf die Schwierigkeit ähnlich ist. Dem Leser wäre wahrscheinlich auch ohne den Titel früher als uns aufgefallen, dass wir in der falschen Route unterwegs waren. Dabei habe ich noch nicht einmal geschrieben, dass wir uns über die extrem neuen Bohrhaken gewundert haben.
Die Erklärung des Rätsels ist sehr einfach. Laut unserem Führer, immerhin auf dem Stand von 2010, gibt es im entsprechenden Wandteil nur eine Route, daher mussten die Bohrhaken, die wir gefunden hatten, zur Gusta gehören. Doch 2012 wurde die „in ricordo di Pauli“ erstbegangen, deren Einstieg ganz knapp unterhalb des Einstiegs der Gusta liegt. Nebenbei hat der Tag noch einiges über das menschliche Denken gezeigt. Wenn die Grundannahme falsch ist und nicht in Frage gestellt wird (Wir sind in der richtigen Route[, weil es keine andere in diesem Wandteil gibt]), übersieht man leicht das Offensichtliche, dass die Grundannahme falsch ist.

Trotz der falschen Route war es ein toller Tourentag. Außerdem dürfte das die früheste Wiederholung einer Route sein, die wir bislang gemacht haben. Die Steinseehütte ist gut geführt, wir werden sie sicherlich früher oder später erneut besuchen.

[Deichjodler]

AW: in ricordo di Pauli (V-), Südwestlicher Parzinnturm, 2590m, Lechtaler Alpen

Ich sehe schon, Ihr meint es ernst mit dem Klettern! Schön, dass Ihr auch in falsche Route Freude hattet. War natürlich auch ein bisschen Glück dabei, dass sich die Schwieirgkeiten nicht so sehr unterschieden.

Wie ist der Fels denn dort? Das Gebiet um die Steinseehütte ist ja ziemlich bekannt fürs Klettern aber auf den Bildern sehen die Berge eher brüchig aus.

[placeboi]

AW: in ricordo di Pauli (V-), Südwestlicher Parzinnturm, 2590m, Lechtaler Alpen

Dass der Schwierigkeitsgrad ähnlich ist, liegt nicht nur am Glück, sondern auch an der Struktur der Wand. Die benachbarte "Ein Stück Himmel" ist ebenfalls mit V- bewertet.

Der Fels war viel besser als er aussieht. Im unteren Teil war nahezu kein Griff fragwürdig, im oberen wackelten ein paar Schuppen. Etwas Geröll lag jedoch vor allem in den leichteren Längen herum. Insgesamt muss man sich mit etwas Erfahrung im Alpinklettern wegen der Felsqualität keine Sorgen machen. Der oberen Teil soll laut Hüttenhomepage noch ausgeputzt werden. Also dürfte es in den älteren Routen noch besser aussehen.